Emanuel Schaffer. Lorenz Peiffer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lorenz Peiffer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783730705698
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des Dozenten an der Sporthochschule Köln, Hennes Weisweiler. Die Ausbildung umfasste neben der Vermittlung fußballtechnischer und -taktischer Konzepte die Schulung der Lehrbefähigung, die Vermittlung medizinischer Kenntnisse, pädagogischer, soziologischer und psychologischer Grundlagen, die von Dozentinnen und Dozenten der Kölner Sporthochschule gelehrt wurden. Da Deutsch seine Muttersprache war, hatte Emanuel Schaffer keine Probleme, dem Unterricht zu folgen. Vom 16. bis 20. Februar 1959 fanden die Prüfungen in den verschiedenen Teilgebieten statt. Sie bestanden aus einer schriftlichen Arbeit, Lehrproben, Vorträgen zu wissenschaftlichen Anteilen der Ausbildung in Pädagogik, Soziologie, Psychologie und Medizin, praktischen Prüfungen u. a. in Balltechnik und einer mündlichen Prüfung in Regelkunde. Schwerpunkte der Abschlussprüfungen waren jedoch Taktik, Mannschaftsführung und Trainingslehre. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, erreichte Schaffer in allen Teilprüfungen eine „2“ und bestand die Prüfung insgesamt mit „2“.

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      Emanuel Schaffers Zeugnis der Sporthochschule Köln für Staatlich geprüfte Fußballlehrer.

      Quelle: Nachlass Schaffer

      Mitglied des Prüfungsausschusses waren der Leiter des Lehrganges Hennes Weisweiler, Helmut Schön, seinerzeit Assistent des Bundestrainers Herberger, und als Vertreter des DFB Hermann Lennenbach.

      Das Thema der Diplomarbeit von Emanuel Schaffer lautete „Allgemeine Taktik als Grundlage des Zusammenspiels in Abwehr und Angriff“.79 Ausgangspunkt von Schaffers Überlegungen zu dem Thema seiner Abschlussarbeit waren die veränderten Anforderungen des Fuß-ballspiels, die – so Schaffer – „überdurchschnittlich intelligente und bewegliche Spieler“ erforderten. Eine Ansicht, die auch 60 Jahre später noch ihre Gültigkeit hat. Bedingt durch ständige Positionswechsel der Stürmer hatte sich in der Verteidigung eine Kombination aus Mann- und Raumdeckung herausgebildet, die die Entwicklung besonderer taktischer Verhaltensweisen erforderte, die Schaffer im Weiteren näher erläuterte. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Verteidigung von direkten und indirekten Freistößen sowie von Eckbällen. Grundlegend war für Schaffer die Zusammenarbeit der verschiedenen Mannschaftsteile, um das angestrebte schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff sowie auch von Angriff auf Abwehr realisieren zu können. Das verlangte nach seiner Meinung das unmittelbare Stören des Gegenspielers nach Ballverlust. Die „Seele“ des Zusammenspiels im Angriff war für ihn das Freilaufen, dem er einen längeren Abschnitt im Zusammenhang mit „Täuschen“ einräumte. Eine Mischung aus Quer-, Diagonal- und Steilpässen sollte letztlich das Ziel des Spiels vorbereiten: den erfolgreichen Torschuss, zu dessen Vorbereitung aber auch das Dribbling zählen konnte. Die Arbeit von Eddy Schaffer überzeugte nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich und formal. Sie komplettierte damit den insgesamt „guten“ Abschluss seiner Ausbildung. Diese Diplomarbeit hat Schaffer später ins Hebräische übersetzen lassen und als 180-seitiges Buch veröffentlicht. Es erschien erst im Jahr 1981 unter dem Titel „Grundlagen der Fußballtechnik ,“ nachdem eine kurze Fassung bereits 1969 erschienen war.

       Trainer in Würselen

      Es war sicherlich ein glücklicher Zufall, dass der Verbandsligist SV Rhenania 05 Würselen vor der Saison 1958/59 einen Trainer suchte und dass der Vorsitzende des Vereins Heinz Wacker, Chefredakteur der „Aachener Zeitung“, über gute Kontakte zur Sporthochschule Köln und zu Hennes Weisweiler verfügte. Auf Empfehlung von Hennes Weisweiler verpflichtete der Verein Emanuel Schaffer am 15. Juli 1958 für das Amt des Trainers bei Rhenania Würselen.

      

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      Emanuel Schaffer mit seiner Mannschaft von Rhenania 05 Würselen im Jahr 1958. Von li. stehend: Hans Suleja (Betreuer), Heinz Tetz, Franz Schaffrath, Winand Mohren, Josef Cappel, Alfred Reiß, Emanuel Schaffer; zweite Reihe von li.: Herbert Kampsmann, Josef Weihrauch, Heinz-Peter Pütz; knieend von li.: Adam Plum, Rolf Schauer, Manfred Marzurzack.

      Quelle: Privat.

      SV Rhenania 05 Würselen wurde am 10. August 1905 gegründet. An seiner Wiege standen mit Emil Hartog und Julius Voß auch zwei jüdische Bürger der rheinischen Kleinstadt.80 Zwei Jahre nach der Gründung trat der Verein dem Rheinisch-Westfälischen Spielverband bei und hatte damit die Möglichkeit, sich an Meisterschaftsspielen zu beteiligen. Mehrfach spielte die Fußballmannschaft des Vereins in den 1920er Jahren um die Westkreis- und Rheingaumeisterschaft. Der bislang größte Erfolg in der Vereinsgeschichte war der Aufstieg in der Saison 1948/49 in die Oberliga West, der damals höchsten Liga in Westdeutschland.

      Zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Emanuel Schaffer spielte Würselen in der höchsten Amateurliga. Trotzdem war die Verpflichtung eines israelischen Trainers keine Meldung wert. Auch in den Spielberichten fand der Name des Trainers keine Erwähnung.81 Schaffer blieb allerdings nur wenige Monate in Würselen. Zum Beginn der Rückrunde übernahm sein Co-Trainer Bartel Thomas, der auch mit Schaffer zusammen die Trainerausbildung in Köln absolvierte, das Amt des Cheftrainers. Auch nach über 50 Jahren ist einigen ehemaligen Spielern die Trainertätigkeit von Eddy Schaffer in Würselen noch in sehr positiver Erinnerung. „Er war ein interessanter Trainer, der vor allem auf Angriff und Kondition setzte und Disziplin verlangte“. Zum Standardprogramm seines Trainings zählten auch gymnastische Übungen, die, wie auf dem Bild zu sehen ist, Körperspannung und Kraft der Spieler schulten. Diese Übungen setzen gegenseitiges Vertrauen voraus. „Ich erinnere mich noch sehr gut, wie er immer ‚Attackieren, Attackieren‘ über den gesamten Platz rief“. Schaffer verlangte von seinen Spielern intensive Laufarbeit, was manchmal dazu führte, dass „ältere Spieler das Lauftraining boykottierten“. Für Schaffer war die Position des Verteidigers nicht ausschließlich auf die Defensive beschränkt: „Rauf und runter“ sollte der Verteidiger im Spiel agieren. Eine taktische Vorgabe, die für die damalige Zeit fast revolutionär war. Sie entsprach der Spielphilosophie von Hennes Weisweiler. Eddy Schaffer erwies sich als aufmerksamer Schüler und setzte das Erlernte aus der Trainerausbildung mit seiner Mannschaft in die Praxis um, und die „Mannschaft folgte ihm“. Eddy Schaffer reiste zweimal wöchentlich zum Training und zu den Spieltagen mit dem Zug von Köln nach Würselen. Für den Verein erwies sich der gesamte Aufwand (Trainerentgelt und Reisekosten) als zu hoch, sodass das Engagement Schaffers nach wenigen Monaten endete.82 Am 18. Januar 1959 legte Schaffer sein Amt nieder; ohnehin war seine Ausbildung in Köln wenige Wochen später abgeschlossen, und er kehrte nach Israel zu seiner Familie zurück.

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      Training bei Rhenania Würselen

      Foto: Nachlass Schaffer

      In einem Zeugnis bescheinigte der Vorstand des Vereins Emanuel Schaffer, „dass er seinen Trainerverpflichtungen in ausserordentlich gutem Masse nachgekommen ist. Seine Trainerleistungen sind […] als überdurchschnittlich zu bezeichnen. Herr Schaffer versteht es, sich dem Mannschaftsgefüge gewandt und sicher anzupassen und die Mannschaft in psychologischer Hinsicht einwandfrei zu leiten. Seine theoretischen Kenntnisse verdienen vollste Anerkennung.“83

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      Oktober 1979. Emanuel Schaffer im Kreise ehemaligen Spieler von Rhenania 05 Würselen.

      Foto: Wolfgang Sevenich/Herzogenrath.

      In diesen wenigen Monaten seiner Arbeit hatte sich eine tiefe Freundschaft zwischen Trainer und Spielern entwickelt, die über Jahrzehnte Bestand haben sollte. Als Eddy Schaffer im September 1978 mit der israelischen Fußballnationalmannschaft in den Niederlanden ein Trainingslager durchführte, statteten Alfred Reiß und Franz Mohren ihrem ehemaligen Trainer einen überraschenden Besuch ab. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten riesengroß. Als Erinnerung überreichten die Verantwortlichen des israelischen Fußballverbandes ihren Gästen den Wimpel der Nationalmannschaft. Schaffer versprach seinen ehemaligen Spielern, die Rhenania, „die erste Liebe, die man nicht vergisst“, demnächst in Würselen zu besuchen. Wenige Wochen später machte er sein Versprechen wahr. Im Oktober 1978 kam es in