Stammdatentragende InfoObjects: An der Stelle, an der stammdatentragende oder starke betriebswirtschaftliche Objekte im Datenmodell zwingend erforderlich sind, können InfoObjects genutzt werden.
Vereinfachungen im Betrieb und in der Entwicklung: Die Vielzahl an Ladevorgängen kann deutlich reduziert werden, wenn nur noch starke Objekte verwendet werden und keine Vielzahl an sogenannten Stammdatenprozessketten täglich eingeplant ist. Dies führt insgesamt zu einer Reduktion im Support sowie einer Senkung des TCO. Auch für die Entwicklung bedeutet es eine Vereinfachung, da bei sehr großen DataSources mit mehreren Hundert Datenfeldern nicht mehr zwingend jedes Feld mit einem InfoObject modelliert werden muss.
Eine Einschränkung birgt dieser Ansatz allerdings: Es können in Feldern keine Variablen im Query Designer angelegt werden und die Felder müssen BW-kompatible Datentypen besitzen, um auch in Queries benutzt werden zu können. Dies trifft ebenso auf eingeschränkte Merkmale und Kennzahlen, Filter und Strukturen zu, was dazu führt, dass im Reporting doch sehr häufig InfoObjects genutzt werden müssen.
Dieser Ansatz kann auch bei der Lösung des Fallbeispiels verwendet werden. In Abbildung 2.3 sehen Sie eine grobe Architektur als mögliche Lösung.
Abbildung 2.3: Lösungsskizze
Zum Einbinden der verschiedenen Datenquellen aus CSV-Dateien nutzen Sie eine DataSource. Über die DataSource wird eine sogenannte Shielding InfoSource modelliert, die das Anbinden gleichartig strukturierter Daten aus verschiedenen Quellen ermöglicht. Die InfoSource besteht aus den Feldern der jeweiligen Quelltabelle. Für die Quelltabellen Netzbetreiber, Netze, PLZ Netze und Netznutzungsentgelt wird eine InfoSource angelegt. Aus den beiden erstgenannten InfoSources wird direkt in das jeweils zugehörige, gleichnamige Merkmal Netzbetreiber und Netze fortgeschrieben. Die Modellierung als InfoObject ermöglicht im CompositeProvider Stromkosten einen einfachen Zugriff auf die Attribute und Texte des Netzbetreibers. Über der InfoSource PLZ-Netze liegt ein aDSO vom Typ »schreiboptimiert« nach dem Mixed-Modeling-Ansatz in der Struktur der Quelltabelle. Über der InfoSource NNE liegt aus technischen Gründen ein Standard-aDSO. Die Felder aus dem aDSO PLZ-Netze werden schließlich in ein aDSO Stromkosten vom Typ Standard-aDSO fortgeschrieben. In der Transformation zwischen dem aDSO PLZ Netze und dem aDSO Stromkosten werden aus dem aDSO Netznutzungsentgelt per Regeltyp Nachlesen aus aDSO die Kennzahlen für den Grund- und Arbeitspreis zur Netznummer nachgelesen. Zusätzlich wird aus den Stammdaten des InfoObjects Netze der Netzbetreiber per Regeltyp Stammdaten lesen nachgelesen. Das aDSO Stromkosten enthält dabei alle für das Reporting benötigten Merkmale und Kennzahlen. Es wird dann per Union als PartProvider in den CompositeProvider eingebunden. Über das Mapping können die Felder für den Ergebnisbericht genutzt werden.
Doch bevor es an die konkrete Modellierung geht, folgt im nächsten Kapitel ein Kurzüberblick über Eclipse und die BW Modeling Tools in Eclipse.
3 Arbeiten mit Eclipse
In diesem Kapitel stelle ich Ihnen die Modeling Tools for SAP BW/4HANA and SAP BW powered by SAP HANA, kurz MT-BW, vor. Dabei handelt es sich um die neue Benutzeroberfläche als Alternative zur SAP GUI, mit der Sie sämtliche Konfigurations- und Modellierungsaufgaben innerhalb von SAP BW durchführen können.
3.1 Überblick und erster Einstieg
Mit den Modeling Tools for SAP BW/4HANA and SAP BW powered by SAP HANA (MT-BW) beginnt ein neues Zeitalter für die Anwendungsentwicklung und das Customizing im Business Warehouse. Mit ihnen können Sie alle BW-relevanten Transaktionen innerhalb von Eclipse aufrufen und ausführen. Sie sind als Eclipse-Plug-in verfügbar und weisen damit ebenfalls eine eigene Perspektive in Eclipse auf. Eine Perspektive in Eclipse bestimmt die darstellbaren Aktionen, Sichten auf einzelne Objekte und das Layout innerhalb des Arbeitsbereichs. Für SAP-HANA-basierte Anwendungen dient Eclipse als zentrales, integriertes Entwicklungstool für alle Aufgaben. Die Modellierung eines BW-Datenflusses mit allen beteiligten InfoProvidern sowie des Aufgabenbereichs für Extraktion, Transformation und Laden kann mit den BW-MT in Eclipse erfolgen und anschließend auf dem BW-Server gespeichert werden. Damit besteht für reine BW-Modellierungen nicht mehr die Notwendigkeit, auf SAP GUI zurückzugreifen. In bestimmten Fällen, wie etwa einer Web-Dynpro-Entwicklung, muss jedoch abhängig vom eingesetzten Releasestand der Modeling Tools for BW für einige Transaktionen SAP GUI aufgerufen werden. Starten Sie Eclipse auf Ihrem Desktop. Beim erstmaligen Aufruf werden Sie nach einem Arbeitsverzeichnis gefragt, in dem Sie Ihre Projekte ablegen, wie in Abbildung 3.1.
Abbildung 3.1: SAP HANA Studio Launcher
Setzen Sie das Kennzeichen Use this as the default and do not ask again. Dadurch verhindern Sie, dass Eclipse Sie bei jedem Start nach Ihrem Workspace fragt. Sie können durchaus mehrere definieren und zwischen den Arbeitsverzeichnissen hin- und herwechseln. Dies nutzen Sie z.B., um Ihre Drei-Stufen-Architektur abzubilden. Legen Sie hierzu je einen Workspace für Ihre Entwicklungs-, Konsolidierungs- und Produktivsysteme an.
Geben Sie in wie in Abbildung 3.1 Ihren Ordner an, in dem Sie die Projekte ablegen möchten. Hier im Beispiel wird unterhalb der Dokumente des aktuellen Windows-Benutzers ein neues Verzeichnis Projekte angelegt. Sie benötigen je System mindestens ein Projekt. Für eine Drei-System-Landschaft mit einem Entwicklungs-, Test- und Produktionssystem müssen Sie also mindestens drei Projekte erstellen. Dazu komme ich gleich. Nach dieser Eingabe gelangen Sie auf den Startbildschirm von Eclipse, beim ersten Aufruf mit einer Begrüßungsseite, wie in Abbildung 3.2 gezeigt.
Hier finden Sie im Menü unter File • Workspace die eben angesprochene Möglichkeit, zwischen verschiedenen Workspaces hin- und herzuwechseln.
Zuerst müssen Sie jetzt die BW Modeling Tools aktivieren.
Klicken Sie im Menü der Startseite auf Window • Perspective • Open Perspective • Other … Es wird das Menü aus Abbildung 3.3 angezeigt.
Abbildung 3.2: Eclipse-Startmenü
Abbildung 3.3: BW-Modeling-Perspektive
Wählen Sie BW Modeling aus und bestätigen Sie Ihre Wahl mit Open.
Im Menüband unterhalb des Menüpunkts File wird ein neues Icon für BW Modeling eingeblendet (siehe umrahmtes Icon in Abbildung 3.4).
Abbildung 3.4: Aktive BW Modeling Tools
Wenn dieses Icon bei Ihnen sichtbar ist, haben Sie die Tools aktiviert.
Klicken Sie als Nächstes auf das Icon für BW Modeling (siehe Abbildung 3.4) und verschaffen Sie sich einen Überblick über die in dieser Perspektive verfügbaren Views, indem Sie sich diese über den Menüpfad Window • Show View • Other … (siehe Abbildung 3.5) anzeigen lassen.
Abbildung 3.5: Verfügbare Views in BW-Modeling-Perspektive
Die folgenden Views stehen Ihnen zur Auswahl:
Admin Page for Document Store – Hier gelangen Sie zur Dokumentenablage, in der Sie zu Ihren modellierten Objekten beliebige Dokumente hinterlegen können.
BW