Kapitel 4
Geld ist das sichtbare Zeichen einer universalen Kraft, und diese Kraft in ihrer irdischen Manifestation wirkt auf der vitalen und physischen Ebene und ist für die Fülle des äußeren Lebens unentbehrlich. Seinem Ursprung und wahren Wirken nach gehört es dem Göttlichen. Aber wie andere Mächte des Göttlichen ist es hierher abgeordnet und in der Unwissenheit der niederen Natur kann das Ego es zum eigenen Gebrauch an sich reißen oder können asurische Einflüsse es festhalten und zu ihren Zwecken missbrauchen. Es ist in der Tat eine der drei Kräfte – Macht, Reichtum, Sexualität –, welche die stärkste Anziehung auf das menschliche Ego und den Asura ausübt und von denen, die darüber verfügen, oft schlecht verwaltet und verwendet wird. Die Reichtum suchen oder haben, sind meist eher davon besessen als deren Besitzer; nur wenige entgehen ganz einem gewissen entstellenden Einfluss, der ihm infolge der langen Beschlagnahme und Verfälschung durch den Asura anhaftet. Aus diesem Grund verlangen die meisten spirituellen Disziplinen eine völlige Selbst-Kontrolle, Loslösung und Verzicht auf jegliche Bindung an Wohlstand und auf jeden persönlichen und egoistischen Wunsch nach seinem Besitz. Manche sogar ächten Geld und Reichtum und erklären Armut und Dürftigkeit des Lebens zur einzigen spirituellen Haltung. Das aber ist ein Irrtum; es lässt die Macht in den Händen der feindlichen Kräfte. Es für das Göttliche, dem es gehört, zurückzuerobern und es auf göttliche Weise für das göttliche Leben zu verwenden, ist der supramentale Weg für den Sadhaka.
Du darfst dich weder in asketischer Scheu von der Geld-Macht, den Möglichkeiten, die sie gibt und den Dingen, die sie bringt, abwenden, noch eine rajasische Anhänglichkeit ihr gegenüber hegen oder einen Geist von versklavender Maßlosigkeit ihren Annehmlichkeiten gegenüber pflegen. Betrachte Reichtum einfach als eine Macht, die für die Mutter zurückgewonnen und ihr zur Verfügung gestellt werden muss.
Aller Reichtum gehört dem Göttlichen, und die ihn besitzen sind Treuhänder, nicht Besitzer. Heute ist er bei ihnen, morgen vielleicht anderswo. Alles hängt davon ab, wie sie das ihnen Anvertraute ausgeben, solange es bei ihnen ist, in welchem Geist, mit welchem Bewusstsein und zu welchem Zweck sie es verwenden.
In deinem persönlichen Umgang mit Geld betrachte alles, was du hast oder erhältst oder einbringst als das Eigentum der Mutter. Verlange nichts, aber nimm an, was du von ihr bekommst, und verwende es für die Zwecke, für die es dir gegeben wurde. Sei vollkommen selbstlos, vollkommen gewissenhaft, genau, sorgfältig im Detail, ein guter Treuhänder; stets bedenke, dass es ihr Besitz ist und nicht der deine, mit dem du umgehst. Andererseits lege ehrfürchtig vor sie hin, was du für sie erhältst; verwende nichts davon zu deinen eigenen oder jemandes anderen Zwecken.
Schaue nicht zu Menschen ihres Reichtums wegen auf und lass dich nicht durch den Prunk, die Macht oder dem Einfluss beeindrucken. Wenn du für die Mutter bittest, musst du fühlen, dass sie es ist, die durch dich ein klein wenig von dem verlangt, was ihr gehört, und der Mensch, den du fragst, wird sich durch seine Antwort selbst richten.
Wenn du dich vom verderblichen Einfluss des Geldes freihältst, ohne dich asketisch davon zurückzuziehen, wirst du eine größere Verfügungsgewalt über das Geld für die göttliche Arbeit haben. Gleichmut im Mental, Wunschlosigkeit und die völlige Hingabe von all dem, was du besitzt und erhältst sowie deine ganze Erwerbskraft an die Göttliche Shakti und ihr Werk sind die Zeichen dieser Freiheit. Jede Beunruhigung des Mentals im Hinblick auf Geld und seine Verwendung, jeder Anspruch, jede widerwillige Gewährung ist ein deutlicher Hinweis auf irgendeine Unvollkommenheit oder Bindung.
Ein in dieser Hinsicht idealer Sadhaka kann notfalls in Armut leben und keine Regung eines Wunsches wird ihn berühren oder das ganze innere Spiel des göttlichen Bewusstseins beeinträchtigen und er kann gegebenenfalls im Reichtum leben, ohne auch nur für einen Augenblick dem Begehren zu verfallen oder an seinem Reichtum und den Dingen, die er benutzt, zu hängen, oder der Nachgiebigkeit sich selbst gegenüber zu erliegen oder in ein schwächliches Haften an den Gewohnheiten zu geraten, die der Besitz von Reichtum mit sich bringt. Ihm sind der göttliche Wille und das göttliche Ananda alles.
In der supramentalen Schöpfung muss die Macht des Geldes an die Göttliche Macht zurückgegeben und für eine wahre, schöne und harmonische Ausstattung und Ordnung einer neuen vergöttlichten vitalen und physischen Existenz verwendet werden, so wie es die Göttliche Mutter in ihrer schöpferischen Schau bestimmt. Zunächst aber muss es für sie zurückerobert werden, und zu dieser Eroberung werden am besten jene befähigt sein, die in diesem Teil ihrer Natur stark und weit und frei von Ego sind, überantwortet ohne Anspruch oder Vorbehalt oder Zögern, reine und machtvolle Kanäle für die Höchste Macht.
Kapitel 5
Willst du ein wahrer Vollbringer göttlicher Werke sein, muss dein erstes Ziel darin bestehen, von jeglichem Begehren und aller Eigenliebe völlig frei zu werden. Dein ganzes Leben muss eine Darbringung und ein Opfer an den Höchsten sein; das einzige Motiv deines Handelns sei zu dienen, zu empfangen, zu erfüllen und ein Werkzeug zu werden, das die Göttliche Shakti in ihrem Wirken offenbart. Du musst im göttlichen Bewusstsein wachsen, bis es keinen Unterschied mehr gibt zwischen deinem Willen und ihrem, keinen anderen Antrieb als ihren Anstoß in dir, kein Handeln, das nicht ihr bewusstes Wirken in dir und durch dich ist.
Bis du zu dieser vollständigen dynamischen Identifikation imstande bist, musst du dich als eine Seele und einen Körper betrachten, erschaffen zu ihrem Dienst, als jemand, der alles um ihretwillen tut. Auch wenn die Vorstellung des selbständig Handelnden in dir stark ist und du das Gefühl hast, dass du es bist, der handelt, so muss es dennoch für sie getan werden. Alles Bestehen auf egoistische Wahl, alles Verlangen nach persönlichem Gewinn, alles Vorbehalten ichbezogener Wünsche muss aus der Natur ausgerottet werden. Es darf kein Begehren der Früchte und kein Trachten nach Belohnung geben; die einzige Frucht für dich ist die Freude der Göttlichen Mutter und das Vollbringen ihres Werks, dein einziger Lohn ein stetes Fortschreiten in das göttliche Bewusstsein und die Ruhe, Kraft und Seligkeit. Die Freude am Dienen und die Freude inneren Wachsens durch Arbeit ist Lohn genug für den selbstlosen Arbeiter.
Aber es wird eine Zeit kommen, wo du mehr und mehr fühlen wirst, Werkzeug zu sein und nicht der Arbeiter. Denn zunächst wird deine Verbindung mit der Göttlichen Mutter durch die Kraft deiner Hingabe so innig, dass du dich jederzeit nur zu konzentrieren und alles in ihre Hände zu legen brauchst, um von ihrer Gegenwart geführt zu werden, unmittelbar von ihr Geheiß oder Anregung zu empfangen und den sicheren Hinweis auf das, was zu tun ist und wie es zu tun ist und auf das Ergebnis. Und später wirst du feststellen, dass die göttliche Shakti nicht nur inspiriert und lenkt, sondern deine Werke einleitet und ausführt; all deine Bewegungen gehen von ihr aus, all deine Kräfte sind die ihrigen, Mental, Leben und Körper sind bewusste und freudige Werkzeuge ihres Wirkens, Mittel ihres Spiels, Gussformen für ihre Offenbarung im physischen Universum. Einen glücklicheren Zustand als den dieser Einheit und Abhängigkeit kann es nicht geben; denn diese Stufe führt dich aus dem Leben der Anspannung und des Leidens in der Unwissenheit zurück über die Grenzlinie in die Wahrheit deines spirituellen Wesens, in dessen tiefen Frieden und intensiven Ananda.
Während diese Umwandlung vor sich geht, ist es mehr denn je notwendig, dass du dich von allem Makel der Pervertierungen des Egos rein hältst. Lass keine Forderung, keinen Anspruch sich einschleichen und die Reinheit oder Selbst-Hingabe und das Opfer beflecken. Du darfst nicht an der Arbeit oder dem Ergebnis hängen, keine Bedingungen stellen, darfst keinen Anspruch erheben, jene Macht zu besitzen, die dich besitzen sollte, nicht stolz darauf