Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179822
Скачать книгу
mit Ihnen reden Milo! Mit Ihnen persönlich - und mit niemand anderem! Sie müssen einen großen Eindruck auf ihn gemacht haben!"

      "Bin mal gespannt, was er mir zu sagen hat", antwortete Milo.

      Die Vernehmung des überlebenden Chauffeurs war mehr oder minder ohne Ergebnis verlaufen. Unser Verhörspezialist Dirk Baker hatte dadurch nur bestätigt gefunden, dass es sich bei den Männern, mit denen sich Oleg getroffen hatte, um ehemalige Söldner gehandelt hatte. In unseren über das Verbundsystem NYSIS zugänglichen Datenbanken waren ganze Dossiers über diese Leute zu finden. Offenbar hatte Oleg neue Leute gesucht, um den Krieg gegen Little Italy fortsetzen zu können.

      "Reden Sie mit Oleg", wandte sich Mister McKee noch einmal an Milo. "Vielleicht erfahren Sie ja etwas, das uns weiter bringt."

      Ich trank meinen Kaffee leer und wandte mich an Milo. "Wir sollten keine Zeit verlieren! Wenn Olegs Zustand wirklich derart kritisch ist..."

      "Für Sie habe ich eine andere Aufgabe, Jesse!", unterbrach mich Mister McKee

      Ich sah ihn fragend an.

      "Sir?"

      "Der Westernmantel dieses Roller-Skates-Fahrers ist aus dem Labor zurückgekommen. In Kniehöhe befand sich ein Blutfleck, aus dem testfähige DNA gewonnen werden konnte."

      "Scheint, als wäre Rico Jarmaine nicht so hundertprozentig sicher auf den Blades, wie er uns gegenüber getan hat!", meinte ich.

      Mister McKee schüttelte den Kopf.

      "Die gesicherte DNA stammt nicht von Rico Jarmaine."

      Ich hob erstaunt die Augenbrauen. "Dann hat er die Wahrheit gesagt und ihm gehörten die Sachen wirklich nicht?"

      "Ja. Aber diese Spur ist trotzdem nicht kalt. Die Kollegen aus dem Labor sind überzeugt davon, dass die gefundene DNA von einem nahen Verwandten stammt..."

      22

      Zusammen mit meinen Kollegen Leslie Morell und Jay Kronburg fuhr ich in die Bronx. Wir benutzten einen unauffälligen Ford aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft.

      Rico Jarmaine wohnte offiziell bei seiner Mutter in einem heruntergekommenen Brownstone-Haus in der 140. Straße.

      Ich parkte den Ford am Straßenrand. Wir stiegen aus.

      Das Haustürschloss war defekt. Die Klingelanlage ebenfalls. Wir betraten den Flur.

      Ein Cracksüchtiger kauerte in einer Ecke. Seine Pupillen waren extrem geweitet.

      Den Aufzug war außer Betrieb. Wir mussten die Treppe nehmen und gelangten Schließlich zur Wohnungstür von Eliza Jarmaine. Wir klopften. Keine Antwort.

      "Hier spricht Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Bitte machen Sie die Tür auf!"

      Die Antwort erfolgte in Form eines Schusses.

      Eine Shotgun riss ein handgroßes Loch in die dünne Holztür.

      Zum Glück hatten wir uns sicherheitshalber rechts und links mit genügendem Abstand postiert. Ein zweiter Schuss folgte, riss etwas oberhalb des ersten Einschusslochs die Tür auf.

      "Seien Sie vernünftig!", rief Leslie Morell.

      "Verschwindet!", rief eine weibliche Stimme.

      Jay Kronburg und ich wechselten einen kurzen Blick, nickten fast gleichzeitig. Wir waren uns einig. Es war notwendig, dass wir losschlugen, bevor die Shotgun-Schützin nachladen konnte.

      Jay öffnete die Tür mit einem gewaltigen Tritt, wich zur Seite. Ich stürzte als Erster in die Wohnung. Die SIG hielt ich in der Faust. Eine Mittvierzigerin mit gelockten Haaren stand vor mir, schob gerade eine weitere Patrone in den Lauf ihrer Shotgun.

      Ich richtete die SIG auf sie.

      "Fallen lassen!", brüllte ich.

      Sie erstarrte, gehorchte dann.

      Die Shotgun fiel zu Boden. Ich war froh, dass sich kein Schuss löste.

      Jay folgte mir dicht auf. Ich senkte die Waffe. Von der Frau ging keine Gefahr mehr aus. Ich hielt ihr meine ID-Card unter die Nase.

      Sie schluckte. "Shit, Sie sind ja wirklich ein G-man!"

      "Allerdings!"

      "Sorry, aber letzte Woche ist ein Stockwerk höher jemand mit dieser Masche ausgeraubt worden. Ich wollte Sie nicht angreifen. Ehrlich..."

      "Schon gut, beruhigen Sie sich!", sagte Jay Kronburg.

      Sie sah uns überrascht an. "Was wollen Sie von mir? Mein Sohn ist doch von euch Cops verhaftet worden! Was immer ihr ihm anhängen wollt..."

      Ich unterbrach ihren wirren Redefluss. Auf dem Tisch standen mehrere leere Whisky-Flaschen. Vermutlich hatten wir es mit einer Alkoholikerin zu tun.

      "Sie sind Eliza Jarmaine?", fragte ich.

      "Ja."

      "Wir haben Ihren Sohn Rico verhaftet, weil er im Verdacht stand, an dem berüchtigten Roller-Blades-Anschlag auf der Brooklyn-Bridge teilgenommen zu haben. Wir denken jetzt, dass er unschuldig ist."

      "Na großartig, warum lassen Sie ihn dann nicht einfach frei und verschwinden?", fauchte sie.

      Ich versuchte beruhigend auf sie einzureden. "Ihr Sohn Rico benutzte einen Westernmantel, wenn er mit seinen Roller-Skates in einer stillgelegten Tiefgarage ein paar Blocks weiter halsbrecherische Manöver durchführte. Wir wissen, dass diesen Mantel einer der Killer von der Brooklyn Bridge getragen hat."

      Sie kniff die Augen zusammen, musste plötzlich aufstoßen.

      "Ich dachte, mein Junge wäre unschuldig!"

      "Der Punkt ist, dass Rico es einfach nur cool fand, in diesen Klamotten herumzulaufen. In den Klamotten eines Typen, der es mit seinem Mordanschlag geschafft hatte, in die Reihen einer Gang namens Los Santos aufgenommen zu werden!"

      Eliza Jarmaines Gesicht wurde zu einer starren Maske.

      "Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden", behauptete sie.

      "Sie haben noch einen zweiten Sohn", stellte ich fest. "Er heißt Kelly und ist ein paar Jahre älter als Rico. Kelly war an dem Anschlag auf der Brooklyn Bridge beteiligt, nicht Rico."

      Jay Kronburg mischte sich ein. "Wissen Sie, wo sich Kelly befindet?"

      "Nein, keine Ahnung! Und ich würde Ihnen meinen Sohn auch niemals ans Messer liefern, G-man!"

      "Besser wir finden ihn, als die Killer der Scarlatti-Familie", gab ich zu bedenken. "Ich bin mir sicher, dass die