»Na, wie war ich?« – Sudau forever – Marit Hofmann
Spritzenhaus vor dem Aus – Michael Rudolf
HumorCare Deutschland – Michael Rudolf
Die vier Wunder des Herrn R. – Hans Zippert
Ehrliches Tagebuch (2) – Horst Tomayer
Ehrliches Tagebuch (3) – Horst Tomayer
Sudaus Verschwinden – Michael Rudolf
»Morgenbillich« – Auszüge der Hörspielfassung – Michael Rudolf
Mit Inhalt, nicht mit »Content« – Peter Köhler
MICHL RUDOLF, ALTER SEEBÄR!
So hatten wir zwar nicht gewettet; aber Du hast es so gewollt: im Greizer Wald, wo Du vor vierzig Jahren zusammen mit Deinen Großeltern sämtliche bekannten Pilz- und Reharten der nordöstlichen Hemisphäre in einem Akt spontaner Willkür komplett um- und neubenannt hast, kurz nach dem Rechten zu sehen und dann die Lebensnot- und -mutreißleine zu ziehen.
Michl, alter, guter Stiefel: Jetzt trinkst Du uns im Deutschen Brauer-Bund-Himmel die siedend schönen Bierkessel auf eigene Rechnung leer und weg, und bei solch sauberer Feinarbeit wollen wir Dich auch nicht stören, auch wenn wir’s zu gerne täten. Aber, good old Lump, hinauf zu Dir brüllen und jammern dürfen und müssen wir doch: Keep on rockin’ and drinkin’ in a Binding-free world!
Deine Schwermutmatrosen von stets Deiner
Titanic
Titanic 8/2007
HOLGER SUDAUS LEBENSLAUF
Michael Rudolf
1961 Holger Sudau wird am 14. Mai in Marienberg als einziger Sohn der Unterstufenlehrerin Helga Katharina Forkel und des Psychologen Paul Werner Sudau geboren.
1962 Das hyperaktive Kleinkind demontiert die Steckdosen im Schlafzimmer und macht mehrfach »Bautz« mit dem Stubenwagen.
1963 Nichts Besonderes.
1964 Erste und höchstwahrscheinlich auch letzte Forschungsreise nach Liberec.
1965 Holger fällt vom Kletterpilz des Kindergartens »Anne Frank«.
1966 Holger wird fünf.
1967 Einschulung.
1968 Mehrfacher Klingelrutsch bei Familie Muschko in der Breitscheidstraße. Mehrmonatiger Oelsnitz-Aufenthalt.
1969 Taschengelderhöhung auf 1 Mark pro Woche.
1970 Der Neunjährige verlernt heimlich das Klavierspielen.
1971 Holger stößt sich in Frotschau mit dem Kopf am Ofenverschluß der Jugendherberge.
1972 Holger kippt in Frotschau kopfüber von der Wippe.
1973 Holger wird in Frotschau nur knapp von einem Stein am Hinterkopf verfehlt. Forschungsaufenthalt im Pöllwitzer Wald und Pilgerreise zum Fraureuther Flegelaltar.
1974 Verwandtenbesuch im Dorf Nietzschareuth. Unkomplizierte Mandeloperation.
1975 Holger verliert in der Talsperre Pöhl seine schöne blaue Taucherbrille und muß ein halbes Jahr für Ersatz sparen.
1976 Holger trägt vorübergehend Seitenscheitel.
1977 Mißglückte Studienreise nach Polen.
1978 Mehrere Entdeckungsreisen an die Ostsee.
1979 Abitur. Holger lernt Tina Peißnitz, seine spätere Lebensgefährtin, kennen.
1980 Studium der Kriegskunst.
1981 Beginn des Studienaufenthaltes in Halle.
1982 Ende des Studienaufenthaltes in Halle.
1983 Studienaufenthalt in Reichenbach.
1984 Rede auf dem Prager Parteitag der Radikalen Mitte.
1985 Kongreß Konkretes Forschen. Studienaufenthalte in Ungarn und Dippoldiswalde.
1986 Wochenend-Forschungsferien auf der Burgruine Liebenau.
1987 Sudaus Fahrrad wird im Wald gestohlen. Erster Westberlin-Aufenthalt.
1988 Keine Ausstellungen in Berlin, New York und Krumpa-Lützkendorf. Ingenieur. Zweiter Westberlin-Aufenthalt.
1989 Sudau verfolgt uninteressiert die politischen Wirren und engagiert sich nicht aktiv bei den Demokratiebewegungen.
1990 Sudau verschwindet plötzlich.
»Morgenbillich« – Die Wahrheit über Holger Sudau,
Münster: Oktober Verlag 2003
1979.
1982.
1981.
MICHA
Pia Büttner
Michael. Micha. Die Erinnerungen an ihn blitzen in meinem Gehirn auf wie tausende Irrlichter. Eher verwirrend als erhellend. Es sind schöne Erinnerungen, die meisten sind unklar, hinterlassen aber ein Gefühl der Wärme.
Am 1. September 1975 habe ich Michael kennengelernt. Es war unser erster Schultag an der Greizer Penne, der EOS »Dr. Theodor Neubauer«. Dort sollten wir die nächsten vier Jahre gemeinsam bis zum Abitur in einer Klasse verbringen. Teilweise kannte man sich untereinander. Doch Michael, der genau einen Tag älter war als ich, kannte ich noch nicht.
Er war kein Lauter, aber auch keiner, der sich immer unterordnete. Kritik verpackte er schon damals oft in spöttische Bemerkungen oder formulierte er so, daß bei manchem der Groschen erst später fiel. Und ich habe den Verdacht, daß er dabei häufig diebische Freude empfand.
Ich erinnere mich an eine Episode, die mich damals schon tief beeindruckte. Michael mußte an die Tafel und irgendeinen Sachverhalt darstellen. Worum es ging, weiß ich nicht mehr, aber ich sehe ihn noch dort stehen. Er positionierte sich mitten vor der Tafel, begann mit links zu schreiben, wechselte die Kreide in die rechte Hand und fuhr fort, sein Wissen zu fixieren. Keinen Schritt bewegte er sich nach links oder rechts. Ich dachte: »Einseitig is’ er nicht.«
Mit einem Grinsen setzte