Als Journalistin schreibe ich seit vielen Jahren über Heilmittel aus der Natur. In heilkundlichen Kursen habe ich mich oft mit der Heilkraft von Pflanzen beschäftigt. Für jede Krankheit legt uns Mutter Natur zahlreiche Heilstoffe verschwenderisch vor die Füße. Jede Pflanze birgt einen individuellen Schatz an Heilung in sich.
Und doch hebt der Schatz der Kurkuma sich hier als außergewöhnlich hervor, meine ich. Noch nie habe ich mich mit einer Pflanze, ja einer Heilmittel-Sage fast schon, befasst, die so vielschichtig wirkt und bei so unglaublich vielen Krankheits- und Beschwerdebildern helfen kann.
Und das ist noch nicht alles. Die Kurkuma ist auch eine erstaunliche Chance für unsere seelisch-geistige Entwicklung. In den alten vedischen Schriften heißt es, dass Kurkuma „Ojas“ (die spirituelle Energie) steigert und den Menschen „Sattva“ bringt. Sattva ist eine Qualität, die uns Essenz (also das Wesentliche), Licht, Balance und Verständnis bringt. Die Kurkuma ist also eine wunderbare Heilerin, die uns zu einem gesünderen und erfüllteren Leben führen kann. Und sie könnte Initiatorin sein für eine neue Sichtweise des Heilens auch im Westen.
Die Inder nennen sie Nisha, das bedeutet: „so schön wie die sternenklare Nacht“, und sie bezeichnen sie als heilige Wurzel. Ich kann mich dieser Sichtweise nur anschließen: Die Wurzel, die während ihres Wachstums tief in der Erde niemals die Strahlen der Sonne erblickt, leuchtet aus sich selbst heraus und gibt ihr Leuchten an uns weiter, wenn wir es wollen.
Tatsächlich hätte dieses Buch viel weniger Seiten, wenn ich nur die wenigen Krankheiten hätte aufzählen müssen, die Kurkuma nicht heilen kann. Doch das ergäbe wenig Sinn.
Kommen Sie also mit mir auf eine Reise zur genialen Kurkuma – es lohnt sich!
5000 Jahre: Die Geschichte einer heiligen Wurzel
Es gibt sie schon sehr lange: In den alten Schriften der indischen Veden wurde die Kurkuma bereits vor 5000 Jahren als Heilmittel beschrieben. Kurkuma war damals eines der wichtigsten Gewürze, und sie galt auch als Glücksbringer.
Die Gelbwurz gehörte auch zu den rund 250 Heilpflanzen, die in einer Reihe medizinischer Abhandlungen bereits 3000 Jahre vor Christus erwähnt und in Keilschrift auf Steintafeln niedergeschrieben wurden. Die wertvollen Tafeln wurden von dem assyrischen König Assurbanipal (669–627 v. Chr.) gesammelt – und so konnte das uralte Wissen für uns heute überliefert werden. Der englische Archäologe R.C. Thompson veröffentlichte sie Mitte des 20. Jahrhunderts unter dem Titel A Dictionary of Assyrian Botany.
Indien verbraucht nach wie vor den Löwenanteil der Kurkuma-Welternte, nämlich rund 80 Prozent, und ist ebenso dessen größtes Anbauland. In Asien ist die Kurkuma seit Jahrtausenden als traditionelles Heilmittel bekannt und wird dort bis heute außergewöhnlich häufig und in großen Mengen vor allem beim Kochen verwendet. Im Volksglauben galt die seit Jahrtausenden verehrte Kurkuma auch als magisches Mittel, das man zum Schutz vor bösen Geistern bei sich trug. Die Kurkuma wird heute noch in vielen Hindu-Ritualen in den Tempeln und bei traditionellen Feiern (z. B. bei „Holi“ einem mystischen Frühlingsfest) vor allem in Südindien verwendet, weil ihre gelbe Farbe die Sonne symbolisiert.
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Kurkuma in Europa
Nach Europa kam die Zauberknolle erst ziemlich spät. Eine frühe Erwähnung findet die Heilwurzel zwar in der Abhandlung des griechischen Arztes Dioskurides1 Über Heilmittel. Sie wurde aber wahrscheinlich erst im 13. Jahrhundert nach Europa gebracht, und zunächst wohl nur als Gewürz. Marco Polo schrieb damals, dass die Kurkuma eine Frucht sei, die dem Safran gleiche. Eine Aussage, die Kräuterkundigen und Köchen allerdings schwer im Magen liegen dürfte, denn geschmacklich (und preislich) liegen Welten zwischen diesen beiden gelben Würzmitteln. Dennoch scheint eine Verbindung zwischen den zwei Gewürzen zu bestehen. Der lateinische Name curcuma lässt sich vom arabischen kurkum ableiten, was Safran bedeutet. Und oft wird die Gelbwurz auch „Indischer Safran“ genannt.
Im Jahr 1613 berichtet Tabernaemontanus (Botaniker und Mediziner aus Bad Bergzabern), dass die Kurkuma gegen „kalte Schwachheiten“ von Magen, Leber und Milz nütze. Seit 1748 wurde die indische Wurzel dann als Universalmittel bei Leberund Gallenleiden angepriesen. Das Pulver wird häufig in der Küche verwendet. Was nicht nur gut für die Verdauung ist, sondern auch für die Hygiene. Denn die Kurkuma wirkt gegen Keime, was in heißen Ländern besonders nützlich ist.
Außer als Gewürz und zum Färben von Speisen fand Kurkuma bis ins 20 Jahrhundert auch zum Färben von Papier, Firnissen und Salben Anwendung. Kurkumapapier diente in der Chemie als Indikatorpapier auf Alkalien. Die Griechen färbten damit ihre Kleider, genauso wie die Färber des Mittelalters, die durch die Mischung mit Indigoblau ein sehr schönes Grün zauberten.
Auch als Lebensmittelzusatzstoff E 100 (z. B. in Senf) ist die gelbe Wurzel bekannt. Bis heute ist dieser Heilschatz aus dem Osten in der westlichen Welt nur spärlich in der Funktion als Küchen-Gewürz angekommen. Und das Augenmerk der Wissenschaftler richtet sich erst seit Anfang dieses neuen Jahrtausends auf die Kurkuma als geniales neues Heilmittel, dies aber ziemlich intensiv!
Eine Heilpflanze ohne Patent
Die therapeutischen Anwendungen von Kurkumin sind für große Pharmakonzerne, die Anträge auf Exklusiv-Patente eingereicht haben, von großem Interesse. Aufgrund seines natürlichen Ursprungs und seiner ausführlich dokumentierten traditionellen Verwendung wurden diese (bisher zahlreich eingegangenen) Anträge auf Exklusiv-Patente allerdings abgelehnt. So ist Kurkumin bis heute nicht patenrechtlich geschützt und kann weltweit frei vertrieben werden. Dies ist für aufgeklärte und gut unterrichtete Verbraucher von großem Vorteil.
Die Heilpflanze Gelbwurz – die Biochemie
Die gelbe Wurzel gehört zur Familie der Ingwergewächse und stammt ursprünglich aus Indien, Vietnam und Java. Die Sonnenknolle wird in Südasien schon seit Jahrtausenden wegen ihrer kräftigen sowie antiviralen, entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften als Gewürz für die tägliche Küche und als Heilmittel bei Magen-Darm-Erkrankungen und Hautleiden verwendet.
Auf Sanskrit heißt die Kurkuma „Harida“ (wörtlich: Hautelixier), der lateinische Begriff lautet Curcuma longa und C. Xanthorrhiza, auf Deutsch heißt sie „Gelbwurz“ und im Englischen „turmeric“ – und sie ist in der westlichen Naturmedizin bisher vor allem als gallebildend (Choleretikum), den Gallefluss steigernd (Cholagogum) und verdauungsfördernd (Karminativum) bekannt. Die gelbe Wurzel ist bewährt gegen Schwächen und Stauungen von Leber, Galle und im Magen-Darm-Trakt. Die Kommission E (vom deutschen Gesundheitsministerium eingesetzte Kommission zur Bewertung der Wirksamkeit von Präparaten auf pflanzlicher Basis) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigen die Wirksamkeit der Wurzelstöcke von Kurkuma zur Behandlung von Dyspepsie, das heißt von Verdauungsstörungen wie Magenbeschwerden, Übelkeit, Appetitverlust oder Völlegefühl sowie von Entzündungen des Verdauungssystems.
Die Kurkuma ist eine wunderschöne, mehrjährige Pflanze. Sie treibt aus einem knolligen Wurzelstock lange, kräftig gestielte Blätter und eine dichte Ähre aus gelben, rosa- oder pinkfarbenen Blüten.
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