Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Whitmore
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783948397258
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besaßen. Arieana war eine der wenigen Atlantae, die sieben der acht magischen Elemente kontrollieren konnten. Gerade für komplexere Magietechnologie war es nötig, mehrere verschiedene Zauber aus unterschiedlichen Elementen einzuweben, und das erforderte entweder, dass man sie alle beherrschen konnte oder, dass mehrere Magier gleichzeitig Zauber einwebten, was allerdings sehr schwierig war.

      „Aiden ist ganz nervös, weil er Vater wird“, erzählte Filki, während Arieana sie aus ihrer Wohnung geleitete.

      „Das kann ich mir vorstellen“, lachte Arieana. „Du scheinst die Sache ja sehr gelassen zu nehmen.“

      „Es bringt nur nichts, wenn ich mir jetzt schon Sorgen mache“, erklärte Filki. „Ich hab schon so viel hinter mir, da werd ich doch hoffentlich mit einem Kind auch fertig.“

      „Zumindest wirst du deine Magie wieder nutzen können, wenn das Kind da ist“, meinte Arieana. „Wenn die Schwangerschaft vorbei ist, dürfte dein Körper seine magische Energie wieder für dich freigeben.“

      „Das ist mit das Schlimmste an meinem Umstand“, seufzte Filki. „Ich komm ja mit allem klar, aber dass ich keine Magie nutzen kann, solange ich schwanger bin, ist wirklich nervig.“

      „Sei lieber froh, dass es so ist, sonst hättest du das Kind vermutlich schon in den ersten Tagen verloren.“

      „Ja, du hast recht“, stimmte Filki Arieana zu. „Für meine Kleine werd ich gerne noch ein paar Monate auf Magie verzichten.“

      Filki verabschiedete sich und machte sich über die Brückensysteme auf dem Weg zu ihrem und Aidens Apartment.

      Arieanas Wohnung lag in der achten Ebene auf vierhundert Metern Höhe. Sie war teilweise aus dem Baum selbst gewachsen und war zum anderen Teil gebaut worden. Sie selbst hatte den Baum mit ihrer Lebensmagie in Form wachsen lassen. Um den Baum herum standen und hingen mehrere Wohneinheiten, die ihren Ausgang alle auf einer Plattform hatten, von der aus man über Brücken zu anderen Plattformen kam. Wenn man die Ebene wechseln wollte, musste man zu einem der hohlen Bäume, in deren Kern ein Turbolift verlief. Die Plattformen selbst waren gewachsen und mit Nanotechnologie verstärkt worden. Arieanas Wohnung hing unter der Plattform. Dementsprechend war der Eingang im obersten Stockwerk ihrer Wohnung. Von ihrem Balkon aus konnte sie fast die gesamte Stadt überblicken, zumindest den Teil, der unter ihr lag. Wenn sie sehen wollte, was über ihr lag, musste sie nach draußen auf die Plattform gehen. Die Höhe und die Plattform über ihr gaben ihr eine gewisse Privatsphäre oder zumindest die Illusion davon. Atlantische Augen waren so scharf, dass sie ohne Probleme eine Mücke in hundert Metern Entfernung erkennen konnten. Da boten auch vierhundert Meter Höhe keinen Schutz vor neugierigen Blicken. Doch wenn Arieana wirklich ihre Ruhe haben wollte, konnte sie auch ganz einfach ihre Fenster mit nur einem Wort verspiegeln. Jede Wohnung verfügte über eine eigene Klasse-Drei-KI, mit der sich so gut wie alles innerhalb der Wohnung steuern ließ, sei es nun Klimaanlage, Fenster, Licht oder Musik. Gerade Ersteres war auf Atlantis wirklich unverzichtbar. Ihre Siedlung befand sich zwar näher am Nordpol als am Äquator, aber dennoch lag die Durchschnittstemperatur bei 25 Grad. Tagsüber konnte die Temperatur durchaus über vierzig Grad erreichen, und das bei einer Luftfeuchtigkeit von über achtzig Prozent. Zwar gab es jeden Tag um die Mittagszeit einen sintflutartigen Wolkenbruch, doch selbst der konnte die Temperatur nicht wirklich senken. Sie waren quasi in den Tropen. Der ganze Planet war mitten in einer Warmzeit und so schnell würde sich das wohl auch nicht ändern. Mit dem neuen Klima kam jeder unterschiedlich gut zurecht. Während Craibian die schwüle Hitze zu genießen schien, litt Nigel scheinbar doch sehr darunter. Eine Umstellung war es aber für alle. Gut drei Jahre hatten sie in Bunkeranlagen, Raumschiffen und in der Marsbasis verbracht. Immer war die Temperatur streng geregelt gewesen, und auch davor hatten die meisten von ihnen in eher gemäßigten Teilen der Erde gelebt. Alles in allem fand Arieana ihre neue Heimat jedoch wundervoll. Die Luft war so frisch, wie es nirgends auf der Erde war und die etwas niedrigere Schwerkraft ließ alles leichter erscheinen. Das einzig Geisterhafte an dem endlosen Wald war, dass es keine größeren Tiere zu geben schien. Auf dem Boden wimmelte es zwar von Insekten und kleineren nagetierartigen Geschöpfen und in der Luft flogen etliche Vögel umher, aber zumindest zu Land war der Atlantae nun das größte Lebewesen, das es auf Atlantis gab.

      „Wir planen innerhalb von dreißig Tagen die Stadt genug erweitert zu haben, dass die letzten Atlantae aus ihren Quartieren in den Raumschiffen ausziehen können“, erklärte Talon. Craibian hörte ihm aufmerksam zu und nickte nur. „Wir haben unsere Förderkapazitäten genug erweitert, dass wir ausreichend Rohstoffe dafür haben dürften.“

      „Wie sieht es mit der Nahrungsversorgung aus?“, fragte Craibian seinen alten Freund.

      „Im Moment zehren wir noch von den Reserven, aber es sind schon weitere Gewächshäuser in Planung. Ich hatte auch an ein oder zwei vertikale Gärten gedacht. Ich glaube, wir werden nicht lange auf Essen aus den Replikatoren angewiesen sein“, erklärte Talon.

      „Und mit der Energieversorgung läuft auch alles wie geplant?“, fragte Craibian weiter.

      „Jep“, grinste Talon. „Der Fluss im Norden eignet sich perfekt für einen Staudamm und die Probebohrung in der Nähe des Vulkans im Süden war auch eine Goldgrube. Wir werden da so bald wie möglich ein Geothermiekraftwerk errichten.“

      „Und dann haben wir genug?“

      „Jep“, bestätigte Talon. „Allein das Wasserkraftwerk könnte unseren jetzigen Strombedarf schon zu neunzig Prozent decken. Die monsunartigen Regenfälle, die es hier gibt, transportieren jeden Tag Tausende Tonnen Wasser in die Berge.“

      „Schön zu wissen, dass das extreme Wetter hier auch seine guten Seiten hat“, meinte Craibian. Atlantis war ein noch sehr junger Planet. Sein Inneres war noch immer sehr heiß und dadurch gab es quasi überall Vulkane. Sein Mond umkreiste ihn in nur knapp 100.000 Kilometern Abstand und erzeugte zusammen mit dem tropischen Klima immer wieder heftige Stürme und auf dem Meer gigantische Wellen und Gezeiten. Wegen Ersteren hatten sie die ganze Stadt orkansicher gebaut. Wenn die Windstärke zu stark wurde, aktivierten sich die Schildgeneratoren an den Plattformen und den Brücken und schützten die Atlantae darunter vor dem Sturm. Die Windkraftgeneratoren hingegen wurden nicht geschützt. Sie waren auf Überlast ausgelegt und konnten selbst bei Windgeschwindigkeiten von zweihundert Stundenkilometern noch Energie erzeugen. Bei jedem Sturm luden sich somit die Akkuspeicher auf, die unterirdisch unter der Stadt installiert worden waren. Die raue Umgebung half ihnen gerade bei der Energieerzeugung, doch was die Bauarbeiten anging, kam es für Craibians Geschmack zu häufig zu Unterbrechungen aufgrund eines Sturms oder Unwetters. Gerade die geologische Instabilität bereitete ihnen hier und da Probleme. Sie waren erst seit ein paar Monaten hier, und doch hatten sie schon ein Erdbeben hautnah erleben dürfen. Die Beben waren einer der Gründe, warum sie den Großteil ihrer Stadt auf Bäumen gebaut hatten. Den Riesen schienen die Erdbeben nichts auszumachen. Sie waren biegsam genug, dass sie die Schwingungen einfach ausgleichen konnten. Alles was die Atlantae auf oder gar unter dem Boden aufgebaut hatten, musste dafür enorm stabil konstruiert werden. Mehr als einmal hatten sie einen Minendroiden verloren, als ein Schacht nach einem Erdbeben eingestürzt war, doch zum Glück setzten sie nur Droiden in den Bergwerken ein und diese waren ersetzbar.

      „Wie sieht es mit den orbitalen Strukturen aus?“, fragte Craibian nun weiter. „Was hast du dir ausgedacht?“

      „Da wir hier länger bleiben wollen als auf dem Mars, hab ich mir ein etwas ambitionierteres Projekt überlegt“, gab Talon zurück und grinste.

      „Oh weh“, stöhnte Craibian, „wenn du schon das Wort ambitioniert in den Mund nimmst, muss das was heißen.“

      Talon ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Ich dachte an einen Planetenring.“

      „Bist du sicher, dass ambitioniert dafür nicht etwas, nun ähm, untertrieben ist?“, fragte Craibian seinen Raumschifftechniker mit hochgezogenen Augenbrauen. Ein Planetenring bezeichnete eine theoretische Struktur, über die sich Craibian und Talon schon ein paarmal unterhalten hatten. Es war quasi eine gigantische ringförmige Raumstation, die einmal um den Planeten führte und als Werft, Hafen, Verteidigungsstation, Lebensraum und als interstellares Handelszentrum des ganzen