Geschichte des peloponnesischen Kriegs (Alle 8 Bände). Thukydides. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thukydides
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066498627
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diese Art durch freien Entschluß der Verbündeten, weil Pausanias verhaßt war, erlangt hatten, so bestimmten De, welche Staaten Geld, und welche Schiffe gegen die Perser liefern sollten. Der Vorwand war, das Erlittene durch Verheerung des königlichen Gebiets zu rächen. Damals zuerst wurde das Amt eines Hellenen-Schatzmeisters bei den Athenern eingeführt, welcher den sogenannten Phoros oder Geldbeitrag einzusammeln hatte. Die erste Anflage betrug vier hundert sechzig Talente: der Sitz der Schatzkammer war Des los, wo auch im Tempel die Versammlungen gehalten wurden.

      97. Im Besitze der Vorsteherdschaft über die Bundesgenossen, denen sie anfänglich ihre Freiheit, und eine berathende Stimme auf gemeinschaftlichen Zusammenkünften ließen, haben die Athener in der Zwischenzeit zwischen dem Versischen und diesem Kriege in Verwaltung der öffentlichen Geschäfte, und im Kriege theils gegen die Perser, theils gegen ihre abgefallenen Bundesgenossen, und die jedesmal an diese sich anschließenden Peloponnesier folgende Thaten verrichtet. Ich zeichne dieselben auf, und mache diese Abschweifung in meiner Erzählung deswegen, weil bei allen meinen Vorgängern, sowohl welche die Hellenische Geschichte vor der Perserzeit, als die den Perserkrieg selbst beschrieben haben, dieser Zeitraum übergangen ist. Hellanikus aber, der in seiner attischen Geschichte die Sache berührt, hat ihrer nur kurz, und ohne Genauigkeit in der Zeitrechnung erwähnt. Zugleich wird hier nachgewiesen, auf welche Weise die Athener zu ihrem Uebergewicht gelangten.

      98. Zuerst ( 471 W. Ch.) belagerten und eroberten sich, unter Anführung des Simon, des Sohnes von Miltiades, Eion am Strymon, das von den Persern besetzt war, und machten die Einwohner zu Sclaven: ebenso verfügten sie über die Einwohner von der Insel Skyros im Aegäischen Meere, die von Dolopern belebt war: wohin man Athenische Ansiedler verpflanzte. Sie geriethen dann in Krieg mit den Karystiern, an dem die übrigen Euböer nicht Theil nahmen: jene ergaben sich nach einiger Zeit durch eine Uebereinkunft. Darauf führten sie Krieg mit den abgefallenen Nariern, und zwangen sie durch eine Belagerung zur Unterwerfung. Dieß war der erste verbündete Staat, der den bestehenden Verträgen entgegen unterjocht wurde. Nachher hatten auch andere dieß Loos, wie jeder an die Reihe kam.

      99. Neben andern Ursachen des Abfalls waren die wichtigsten der Rückstand bei der Lieferung der Steuern und Schiffe, und die Nichterfüllung der Pflicht des Kriegsdienstes, wenn diese bei einem Staate vorkam. Denn die Athener trieben alles strenge ein, und wurden dadurch höchst lästig, daß sie bei solchen, die nicht gewohnt oder nicht gemeint waren, Beschwerde zu ertragen , Zwang anwendeten. Auch in anderer Hinsicht waren die Athener als Oberanführer nicht mehr so beliebt, wie zuvor. Sie behandelten ihre Kriegsgenossen nicht mehr auf gleichem Fuß, auch wurde es ihnen leicht, die Abtrünnigen wieder zum Gehorsam zu bringen: und daran waren die Bundesgenossen selbst Schuld. Denn wegen jener Scheu vor dem Kriegsdienste ließen sich, die meisten derselben, um nicht aus der Heimath sich entfernen zu müssen, eine Geldsteuer statt der Schiffe-Lieferung auflegen, um nach Verhältniß an dem Aufwande zu tragen. Durch die Summe nun, welche Jene beisteuerten, wurde die Seemacht der Athener vermehrt: jene aber, wenn sie abfielen, befanden sich in einer solchen Lage, daß sie ohne Rüstung und Mittel für den Krieg waren.

      100. Hierauf erfolgte (469 v. C.) die See- und Landschlacht am Flusse Eurymedon in Pamphylien, zwischen den Athenern und deren Bundesgenossen und den Persern: und die Athener erfochten an diesem Tag einen doppelten Sieg unter Anführung des Cimon, des Sohnes von Miltiades. Sie eroberten und zerstörten von den Phoenicischen Kriegs schiffen im Ganzen gegen 200. Einige Zeit nachher (465 v. C.) trug es sich zu, daß die Thasler sich empörten, weil sie wegen der Handelsplätze im gegenüber liegenden Thracien, und wegen der Bergwerke, die sie benützten, in Streit gerathen waren. Die Athener schifften nun mit der Flotte gegen Thasus, gewannen ein Seetreffen, und bewerkstelligten eine Landung. Um dieselbe Zeit schickten sie 10,000 Ansiedler aus ihrer Mitte und vor den Bundesgenossen an den Strymon, um den Ort, der damals Neunwege hieß, und jetzt Amphipolis heißt, zu bevölkern. Diese bemächtigten sich zwar der Kennwege, welche die Edoner inne hatten: da sie aber ins Binnenland von Thracien vorrückten, so wurden sie von der Gesammtmacht der Thracier bei dem Edonischen Orte Drabeskus gänzlich geschlagen: denn die Thracier sahen die Niederlassung bei den Neunwegen als eine feindliche Handlung an.

      102. Als sich nun der Krieg gegen die, welche Ithome belebt hatten, in die Länge zog, so riefen die Lacedämonier unter andern Bundesgenossen auch die Athener zu Hülfe. Diese kamen unter Anführung Cimons mit nicht geringer Macht. Man hatte sie hauptsächlich darum herbeigerufen, weil sie in der Belagerungskunst für vorzüglich galten, und bei dem langen Verzuge der Belagerung das Mangelhafte in dieser Hinsicht sich offenbarte. Denn wäre es blos auf Kriegsmacht angekommen, so würden sie die Stadt erstürmt haben. Bei diesem Feldzuge wurde zuerst eine feindselige Stimmung zwischen der Lacedämoniern und Athenern offenbar. Denn, als der Platz nicht erstürmt werden konnte, so fürchteten die Lacedämonier wegen der Kühnheit und des raschen Unternehmungsgeistes der Athener, die sie überdieß als ein Volk nichtverwandten Stammes ansahen, sie möchten bei längerem Verweilen von denen in Ithome zu Umtrieben verleitet werden: daher entließen sie dieselben allein unter allen Verbündeten, indem sie, ohne ihren Verdacht zu äußern, erklärten, man bedürfe ihrer jetzt nicht mehr. Die Athener aber merkten wohl, daß sie nicht in der besten Absicht, sondern wegen eines vorwaltenten Argwohnes entlassen worden. Da ihnen nun dieses höchst empfindlich, war, und sie eine solche Behandlung nicht um Sparta verdient zu haben glaubten, so sagten sie sich gleich nach ihrer Heimkehr von dem mit den Lacedämoniern gegen die Perser geschlossenen Bunde los, und wurden Bundesgenossen der Argiver, ihrer Feinde; und zugleich giengen beide Völker mit den Thessaliern ein eidliches Bündniß unter denselben Bedingungen ein.

      104. Inarus, der Sohn des Psammetichus, ein Libyer, Fürst der an Aegypten gränzenden Libyer, der Marea, eine Stadt jenseits Pharus, zum Sammelplatz seiner Macht hatte, brachte den größten Theil von Aegypten zum Abfall von dem Perserkönig Artorerres: er selbst wurde nun Herr des Landes, und rief die Athener zu seinem Beistande (462 p. 6.) Diese hatten gerade mit 300 eigenen und Bundesgenossen-Schiffen einen Zug nach Cypern gemacht: und verließen nun die Insel, und kamen dorthin, und schifften vom Meere landeinwärts auf dem Nil, und wurden Meister des Stromes, und von zwei Drittheilen der Stadt Memphis, und bekriegten den dritten Theil, die weiße Mauer genannt, wo sich die geflüchteten