Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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      ​5

      Die Villa von Alex Moshkoliov gab ein Bild ab, wie man es sonst von Fernsehbildern aus Kriegsgebieten gewohnt war.

      Als Clive und Orry dort mit einem Aufgebot von zwei Dutzend G-men auftauchten, waren bereits zahlreiche Einsatzfahrzeuge des Fire Service und der City Police vor Ort. Die Explosion hatte einen Brand ausgelöst, der allerdings mittlerweile unter Kontrolle war. Ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Häuser war inzwischen so gut wie ausgeschlossen. Aber in der Villa selbst loderten noch immer die Flammen.

      Drei Tote waren inzwischen geborgen worden.

      Allerdings waren sie bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

      Es würde den Gerichtsmedizinern vorbehalten bleiben, sie zu identifizieren.

      Clive Zefirelli sprach zuerst mit George Rowtenburg 54435443, dem einsatzleitenden Androiden des Fire Service.

      "Sorry, aber es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Ihre Leute sich im Inneren der Villa umsehen können!", meinte er. "Momentan herrscht dort noch akute Lebensgefahr."

      "Ist noch jemand im Haus?", fragte Clive.

      "Soweit wir wissen nicht", erklärte Rowtenburg 54435443. "Unsere Leute konnten trotz ihrer Ausrüstung bislang nur einen kleinen Teil des Gebäudes betreten."

      Clive blickte zu dem brennenden Gebäude hinüber. Beißende Qualmwolken zogen über das für New Yorker Verhältnisse sehr weitläufige Grundstück.

      Orry meldete sich zu Wort. "Ich glaube, wir kriegen Besuch!", stellte er fest. Er deutete auf einen kleinen, breitschultrigen Mann mit Halbglatze und energischen Gesichtszügen. Mit einem Gefolge von mehreren kräftig gebauten Kerlen betrat er das Grundstück.

      Einer der uniformierten Kollegen der City Police versuchte die Gruppe aufzuhalten.

      "Gehen Sie aus dem Weg, Mann! Ich bin Alex Moshkoliov! Mir gehört dieses Haus - oder was von ihm übrig geblieben ist." Der Mann verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

      Clive, Orry und einige weitere G-men gingen auf Moshkoliov zu. Clive zog seine ID-Card, hielt sie dem Ukrainer entgegen.

      "Ich bin Agent Zefirelli, stellvertretender SAC des FBI Districts New York. Es freut mich, dass Sie wohlauf sind, Mister Moshkoliov."

      Moshkoliov war ein Elf. Bleiche Haut, bleiche Haare, die typischen Ohren...

      Die Gen-Therapie, durch die man zum Elf wurde, hatte ein paar unübersehbare körperliche Nebenwirkungen. Diese Veränderungen waren ästhetisch gesehen Geschmacksache. Dagegen standen die starken Selbstheilungskräfte, die erweiterte Sinneswahrnehmung und hohe Lebenserwartung, die wiederum auf die verbesserten Selbstheilungskräfte zurückging.

      Es gab mehrere Möglichkeiten, ein Elf zu werden.

      Die preiswerteste war: Man war das Kind eines Elfen. Besser war, wenn beide Elternteile Elfen waren, brauchte man keine optimierende Nach-Behandlung, in der noch ein paar Gen-Schalter umgelegt werden mussten.

      Die andere Möglichkeit war: Man hatte Geld und konnte sich die Gen-Therapie leisten.

      Die Zeiten, da Gen-Therapien nur in der nächsten Generation wirksam werden konnten, waren lange vorbei.

      Aber man musste einiges dafür auf den Tisch legen.

      Unsterblichkeit - oder das medizinisch machbare Pendant dazu - hatte eben ihren Preis.

      Von Moshkoliov war bekannt, dass er ihn hatte zahlen können.

      Er hatte sich das unsterbliche Elfenleben mit seinen zweifelhaften Geschäften verdient, aber egal was kam: Das konnte ihm niemand mehr wegnehmen.

      Es sei denn, es schaffte irgendwann mal jemand, ihn auf den elektrischen Stuhl zu bringen.

      Oder die Flammen eines brennenden Hauses verzehrten ihn.

      Auch die Selbstheilungskräfte eines Elfen hatten ihre Grenzen.

      Moshkoliovs Ohren legten sich eng an den Kopf. Er schnüffelte und verzog das Gesicht. Irgendetwas quälte seine empfindlichen Sinne.

      Cops hatten für ihn ihren eigenen Geruch.

      Keinen guten.

      Moshkoliov sagte:

      "Ach wirklich? Sie brauchen mir nichts vorzuheucheln, G-man! In Wahrheit haben Sie gehofft, dass ich von den Androiden des Fire Service als verkohlte Leiche geborgen werde! Ihr seid doch alle gleich! Ehrliche Geschäftsleute werden von Ihnen mit Ermittlungen überzogen und nach Strich und Faden schikaniert! Aber auf der anderen Seite ist Ihre Behörde nicht in der Lage, für Sicherheit zu sorgen!" Moshkoliov streckte den Arm aus und deutete auf die Villa. "Da haben Sie den Beweis! Ich hoffe, Sie verfolgen die Schuldigen genauso hartnäckig, wie Sie es mit unbescholtenen Bürgern tun!"

      "Nun mal halblang!", unterbrach Clive Zefirelli den Redefluss des Ukrainers mit Elfenohren. "Sie können froh sein, dass Sie in einem Staat leben, in dem Verdächtige relativ große Rechte genießen, sonst säßen Sie längst hinter Gittern!"

      "Ach! Jetzt wollen Sie mich auch noch beschuldigen! Dabei bin ich um ein Haar das Opfer eines Mordanschlags geworden!" Moshkoliov schnappte nach Luft. Er sagte ein paar Worte auf Ukrainisch zu seinen Bodyguards. Einer der breitschultrigen Mobster reichte seinem Boss daraufhin ein daumengroßes Sprühfläschchen.

      Moshkoliov sprühte sich damit in den Rachen.

      Das diente dazu, ihn vor allzu intensiven Sinneseindrücken zu schützen.

      Manche - insbesondere Elfen der ersten Generation - wurden damit nämlich nicht fertig und litten darunter.

      "Was ist Ihrer Meinung nach hier passiert?", fragte Clive in sachlichem Tonfall.

      "Ich war in der City unterwegs, als mich einer meiner Leute anrief. Victor Kosteliov. Er sagte, ein Päckchen sei für mich abgegeben worden. Von einem Kurier. Ich habe Vic gesagt, dass er es sofort öffnen soll. Dann habe ich die Explosion durch das Telefon gehört." Moshkoliov schluckte. "Ich nehme an, dass Vic nicht mehr am Leben ist. Der arme Kerl. Er war mein Neffe und ich hatte eigentlich gedacht, dass er eines Tages einen Teil meiner Geschäfte weiterführt..."

      "Warum war Ihnen dieses Päckchen so wichtig, dass Sie die sofortige Öffnung anordneten?", hakte Clive nach.

      "Vic hatte mir durchgegeben, dass es von dem Juwelier Zorovsky abgeschickt worden war. Ich weiß nicht, ob jemand wie Sie das Diamond Dreamland in der Fifths Avenue kennt."

      "Ein sehr teurer Laden für handgearbeiteten Schmuck", sagte Clive gelassen.

      Moshkoliov hob die Augenbrauen. "Sie überraschen mich, G-man! Wie auch immer, Zorovsky gehört das Diamond Dreamland. Ich hatte mir von ihm ein paar Schmuckstücke anfertigen lassen, die ich heute Abend einer Dame zu schenken gedachte. Ich wollte wissen, wie die Stücke geworden sind..."

      "Und das konnte dieser Victor Kosteliov für Sie beurteilen?", wunderte sich Clive. "Als was war er bei Ihnen angestellt?"

      "Als Majordomus."

      Clive wechselte mit Orry einen kurzen Blick. Dann fuhr der stellvertretende SAC fort: "Wir werden von Ihrer Aussage ein Protokoll machen müssen. Möglicherweise werden Sie Ihre Version der Ereignisse eines Tages vor Gericht wiederholen und beeiden müssen. Das ist Ihnen doch klar, oder?"

      Moshkoliov verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

      "Ihre Kollegen haben in der Vergangenheit nie versäumt, mich auf meine Rechte hinzuweisen."

      "Ich