Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
Скачать книгу
Veranstaltung genannt, dann war sie wieder nach Hause gefahren.

      Lissi hatte sich vor allem über den Massenbetrieb an der Uni gewundert, verträumtes Studentenleben, wie es früher möglich gewesen war, gab es heute offensichtlich nicht mehr.

      Sie hatte versucht, zumindest während ihres Aufenthaltes an der Uni ihre Gedanken an Michl hinten anzustellen, was ihr auch leidlich gelungen war. Doch als sie auf dem Nachhauseweg war, dachte sie ständig an ihn.

      Sie wußte inzwischen auch, daß sie falsch reagiert hatte, als sie an jenem Abend im Bergerhof mehr oder weniger unvermittelt aufgestanden und nach Hause gefahren war. Aber sie war in dem Moment so enttäuscht gewesen, weil sie gemeint hatte, Michls Gefühle ihr gegenüber seien nicht echt gewesen.

      Sie hatte von Michl verlangt, daß er sich offen zu ihr bekannte, bevor er seiner Gefühle sicher sein konnte.

      Wenn Lissi an Marion Lautner dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Was sie früher von ihr gehalten hatte, war binnen weniger Minuten völlig auf den Kopf gestellt worden. Marion war unzweifelhaft eine schöne Frau, aber charakterlich hatte sie deutliche Defizite.

      Schon kurz hinter München hatte Lissi sich entschlossen, nicht gleich nach Hause zu fahren, sondern Michl zu besuchen, sie wollte ihm sagen, daß sie ihn sehr lieb habe. Wie er dann damit umgehen würde, mußte er wissen.

      Sie hielt in Kempten, es war vielleicht eine halbe Stunde nachdem Marion dort gewesen war, wußte wenige Minuten später, daß Michl nicht in seinem Appartement war, hielt an einer Telefonzelle, wählte die Nummer vom Karner-Hans und wußte wenige Minuten später, daß Michl bei ihm war.

      »Aber sag ihm bitt’ schön nicht, daß ich angerufen hab’«, bat sie Hans, »ich möcht’ ihn überraschen.«

      »Ist schon recht«, antwortete Hans. Der Anruf erreichte ihn kurz bevor Marion auf Michls Handy anrief und ihr Kommen ankündigte.

      Hans vergaß den Anruf sofort, als Michl ihn fragte, ob er Marion Lautner kenne.

      Lissi wunderte sich über den Sportwagen vor Hans’ Haus, daß es der Wagen Marion Lautners war, auf die Idee kam sie nicht.

      Sie öffnete das Gartentor und betrat das Grundstück, hinter dem Haus hörte sie Stimmen. War das nicht...? Lissi hätte sich fast auf dem Absatz umgedreht, als sie Marion Lautners Stimme erkannte.

      Doch dann bekam sie einige Gesprächsfetzen mit und sie ging ein wenig näher.

      »... ich liebe Lissi«, hörte sie Michl sagen.

      »Marion Lautner ist bei Michl«, flüsterte plötzlich eine Stimme neben ihr und als sie sich umdrehte, stand der Karner-Hans da und lächelte sie verlegen an.

      Lissi nickte. »Ich weiß, ich hab’ sie an der Stimme erkannt.«

      »Du weißt, wer sie ist?«

      Lissi nickte noch mal. »Ja, ich weiß es. Daß sie eine bekannte Schauspielerin ist und mal Michls Freundin war.«

      »Ich... ich weiß net, wie ich es sagen soll«, erwiderte Hans, »aber du und der Michl, ihr paßt viel besser zusammen...!«

      Lissi lächelte, beugte sich vor und küßte den überraschten Hans auf die Wange. »Dank’ schön, das hast du sehr lieb gesagt. Wann ist Marion denn gekommen?«

      »Vor ein paar Minuten...!«

      »Und was will sie?«

      Hans grinste verlegen. »Ich glaub’, sie will den Michl überreden, daß er... daß er wieder zu ihr zurückkommt. Aber sie kann noch so schön tun und reden, der Michl hat nur dich in seinen Gedanken. Er hat mich letztens darauf angesprochen, weil er net gewußt hat, ob er mit dir nach Haus’ kommen sollt’...!«

      Im gleichen Augenblick rauschte Marion an ihnen vorüber. Sie sah weder nach rechts, noch nach links, Augenblicke später hörten sie den Motor ihres Wagens aufheulen und mit quietschenden Reifen fuhr sie davon.

      Hans grinste. »Wenn du zu Michl gehen willst, dann kannst es jetzt tun. Ich koch’ mal Kaffee und laß mir Zeit dabei...!«

      Michl stand da, hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, sah hinaus in die wunderschöne Bergwelt des Allgäus und schien derart in Gedanken, daß er nicht mitbekam, wie Lissi hinter ihn trat. Erst als diese sich räusperte, fand er zurück in die Realität.

      Erschrocken starrte er sie an, brachte zuerst keinen Ton heraus, bis er ihren Namen hauchte: »Lissi...!«

      Die ging zu ihm, schmiegte sich fest an ihn und so standen sie lange da, bis Hans mit dem Kaffee kam.

      »Ich steh’ jetzt schon eine ganze Weile da«, sagte er, »wenn ich noch länger wart’, wird er kalt und das ist auch nix. Ihr habt euch schließlich noch ein ganzes Leben...!«

      *

      »Servus, Lissi...!« Der Tannhofer lächelte am nächsten Morgen beim Frühstück seine Jüngste überaus freundlich an. »Wie war’s denn in München?«

      »Interessant...!«

      »Willst immer noch Jura studieren?«

      Lissi nickte. »Na klar.«

      »Na ja, dann werd’ ich bei der Bank vorsprechen müssen, daß sie jetzt monatlich einen Betrag vom Konto deiner Mutter auf deines überweisen.« Der Max lä­chelte. »So vergeht die Zeit. Was meinst, wie sich deine Mutter gefreut hätt’, wenn sie mitbekommen hätt’, daß du Jura studierst.«

      »Vor allem wo’s gar net nötig wär’«, sagte Christl, bevor sie in ihre Semmel biß.

      »Was wär’ net nötig gewesen?« fragte ihr Vater.

      »Daß die Lissi Jura studiert.«

      »Wieso? Was heißt denn net nötig gewesen?«

      »Der Michl ist doch Jurist, was braucht man zwei Juristen in der Familie?« Christl grinste.

      Daraufhin sahen alle Lissi an, die es eine Weile aushielt, unbeteiligt zu tun, doch dann lachte sie.

      »Ist ja schon gut«, sagte sie, »ja, der Michl und ich, wir... also, er kommt heut’ nachmittag her zu uns.«

      »Respekt...!« Ihr Vater nickte zufrieden. »Wie’s ausschaut, ist die erste meiner Töchter in festen Händen.«

      Christl stand auf. »Mich kannst auch als in festen Händen betrachten. Ich hab’ heut’ frei und werd’ zum Toni in den Ausschank gehen. Es bleibt also nur noch die Moni...!«

      »Und auf die kommt’s an«, sagte ihr Vater, während er seine älteste Tochter ansah.

      »Jetzt schaut’s net so«, erwiderte diese. »Der… also, wenn ich wollt’, dann… dann würd’ ich auch einen Hochzeiter haben.«

      »So, würdest du?« Ihr Vater lächelte.

      »Ja, würd’ ich…!«

      »Wen denn?«

      »Das sag’ ich net«, erwiderte Moni. Dann stand sie auf. »Ich werd’ heut’ net zu Haus’ sein. Ich…!«

      »Sag nur, du willst zu deinem Galan…?« Lissi bekam vor lauter Staunen den Mund nicht zu.

      »Der Hans ist kein Galan«, entgegnete Moni.

      »Von welchem Hans ist denn hier die Red’?« Der Tannhofer-Max stellte sich dumm.

      »Ich… ich bring’ ihn nachher mit«, sagte Moni. »Zum Kaffee bring’ ich ihn mit, wie die Lissi den Michl mitbringt.«

      »Und du?« Der Tannhofer-Max sah Christl an. »Was ist mit dir? Kommst du auch und bringst den Toni mit?«

      Christl nickte sofort. »Ich werd’ ihm sagen, daß er den Almausschank schließen muß, schließlich werden net oft alle Schwiegersöhne zur gleichen Zeit auf dem Tannenhof sein…!«

      *

      Der Weiner-Lenz hatte nicht vergessen, was er