Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179884
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      „Sie haben Recht“, gab Willard Reilly zu. „Eines dieser Ziele wird es wohl sein, es sei denn irgendwo anders fängt es plötzlich an zu brennen, sodass das Space Army Corps eingreifen muss. Allerdings weiß ich ehrlich gesagt selbst noch nicht, wohin es gehen wird!“

      Der Techniker zwinkerte Commander Reilly zu. „Das würde ich an Ihrer Stelle auch sagen, Sir!“

      Kapitel 3: Ein Raumschiff namens STERNENKRIEGER

      Nachdem das Shuttle an Spacedock 1 festgemacht hatte, fand sich Commander Reilly umgehend in Konferenzraum C 4 ein. Er war einer der Letzten, die die dort eintrafen. Gut zwei Dutzend Raumkommandanten des Space Army Corps hatten sich hier versammelt. Die meisten von ihnen waren Befehlshaber Leichter Kreuzer wie der STERNENKRIEGER. Reilly sah alte Bekannte wieder, etwa Commander Steven Van Doren, der einst die JUPITER, den zweiten Prototyp der Scout-Klasse, befehligt hatte.

      Nachdem die JUPITER bei der Jungfernmission im Niemandsland während eines Raumgefechts mit den Qriid vernichtet worden war, hatte Van Doren sofort ein neues Kommando erhalten. Jetzt befehligte er den Leichten Kreuzer PLUTO. Relativ häufig nahmen Van Doren und Reilly an gemeinsamen Operationen teil.

      Innerhalb des letzten halben Jahres hatten sie jedoch weniger miteinander zu tun gehabt, da Commander Van Doren und seine PLUTO vorwiegend zu Patrouillenflügen im Grenzgebiet zu dem gewaltigen Reich der äußerlich sehr menschenähnlichen K'aradan eingesetzt worden war. Dort tobte noch immer ein Krieg zwischen den sauroiden Fulirr und den K'aradan. Beide Seiten hofften nach wie vor, die Menschheit als Bundesgenossen gewinnen zu können, aber bislang war es den Humanen Welten gelungen, sich aus diesem Krieg herauszuhalten.

      In wie fern dies auch in Zukunft gelingen würde, war durchaus nicht sicher, aber seit die jenseits des Niemandslandes heranwachsende Bedrohung durch die Qriid bekannt geworden war, setzte die Führung des Humanen Rates alles daran, einen Zwei-Fronten-Krieg zu verhindern.

      Dafür war das Space Army Corps der Humanen Welten nun wirklich nicht gerüstet. Man konnte schon froh sein, wenn die fieberhaft begonnene Aufrüstung und die Umstellung der Taktik, auf die Verwendung kleinerer, flexibel einsetzbarer Einheiten noch rechtzeitig griff, bevor es zu den ersten ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem Imperium der Qriid kam.

      Wie ein Damoklesschwert hing diese Bedrohung seit zwei Jahren über der Menschheit und sorgte dafür, dass immer größere Anteile an den zur Verfügung stehenden militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen in die Abwehr dieser Gefahr gelenkt werden mussten.

      Und der Zenit dieser Entwicklung war noch längst nicht erreicht.

      Jedem, der mit der Materie zu tun hatte, war das nur allzu bewusst.

      „Na, wie geht’s dir, altes Haus?“, fragte Willard Reilly. „Gibt’s an der K'aradan-Front endlich Entwarnung oder was machst du hier auf Spacedock 1?“

      „Umgruppierung zur Verbesserung der Effizienz nennt sich so etwas“, erwiderte Steven Van Doren, der zusammen mit Willard Reilly die Space Army Corps Akademie auf Ganymed besucht hatte.

      „Das heißt in Wahrheit doch, dass es irgendwo mal wieder ein Loch zu stopfen gilt, habe ich Recht, Steven?“

      „Ins Schwarze getroffen“, nickte Van Doren. „Aber es pfeifen ja auch die Spatzen von den Dächern, dass die geplante Anzahl an Leichten Kreuzern nicht fristgerecht fertig gestellt werden konnten.“

      „Die Pläne waren aber auch ziemlich ehrgeizig!“

      „Wem sagst du das, Willard! Und vor allem ist man bei den Planungen stets von den günstigsten Prämissen ausgegangen. Jeder, der etwas davon verstand, konnte einem vorher sagen, dass das nicht klappen konnte!“

      „Und warum hat man diese weisen Experten dann nicht zu Rate gezogen?“

      Van Doren machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist doch immer dasselbe, Willard! Wenn du eine unbequeme Wahrheit zu verkünden hast, dann giltst du im Handumdrehen bei den Entscheidungsträgern nicht mehr als Experte, dessen Meinung gefragt ist. Raimondo wollte die Aufrüstung auf Biegen und Brechen durchsetzen und – was soll man sagen? Er hat zumindest teilweise seine Ziele erreicht.“

      „Andererseits müssen wir uns tatsächlich warm anziehen, Steven. Dieses Qriid-Imperium wird nicht viel Federlesen mit uns machen.“

      Van Doren grinste.

      „Wenigstens hast du deswegen noch nicht deinen Humor verloren.“

      „Das kommt wahrscheinlich noch. Spätestens dann, wenn es wirklich knallt und sich herausstellt, dass wir nicht die Mittel besitzen, um uns gegen die drohende Invasion angemessen zu wehren!“

      Reilly hatte noch etwas hinzufügen wollen. So manches, was die gegenwärtige Verfassung des Space Army Corps sowie die politische Lage betraf, lag ihm geradezu auf der Zunge. Er hatte das Gefühl, dass die Menschheit sehenden Auges auf ihr Verderben zusteuerte und letztlich nicht genug dafür tat, um die jenseits des Niemandslandes lauernde Bedrohung abzuwenden.

      Zumindest in dieser Hinsicht war er mit Admiral Gregor Raimondo vollkommen einer Meinung.

      Und doch verstummte er in diesem Augenblick, denn der Admiral hatte zusammen mit seiner Adjutantin Lieutenant Mara Caporale den Raum betreten.

      Die anwesenden Raumschiffkommandanten nahmen Haltung an.

      „Rühren und setzen“, sagte Raimondo.

      Raimondo und Caporale nahmen die für sie vorgesehenen Plätze ein. Der Admiral kam ohne Umschweife gleich zur Sache. Lieutenant Mara Caporale aktivierte derweil einen Wandbildschirm.

      Wenig später war dort eine schematische Darstellung der Raumkugel zu sehen, die die Humanen Welten als ihr Territorium beanspruchten – was keineswegs bedeutete, dass sämtliche innerhalb des 50-Lichtjahre-Radius um die Erde gelegenen Systeme auch tatsächlich vollständig erforscht und zur Besiedlung durch irdische Siedler erschlossen waren.

      Auf jeweils entgegen gesetzten Seiten dieser Raumkugeln schlossen sich das Reich der K'aradan und das so genannte Niemandsland an das Territorium der Humanen Welten an. Wie groß das Reich der K'aradan tatsächlich war, wusste man bislang nicht. Klar war aber, dass seine Ausdehnung mindestens um den Faktor hundert die Ausdehnung der Humanen Welten überstieg. Weite Teile des heutigen Territoriums der Humanen Welten sowie der ebenfalls benachbarten Fulirr sowie der Ontiden waren früher einmal Teil des K'aradan-Reichs gewesen, dessen beste Tage längst Vergangenheit waren.

      Lieutenant Caporale markierte den Bereich des Niemandslandes, von dem nicht einmal die exakte derzeitige Ausdehnung bekannt war.

      „Wir haben uns lange Zeit als eher zurückhaltende Beobachter verhalten“, begann Raimondo. „Aber wir werden dies im Hinblick auf das so genannte Niemandsland nicht länger fortsetzen können. Zu lange sind wir schon im Ungewissen darüber, was sich auf dem ständig wachsenden Territorium unseres Feindes tut. Wie Sie wissen, hatte die Zurückhaltung einen taktischen Grund. Wir haben nicht einmal ausreichend Kriegsschiffe, um unsere Grenzten ständig zu bewachen. Das Space Army Corps ist dazu nicht ausgerüstet und wir befinden uns in einem schwierigen Prozess der Umstrukturierung. Die alte Strategie, die darin bestand, mit wenigen, aber gut bewaffneten und teilweise riesigen Kriegsschiffen so rasch wie möglich an den Punkt innerhalb des Territoriums der Humanen Welten zu gelangen, an dem es gewissermaßen brennt, hat endgültig ausgedient. Diese Erkenntnis führte insbesondere zur Entwicklung und Fertigstellung des ersten Prototyps des neuen Raumschifftyps, den wir als Scout-Klasse bezeichnen. Ein Zurück gibt es nicht mehr. Wir werden die neue Militärdoktrin Schritt für Schritt umsetzen, um danach besser und flexibler reagieren und größere Grenzsektoren der Humanen Welten gleichzeitig sichern zu können.

      In der Vergangenheit durften wir einerseits gegenüber den Qriid nicht unnötig auf uns aufmerksam machen. Andererseits hatten wir schlicht und ergreifend die Mittel nicht, um größere Expeditionen durchzuführen. Aber dies hat sich nun geändert." Admiral Raimondo blickte in die Runde. Er war jünger als so mancher der Kommandanten, die unter ihm dienten,