Zanderblut. Wolfgang Wiesmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfgang Wiesmann
Издательство: Bookwire
Серия: Kommissarin Fey Amber
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783942672627
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rel="nofollow" href="#ulink_0c9a7b6f-0974-5199-a68f-fce5e8a8d109">58 Von Aug zu Aug

      59  59 Geklimpel

      60  Über den Autor

      61  Buchvorstellung

      62  Über den Verlag

      Landmarks

      1  Table of Contents

      © 2018 OCM GmbH, Dortmund

      Gestaltung, Satz und Herstellung: OCM GmbH, Dortmund

      Verlag: OCM GmbH, Dortmund, www.ocm-verlag.de

      ISBN 978-3-942672-62-7

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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      Nach all den Jahren des Angelns

      nehmen die Fische jetzt Rache.

      Queen Elizabeth

      Mani Kempinski hatte zwei Überstunden genommen. An diesem Freitag wollte er der Erste am Teich sein. Früh morgens vor der Arbeit hatte er seinen Wagen mit den nötigen Utensilien bepackt. Die Ruten lagen bis aufs kleinste Detail vorbereitet und geschützt im Kofferraum. Er kannte den Teich wie kein anderer und wusste Wetter und Jahreszeit in die Waagschale zu werfen, um einen guten Fang zu landen. Der würde ihm Auftrieb geben für das große Abangeln am Samstag, das bedeutendste Ereignis im Verein. Diesmal wollte er sich besonders ins Zeug legen, denn es stand eine Prämie von 500 Euro für denjenigen aus, der den schwersten Karpfen fangen würde. Seine Spezialität waren eigentlich Zander, da hätte er entspannt am Samstag ausgeschlafen und sich siegessicher erst nach Sonnenaufgang an seinen reservierten Uferplatz begeben.

      Er hatte noch in der Kantine zu Mittag gegessen und freute sich nun auf sein erstes Bier am Angelteich. Kempinski griff von außen an die Tasche seines Parkers und versicherte sich, dass er die Zigaretten nicht vergessen hatte. Missmutig warf er einen Blick auf die Bespannung seines Klappstuhls, den er unter den Arm geklemmt hatte. Die Angeln hatten gestern Vorrang gehabt, keine Zeit, den Stuhl neu zu bespannen. Er ging zielstrebig zu seinem Angelplatz am Vereinsteich in Dülmen-Börnste. Ein Blick nach oben verriet ihm, dass es trocken bleiben würde. Die Carbonruten klimperten beim Gehen aneinander wie feine, trockene Stöcke, mit denen Kinder zuweilen fochten, oder auch wie zwei Gardinenstangen, die aneinander schepperten. Nur vorsichtig. Das Material war sehr empfindlich und er wollte kein Gehampel mit den Posen und Schnüren.

      Kempinski hatte bei der Jahreshauptversammlung nicht zugestimmt, im Herbst die Prämie auf Karpfen auszusetzen. Er hatte für Hecht plädiert, aber Dietmar Pörschke, der Vorstandsvorsitzende, hatte auf Karpfen bestanden. Die müssten raus, hatte er argumentiert, damit sich die Schleienpopulation besser entwickeln konnte. Kempinski hatte sich daraufhin mit einem Zwischenruf, dass es im benachbarten Halterner Verein demokratischer zugehe, keine Freunde gemacht. Mit dem Halterner Angelverein führten die Dülmener seit kurzer Zeit einen verbissenen Kampf um die Angelrechte am neuen Baggersee in der Nähe von Sythen. Sythen gehörte zu Haltern und der Baggersee lag auf Sythener Gebiet.

      Die Mitglieder im Dülmener Sportfischerverein reagierten mittlerweile sehr empfindlich auf alles, was aus Haltern kam, denn es stand weit mehr auf dem Spiel als nur ein Zugewinn an Angelarealen. Es ging ums Ganze. Nur derjenige, der den Zuschlag für den Baggersee bekommen würde, hätte eine reelle Chance, als Angelverein auf Dauer überleben zu können. Der neue Baggersee versprach wegen seiner idyllischen Lage und seiner einzigartigen Möglichkeit, ein Habitat auch für Fische wie Forelle und Lachs anzulegen, eine absolute Attraktion. Angler würden sich dem Verein anschließen, der den Baggersee befischte, und der Verein, der das Rennen um den Baggersee verlor, müsste um seine Mitglieder bangen.

      Mani Kempinski wusste bereits, dass er sich auf jeden Fall auf die Seite des Siegers schlagen würde. Er wollte angeln und da das seine einzige Leidenschaft war, gab es kein Pardon. Moral und Treue, Worte, die er von seinen Vorstandskollegen immer häufiger in letzter Zeit gehört hatte, gingen ihm am Arsch vorbei. Er erinnerte sich nur widerwillig an den späten Ausgang der Versammlung, als Pörschke ihn draußen beiseitegenommen hatte. Das Gespräch ging ihm nicht aus dem Kopf.

      „Unter vier Augen, Mani. Die Sandwerke liebäugeln mit Haltern. Die Chefin der Personalabteilung führt die Verhandlungen für die Vergabe der Angelrechte. Sie kommt aus Lavesum und ist mit einem Halteraner verheiratet. Die werden ihre Pfründe schützen. Du weißt ja, wie das ist. Man hält zusammen, hier und dort. Ich hab das alles kommen sehen und vorgesorgt, aber das muss streng vertraulich unter uns bleiben.“

      „Spuck’s aus. Ich bin das Säbelrasseln leid“, motzte Kempinski.

      „Ein bisschen Stolz könntest du schon für den Verein aufbringen. Du hast immerhin die Hälfte der Pokale beim Wettangeln an Land gezogen. Du bist unser Champ. Wir setzen auf dich. Ich sag dir was: Du kannst dem Hickhack um den neuen Baggersee ein Ende machen. Wir verpassen denen aus Haltern einen Denkzettel, der sie am eigenen Leibe krepieren lässt, nur das muss schnell gehen, sehr schnell. Und du bist unser Mann.“

      „Was hast du vor?“

      Pörschke holte eine Plastiktüte aus dem Kofferraum seines Wagens hervor und fasste hinein.

      „Hier! Dieses Teufelskraut raubt der Konkurrenz die Luft zum Atmen. Ich hab noch mehr davon. Das laden wir um in deinen Wagen. Dann fährst du zum Halterner Vereinsgewässer und –“

      „Was ist das?“, unterbrach Kempinski und schielte in die Tüte.

      „Eine besonders aggressive Form der Wasserpest, breitet sich rapide aus. Das Sauzeug hab ich vom Hechtangeln aus Irland mitgebracht. Ist dort eine Seuche, wuchert ohne Ende. Damit boxen wir Haltern aus dem Ring.“

      „Versteh nicht.“

      „Wir hängen denen die Wasserpest an den Hals. Die Pflanzen vermehren sich in Windeseile, quasi über Nacht. Erst schwimmen sie oben, dann sinken sie und schon bald ist das gesamte Gewässer voll davon. Angeln ist dann vorbei.“

      „Mensch Pörschke, das ist doch ein Schuss nach hinten. Du weißt doch, dass durch den Vogelflug, Enten und das andere Gefieder, die Sporen übertragen werden. Und in wenigen Jahren haben wir die Seuche bei uns im Teich.“

      „So weit kommt es nicht. Sobald bei denen die ersten Pflanzen gesichtet werden, wird die Wasserschutzbehörde mit Alarmglocken auf der Matte stehen. Und rate mal, wer dafür sorgt, dass die das Kraut schnell finden und wieder entfernen? Ich steck denen das. Und? Fällt der Groschen?“

      „Du schiebst den Halternern mangelnde Pflege unter. Die sollen ihr Image verlieren.“

      „Bingo! Das Zeug ist eine Gefahr für alle Gewässer, auch für den Stausee. Die werden keine Mühe scheuen, radikal alles zu entfernen. Was bleibt, ist der angeschlagene Ruf des Angelvereins. Heute Nacht schüttest du die Pflanzen bei denen in die Vereinsgewässer.