Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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sich nicht sicher.

      »Ja, ich bin’s«, antwortete die erfolgreiche Schauspielerin.

      »Was willst du von mir?«

      »Wo bist du?«

      »Bei einem Freund, warum?«

      »Ich komme eben aus Kempten und wollte dich besuchen, leider hab’ ich dich nicht angetroffen.«

      »Warum hast du vorher nicht angerufen?«

      »Ich war sicher, daß du da sein würdest«, antwortete Marion. »Können wir uns sehen?«

      Michl zögerte einen Moment. »Sicher«, sagte er dann, »warum nicht?«

      »Begeistert hört sich das nicht gerade an…!«

      »Oje, Marion«, erwiderte Michl, »hast du plötzlich deine Befindlichkeiten?« Wobei die Betonung auf du lag.

      Marion lachte. »Du hast ja recht. Wo bist du? Ich könnte zu dir kommen?«

      »Kennst du den Kleinen Rabenkopf?« fragte Michl.

      »Sicher, den kennt hier jedes Kind.«

      »Dann frag unten am Marterl nach dem Karner-Hans«, erwiderte Michl. »Den kennt hier auch jedes Kind.«

      »Ich bin in einer halben Stunde da«, erwiderte Marion, dann beendete sie das Gespräch.

      *

      »Wer war das?« Der Karner-Hans sah Michl neugierig an.

      »Marion Lautner«, antwortete der.

      »Aha, ist das eine Bekannte?«

      »Ich war mal über mehrere

      Jahre mit ihr befreundet«, antwortete Michl. »Kennst du sie nicht?«

      Der Hans grinste. »Wieso sollt’ ich eine deiner Verflossenen kennen?«

      »Ich dacht’, dir würde der Name was sagen…!«

      »Wie heißt sie?«

      »Marion Lautner.«

      Hans dachte eine Weile nach, dann schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid…!«

      »Ist schon recht«, antwortete Michl. »Sie ist Schauspielerin, und zwar eine erfolgreiche.«

      »Wie heißt sie?« Hans sah Michl erneut fragend an.

      Der wiederholte den Namen, aber Hans zuckte erneut mit den Schultern. »Vielleicht würd’ ich sie kennen, wenn ich sie sehen würd’.«

      »Du wirst sie sehen«, antwortete Michl.

      »Wieso?«

      »Sie ist auf dem Weg her zu uns.«

      »Eine Schauspielerin kommt her?« Plötzlich war Hans aufgeregt. »Das gibt’s doch gar net. Was will sie denn hier?«

      »Mich besuchen.«

      »Michl…!« Hans sah den Berner-Michl vorwurfsvoll an. »Du weißt doch, daß ich mich schwertu’ mit solchen Leuten. Sie… sie sind einfach anders als ich. Ich komm’ dann rasch ins Stottern und dann wird’s noch schlimmer.«

      »Hör auf«, erwiderte Michl, »du bist hier zu Haus’, hier mußt du nix und niemanden fürchten. Außerdem hast du Marion net gebeten zu kommen.«

      »Und du meinst net, daß ich… daß ich mich anders als sonst verhalten muß?« Noch immer sah der Karner-Hans ein wenig ängstlich drein.

      »Du bist hier der Chef«, erwiderte Michl, »du bestimmst, wie es hier ist und damit basta. Wenn es der feinen Dame net paßt, dann kann sie wieder gehen.«

      »Du… du willst dich mit ihr streiten?«

      Michl schüttelte den Kopf. »Nein, wollen tu’ ich’s net. Aber bei Marion kann’s schon mal darauf hinauslaufen.«

      Im gleichen Moment heulte vorne an der Straße ein Motor auf.

      »Das ist sie«, sagte Michl.

      Hans stand auf, wischte sich die Hände an der Hose ab und sah Michl an. »Was ist? Willst du sie net holen?«

      Michl schüttelte den Kopf. »Jetzt kannst durch dein Verhalten ein bisserl die Karten verteilen. Setz dich, sie wird schon kommen.«

      Augenblicke später war Marion da. Sie würdigte Hans, der sie anstarrte wie ein Weltwunder, keines Blickes, sondern ging gleich auf Michl zu, bückte sich und hielt ihm die Wange hin.

      Doch der ignorierte sie und sagte: »Reifer geworden bist du auch nicht.« Dann stand er auf. »Das ist der Hans. Du bist in seinem Haus und hältst es nicht mal für nötig, ihm einen guten Tag zu wünschen…?«

      Binnen Sekundenbruchteilen schimmerte Marions Gesicht knallrot. Sie drehte sich um, setzte ein leeres Lächeln auf und hielt Hans die Hand hin. »Hallo…!«

      Als Hans nicht gleich reagierte, zog Marion die ausgestreckte Hand zurück. »Du siehst ja, der will gar nicht. Der hat genauso Berührungsängste wie alle anderen Landtypen auch. Ich kann nichts dran machen.«

      Michl zögerte einen Moment, dann fragte er: »Was willst du?«

      »Können wir alleine reden?«

      »Was willst du?«

      Marion schluckte. Sie hatte mit Michls Entgegenkommen gerechnet, nicht mit einer so konsequenten Haltung.

      »Ich geh mal«, sagte Hans, der verlegen lächelte, »ich hol’ mal was zu trinken, wenn’s recht ist.« Dann war er verschwunden.

      »Wieso hast du eigentlich einen solchen Hang zu so… so einfachen Typen?« Marion zündete sich eine Zigarette an, blies den Qualm in die Luft und sah Michl dann fragend an.

      »Möglicherweise, seit ich Leute wie dich kenne«, antwortete Michl. »Du hast nichts Authentisches an dir, alles ist gespielt. Du wirst nie zufrieden sein oder Glück empfinden können, wenn du nicht bereit bist, dein Leben zu ändern.«

      Marion starrte Michl benommen an. »Du… du weißt nicht, warum ich hier bin, sonst würdest du nicht so reden.«

      »Wissen tu’ ich nicht, warum du hier bist«, erwiderte Michl, »aber ich ahne es.«

      »Das kann ich mir nicht vorstellen…!«

      Michl lächelte. »Man ordnet Künstlern doch ein hohes Maß an Phantasie zu.«

      »Dann sag mir, warum ich hier bin.« Marion sah Michl herausfordernd an.

      Der lächelte. »Ich werde nicht zu dir zurückkehren. Das kannst du völlig ausschließen.«

      Marion wurde kreidebleich. »Aber... aber Michl...!«

      »Wir hatten unsere Zeit«, erwiderte der, »anfangs war’s sogar schön, später nur mehr eine Qual. Außerdem habe ich inzwischen das Madel gefunden, das ich liebe, verstehst du was ich sage, ich liebe Lissi.«

      »Du redest sicher von dieser kleinen Bauerntochter...!«

      Michl nickte. »Ja, Lissi ist die Tochter von Max Wagner, den man Tannhofer nennt. Das drückt was aus, falls du so weit nicht denken solltest. Und ich wiederhole es gerne, ich liebe Lissi.«

      »Das glaubst du doch selber nicht«, entgegnete Marion. Sie war aufgestanden und ging aufgeregt auf und ab. »Du... du kannst unsere Zeit nicht vergessen haben.«

      Michl lächelte. »So ist es, ich habe sie nicht vergessen. Und jetzt bitte ich dich zu gehen...!«

      »Du wirfst mich hinaus?«

      Michl schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht, das müßte Hans tun, was er nie übers Herz bringen würde, wie kalt und maßregelnd du auch zu ihm bist.«

      Marion trat einen Schritt auf Michl zu, streckte beide Hände aus, doch Michl zog die Augenbrauen zusammen und hob abwehrend beide Arme.

      »Laß es gut sein, Marion«, sagte er, »leb du dein