Falschheit hingegen ist nicht diese avidya, sondern ihr extremstes Ergebnis. Sie wird von einer asurischen Macht geschaffen, die sich in diese Schöpfung einmischt, und ist nicht nur von der Wahrheit getrennt und daher in ihrem Wissen begrenzt und dem Irrtum offen, sondern befindet sich auch im Aufruhr gegen die Wahrheit oder aber ergreift diese lediglich, um sie zu entstellen. Diese Macht, die dunkle asurische Shakti oder rakshasische Maya gibt ihr entstelltes Bewusstsein als das wahre Wissen aus und seine vorsätzlichen Verzerrungen oder Verdrehungen der Wahrheit als die eigentliche Wirklichkeit der Dinge. Die Mächte und Personalitäten dieses entstellten und entstellenden Bewusstseins nennen wir feindliche Mächte oder feindliche Kräfte. Und wann immer diese Entstellungen, die sie aus dem Stoff der Unwissenheit schaffen, von ihnen als die Wahrheit der Dinge ausgegeben werden, bezeichnet man es im yogischen Sinn als Falschheit, mithya, moha [Lüge oder Täuschung].
2. Mächte und Erscheinungen
Diese sind Kräfte und Wesen, die danach trachten, die Falschheiten, die sie in der Welt der Unwissenheit erschufen, aufrechtzuerhalten und sie als die Wahrheit auszugeben, der die Menschen zu folgen haben. In Indien werden sie Asuras, Rakshasas, Pisachas genannt (Wesen des jeweilig mentalisierten Vitals, des mittleren Vitals und der niederen vitalen Ebenen), die sich in Widerstreit mit den Göttern, den Mächten des Lichtes, befinden. Auch sie sind Mächte und auch sie haben ihr kosmisches Feld, in dem sie ihre Herrschaft und Tätigkeit ausüben; einige von ihnen waren einst göttliche Mächte (die früheren Götter, purve devah, wie sie im Mahabharata genannt werden), die durch ihr Aufbegehren gegen den göttlichen Willen, der hinter dem Kosmos steht, der Dunkelheit anheimfielen. Das Wort „Erscheinungen“ bezieht sich auf die Formen, die sie annehmen, um die Welt zu beherrschen – Formen, die oft falsch sind und immer die Falschheit verkörpern, manchmal auch pseudo-göttliche Formen.
3. Mächte und Personalitäten
Der Gebrauch des Wortes Macht wurde bereits erklärt – es kann für alles oder jeden angewendet werden, der eine bewusste Macht im kosmischen Bereich ausübt und über Weltbewegungen oder einige Bewegungen in der Welt gebietet. Doch die Vier1, von denen du sprichst, sind ebenfalls Shaktis, Manifestationen verschiedener Mächte des höchsten Bewusstseins und der höchsten Kraft, der Göttlichen Mutter, durch die sie im Universum herrscht und wirkt. Und gleichzeitig sind sie göttliche Personalitäten; denn eine jede ist ein Wesen, das verschiedene Eigenschaften und persönliche Bewusstseinsformen der Gottheit manifestiert. Alle größeren Götter sind solcherart Personalitäten des Göttlichen – ein Bewusstsein, das in vielen Personalitäten spielt, ekam sat bahudha. Selbst im menschlichen Wesen gibt es viele Personalitäten und nicht nur eine, wie man früher annahm; denn alles Bewusstsein kann gleichzeitig eins und vielfach sein. „Mächte und Personalitäten“ bezeichnet einfach verschiedene Aspekte des gleichen Wesens; eine Macht muss nicht unbedingt apersönlich sein und mit Sicherheit ist sie nicht avyaktam, nichtmanifest, wie du vermutest –, im Gegenteil, sie ist eine Manifestation, die in den Welten der göttlichen Manifestation wirkt.
4. Emanationen
Emanationen stimmen mit der Beschreibung der Matrikas in deinen Briefen überein. Eine Emanation der Mutter ist ein Teil ihres Bewusstseins und ihrer Macht, der, aus ihr hervorgebracht, in enger Verbindung mit ihr gehalten wird, solange er am Weltenspiel teilhat, der aber in seinen Ursprung zurückkehrt, sobald sein Spiel nicht länger benötigt wird; er [dieser Teil oder die Emanation] kann jedoch immer wieder hervorgebracht und im Spiel tätig werden. Doch kann der ihn haltende Verbindungsfaden ebenfalls gelöst oder gelockert werden und das, was als Emanation hervortrat, als ein unabhängiges göttliches Wesen auf seinem Weg und mit seinem eigenen Spiel in der Welt weitergehen. Alle Götter können solche Emanationen aus ihrem Wesen hervorbringen, die in ihrem essentiellen Bewusstsein und ihrer Macht mit ihnen identisch aber nicht gleich sind. In gewisser Weise kann man sagen, dass das Universum selbst eine Emanation des Höchsten ist. Im Bewusstsein des Sadhaks wird eine Emanation der Mutter gewöhnlich die Erscheinungsform und den Charakter annehmen, mit denen er vertraut ist.
In gewisser Weise können die vier Mächte der Mutter [Maheshvari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasarasvati] aufgrund ihres Ursprungs ihre Emanationen genannt werden – genau wie man die Götter als die Emanationen des Göttlichen bezeichnen kann –, doch sind sie ihrem Charakter nach beständiger und fixierter; sie sind unabhängige Wesen, deren Spiel die Adya Shakti zustimmt, und dennoch Teile der Mutter, der Mahashakti; diese kann sich durch sie immer entweder als getrennte Wesen manifestieren oder sie als ihre eigenen verschiedenen Personalitäten zusammenfassen und in sich halten, manchmal im Hintergrund, manchmal im Spiel – wie es ihr gefällt. Auf der supramentalen Ebene sind sie immer in ihr und handeln nicht unabhängig, sie sind die inneren Wesens-Teile der supramentalen Mahashakti und stehen in enger Verbindung und Harmonie untereinander.
5. Götter
Diese vier Mächte sind die kosmischen Gottheiten der Mutter, die sich immer im Weltenspiel befinden; sie gehören zu den größeren kosmischen Gottheiten, was in der Bemerkung zum Ausdruck kommt, dass die Mutter als Maha-Shakti der dreifachen Welt „über den Göttern steht“ (auf der Obermental-Ebene). Die Götter sind wie gesagt in ihrem Ursprung und ihrer Essenz ständige Emanationen des Göttlichen, die der Höchste durch die Transzendente Mutter, die Adya Shakti, hervorbringt; in ihrem kosmischen Wirken sind sie Mächte und Personalitäten des Göttlichen, und jeder von ihnen hat seinen selbständigen kosmischen Rang sowie seine Aufgabe und Arbeit im Universum. Sie sind keine apersönlichen Wesenheiten, sondern kosmische Personalitäten, obwohl sie sich gewöhnlich hinter den Bewegungen von apersönlichen Kräften verbergen oder verbergen können. Doch während sie im Obermental und in der dreifachen Welt der Unwissenheit als unabhängige Wesen erscheinen, kehren sie im Supramental in den Einen zurück und sind dort in einem einzigen harmonischen Wirken als vielfache Personalitäten in der einen Person vereint, im göttlichen Purushottama.
6. Gegenwart
Das Wort „Gegenwart“ soll das Gefühl und die Wahrnehmung des Göttlichen als ein Wesen zum Ausdruck bringen, das im Dasein und Bewusstsein des Menschen als gegenwärtig oder damit in Beziehung stehend empfunden wird, ohne dass die Notwendigkeit einer weiteren Bestimmung oder Beschreibung besteht. Daher kann man von der „unbeschreiblichen Gegenwart“ nur soviel sagen, dass sie vorhanden ist, und nichts weiteres kann oder braucht darüber gesagt werden; gleichzeitig aber weiß man, dass sie alles enthält, Personalität und Apersonalität, Macht und Licht und Ananda usw., und dass all dies jener unbeschreiblichen Gegenwart entspringt. Das Wort mag manchmal in einem weniger absoluten Sinn gebraucht werden, doch das ist immer die grundlegende Bedeutung – die essentielle Wahrnehmung der essentiellen Gegenwart, die alles übrige stützt.
7. Die Transzendente Mutter
Sie ist es, die die Adya Shakti genannt wird; sie ist das höchste Bewusstsein, die höchste Macht über dem Universum, und durch sie werden alle Götter manifestiert; selbst der supramentale Ishwara gelangt durch sie in die Manifestation – der supramentale Purushottama, dessen Mächte und Personalitäten die Götter sind.
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1 Maheshvari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasarasvati.