Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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"Onkel Tony, ich.."

      "Widersprich mir nicht. Ich habe meine Augen und Ohren überall. Und soll ich dir was sagen, Ray? Ich befürworte es sogar, wenn mein Statthalter im Big Apple die Zügel fest in der Hand hat. Aber zwei Dinge gefallen mir nicht. Erstens hast du mit deinem Krieg gegen die Ukrainer entschieden übertrieben. Man radiert die Konkurrenz nicht völlig aus. Man bringt einige ihrer Leute um und einigt sich dann. So läuft das Spiel!"

      "So lief das Spiel früher, Onkel Tony!", erwiderte Ray Neverio eiskalt.

      "Das zweite, was mir missfällt ist, dass du Gelder unterschlägst. Ich kann Betrüger nicht leiden, Ray. Und ich hätte niemals gedacht, dass sich dein Gesicht zur hässlichen Fratze eines Betrügers wandeln würde, sobald die Gelegenheit dazu vorhanden ist."

      Neverio lächelte amüsiert. "Was hast du vor?"

      "Ich werde eine große Versammlung aller Capos einberufen und die Organisation neu ordnen. Du, mein lieber Neffe, wirst dabei keine Rolle mehr spielen."

      Ray Neverio lachte heiser. "Irrtum, Onkel. Umgekehrt wird ein Schuh daraus! Du wirst keine Rolle mehr im Big Apple spielen. Es wird dich niemand vermissen. Offiziell bist du ja auch gar nicht hier..." Er beugte sich vor, fixierte Tony Rezzolotti mit seinem eisigen Blick. "Unser gemeinsamer Vertraute George Bucci, den du für ach so integer hältst, war mir noch einen Gefallen schuldig. In der Pizza und dem Wein, die gerade genossen hast, ist eine schwer nachweisbare Substanz, die dich innerhalb der nächsten 24 Stunden dahinraffen wird..."

      Rezzolotti hörte zu kauen auf. Er wurde blass.

      "Das ist nicht ein Ernst, Ray!"

      "Ciao, Onkel! Du hättest niemals wieder amerikanischen Boden betreten sollen!"

      Der "Große Alte" erstarrte.

      Einen Sekundenbruchteil später griff Rezzolotti unter die Jacke. Er riss eine Automatik hervor, feuerte sofort.

      Für Neverio blieb keine Zeit um zu reagieren.

      Die Wucht des Projektils riss ihn zu Boden.

      ​28

      Rund um das "Napoli" herum hatten wir auf das Signal des Einsatzleiters gewartet. Auch in einigen Nebenräumen der Pizzeria befanden sich G-men. Das Innere des Lokals war mit Wanzen versehen. Jedes Wort, das am Tisch gesprochen worden war, hatten wir gehört. Eine getarnte Minikamera lieferte darüber hinaus bewegte Bilder auf einen Bildschirm, der sich in einem Van auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Von dort aus koordinierte Clive Zefirelli den Einsatz.

      Oleg Moshkoliov hatte Tylo gegenüber umfassend ausgesagt, bevor er schließlich für immer die Augen geschlossen hatte. Das war die Rache des Ukrainers an den Mördern seines Vaters. Offenbar war Oleg Moshkoliov über die Rezzolotti-Familie sehr gut informiert gewesen. Evita Jackson hatte für ihn als Top-Spionin fungiert. Die Ex-Prostituierte aus Philadelphia war auf Jack Rezzolotti regelrecht angesetzt worden. Auch nach Jacks Tod hatte Evita Zugang zur Führungsspitze der Rezzolotti-Familie gehabt. Obwohl Jack und Evita nicht verheiratet gewesen waren, war ihr ein Status zugesprochen worden, der dem einer Witwe nahe kam. Das hing mit einem geheimen Testament zusammen, das Jack ausschließlich für die Familie verfasst hatte. Damit hatte er Evita für den Fall seines Todes absichern wollen. Juristisch war es zwar wertlos, für die Familie eine Frage der Ehre, den Wunsch eines Toten zu respektieren. Nur allmählich hatte es Ray Neverio gedämmert, was für eine Schlange er am Hals hatte.

      George Bucci war von unserem Kollegen Clive Zefirelli mit den Aussagen konfrontiert worden, die Oleg Moshkoliov Tylo gegenüber gemacht hatte. Danach sollte Bucci, dem Tony Rezzolotti von früher her absolut vertraute, den "Großen Alten" mit einer vergifteten Pizza töten. Bucci hatte die Wahl. Ein Verfahren wegen Verabredung zum Mord oder Zusammenarbeit mit dem FBI.

      Er hatte sich für die richtige Seite entschieden.

      Wir trugen kugelsichere Westen und standen miteinander in Funkverbindung. Insgesamt waren es annähernd dreißig G-men, die an der Operation teilnahmen.

      Nachdem der Schuss aus dem Inneren des "Napoli" den Organischen von uns beinahe die Trommelfälle platzen ließ, gab Clive das Signal zum Eingreifen.

      Das Türschloss war von uns zuvor so manipuliert worden, das es sich nicht richtig schließen ließ. Tylo riss die Tür auf. Ich stürmte mit der im Anschlag ins Innere. Im Vorraum warteten zwei verdutzte Bodyguards.

      Noch ehe der erste unter die Jacke greifen konnte, hatte ich ihn mit dem Lauf der SIG ausgeknockt.

      Der andere griff blitzartig zu der MPi, die ihm an einem Riemen über der Schulter hing.

      Der kurze Lauf der Waffe zeigte in Tylos Richtung.

      Tylo kam dem Kerl um einen Sekundenbruchteil zuvor. Sein Schuss traf den Bodyguard an der Schulter. Er schrie auf, stürzte zu Boden. Seine MPi wurde verrissen. Ein halbes Dutzend Schüsse lösten sich und ließ den Garderobenspiegel zerspringen.

      "Waffe weg!", schrie Tylo.

      Unser Kollege Jay Kronburg stürmte herein, den 4.57er Magnum-Revolver in der Faust.

      Der Mobster rührte sich nicht mehr.

      Mit einem Tritt ließ ich die Tür Schankraum zur Seite fliegen.

      "Keine Bewegung! FBI!", rief ich.

      Tony Rezzolotti wirkte konsterniert. Tylo schnellte an ihn heran. Der große Mafioso ließ sich widerstandslos die Waffe abnehmen. Er war erfahren genug, um zu wissen, wann er verloren hatte. Zur gleichen Zeit kümmerten sich Kollegen von uns um die Leibwächter in der Küche. Innerhalb von Augenblicken waren sie festgenommen. Ich hörte das Klicken der Handschellen über den Ohrhörer.

      Das Vergnügen, Tony Rezzolotti die Handschellen anzulegen hatte Tylo. "Es ist überflüssig, dass Sie mir die Rechte vorlesen", knurrte der "Große Alte". "Holen Sie mir besser einen Arzt! Ich wurde vergiftet!"

      "Sie sind vollkommen okay", murmelte Tylo. "In der Pizza war nichts, was Ihnen hätte schaden können."

      Ray Neverio lag auf dem Boden, rang nach Luft. Die Kugel, die Tony Rezzolotti auf ihn abgefeuert hatte, war in der Kevlar-Weste steckengeblieben, die Neverio sicherheitshalber unter der Kleidung trug. Da aus sehr geringer Entfernung auf ihn gefeuert worden war, musste er mit ein oder zwei gebrochenen Rippen rechnen.

      Die Waffe war ihm aus der Hand gefallen. Ich nahm sie an mich.

      "Auch Sie sind festgenommen, Mister Neverio. Der Mordversuch an Ihren Onkel ist per Videokamera dokumentiert. Aber es bestehen auch gute Aussichten, Ihnen nachzuweisen, dass Sie für den Mord an Evita Jackson und das Massaker im Hot Spot verantwortlich sind! Ach ja, ein Sprengstoffanschlag in der Bronx dürfte wohl auch noch auf Ihr Konto gehen..."

      Schon am nächsten Tag nahm Michael DiAngelo, der Killer, den ich auf der Avenue of the Finest gestellt hatte, ein Angebot des District Attorneys an und packte aus. Das juristische Tauziehen begann. Aber selbst die besten Anwälte Manhattans würden Ray Neverio und Tony Rezzolotti nicht davor bewahren können, für viele Jahre auf Riker's Island einzusitzen.


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