Liebhaber der Fachwerkarchitektur kommen in Miltenberg voll auf ihre Kosten. Wunderschöne und qualitätsvolle Beispiele, besonders an der Hauptstraße und rund um Marktplatz und Schnatterloch, zeugen noch von einer Blütezeit im 15./16. Jh. Man läuft am besten vom Engelplatz durch die Fußgängerzone. Gleich darauf passiert man das Gasthaus zum Riesen, das 1590 erbaut wurde und als ältestes Gasthaus Deutschlands gilt. An Nr. 137 folgt das ehemalige Mainzer Kaufhaus, errichtet um 1375, aber 1820 verändert. Dann erreicht man den Marktplatz und das links abgehende Schnatterloch. Dort sind mehrere Bauten von Interesse: Neben der Stadtpfarrkirche St. Jakobus u. a. die ehemalige Mainzer Amtskellerei von 1541, heute Museum der Stadt Miltenberg (April–Okt. Di–So 10–17:30, im Winter 11–16 Uhr), das sogenannte »Hohe Haus« (1530) gegenüber mit vorkragenden Obergeschossen und Erkern sowie die oben thronende Mildenburg (13. Jh.) mit mächtigem Bergfried. Die Anlage kann man täglich nachmittags besuchen. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zum Aschaffenburger Tor (ca. 1 km einfach) und dort zur Friedhofskapelle St. Laurentius. Sie besitzt eine kostbare Ausstattung.
Romantik pur! Von Wasser und Laubwäldern umgeben, wirkt das Stammschloss der Familie Echter in Mespelbrunn wie ein verwunschener Palast und ist doch nur alltägliches Domizil dieser Familie.
Eines der schönsten Straßenbilder in Miltenberg am Schnatterloch: ein Ensemble pittoresker Fachwerkfassaden, aus denen das »Hohe Haus« von 1530 herausragt; darüber thront die Mildenburg.
Information: Tel.: 09371/40 41 19; www.stadt-miltenberg.de
Einkehr: Zum Riesen, Hauptstr. 97, Straßenterrasse, Tel. 09371/989948
Durch den Spessart nach MespelbrunnAb Miltenberg hat man das Maintal verlassen und sich nach Norden durch den Spessart auf den Weg zum Schloss Mespelbrunn gemacht, jenes malerisch in einem stillen Seitental gelegene und von Wasser umgebene Bauensemble. Es besteht aus drei Flügeln um einen Rechteckhof und einen wuchtigen Bergfried. Errichtet wurde es 1419 als Stammschloss der Familie Echter, zunächst als trutzige Wasserburg – der menschenleere Spessart war damals ein höchst unsicheres Terrain –, dann wurde es bis 1568 zum romantischen Renaissanceschloss umgebaut. Das heutige Aussehen geht im Wesentlichen auf diese Zeit zurück. Aus der Familie Echter stammt übrigens auch Julius Echter. Dieser war nicht nur Fürstbischof in Würzburg und Herzog in Franken, sondern auch Stifter das Juliusspitals (1576), Bauherr der Festung Marienberg und Gründer der Universität Würzburg (1583). Durch Heirat entstand 1648 eine neue Linie mit dem Namen »Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn«. Sie bewohnen noch heute das Schloss, das in Teilen auch der Öffentlichkeit zugänglich ist (Tel. 06092/269). Zu sehen sind u. a. Möbel, Gemälde, Porzellan und Waffen.
Das Wahrzeichen der Stadt Aschaffenburg schlechthin: Schloss Johannisburg, in seiner imposanten Gestalt Ausdruck von Macht und Reichtum des ehemaligen Mainzer Kurstiftes
Schlussspurt nach AschaffenburgEine kurze Autofahrt von gut 20 km und wir haben unser Tagesziel Aschaffenburg, auch »bayerisches Nizza« genannt, am Westhang des Spessarts nahe der Grenze zu Hessen erreicht. Schon 957 erstmals erwähnt, gehört die Stadt rund 850 Jahre ununterbrochen zum Kurfürstentum und Erzbistum Mainz, und zwar durchaus als eigenständiger und selbstbewusster Teil, wie ihre Funktion als Zweitsitz der Mainzer Erzbischöfe und später kurz als Hauptresidenz der Mainzer Kurfürsten beweist. 1814 schließlich fällt die Stadt an Bayern. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird sie durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss schwer zerstört, danach wieder vollständig aufgebaut. Wir wenden uns jetzt den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu, nämlich Schloss Johannisburg, Pompejanum und Stiftskirche.
Schloss Johannisburg, 1122 erstmals erwähnt, wird die mittelalterliche Anlage um 1550 zerstört und bis 1614, diesmal als Renaissanceschloss, neu erbaut. Es ist nicht nur Wahrzeichen Aschaffenburgs, sondern gehört »zu den bedeutendsten Anlagen der deutschen Renaissance« (Georg Dehio). Vier dreigeschossige prächtige Flügel in kräftigem Sandstein-Rot umfassen einen Innenhof mit wuchtigen Ecktürmen und einem Bergfried, der noch aus dem 14. Jh. stammt. Im Innern können vor allem Mobiliar und Gemälde besichtigt werden (April–Sept. Di–So 9–18, im Winter 10–16 Uhr).
Pompejanum Ebenfalls im Schlosspark steht in Schlossnähe am Mainhochufer das Pompejanum. Errichtet bis 1848, sollte damit eine Villa aus dem antiken Pompeji nachgebildet und Kunstliebhabern zugänglich gemacht werden. Auftraggeber war König Ludwig I., Architekt Friedrich von Gärtner. Die prächtig ausgemalten Räume mit Mosaikfußböden und römischen Kunstobjekten können besichtigt werden (Öffnungszeiten wie Schloss).
Stadtpfarrkirche St. Peter und Alexander Für den Fall, dass Sie noch etwas Zeit haben oder einen zweiten Tag in Aschaffenburg verbringen, bietet die Stadt weitere hochrangige Sehenswürdigkeiten, vor allem die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Alexander mit kunsthistorisch bedeutender Ausstattung (u.a. »Die Beweinung Christi« von Matthias Grünewald). Beachtenswert sind aber auch das Rathaus, das Theater, Schloss und Park Schönbusch, die Sandkirche und nicht weniger als neun Museen.
Information: Tel.: 06021/39 58 00 oder 01; www.aschaffenburg.de
Einkehr: Schlossweinstuben, Terrasse (Tel. 06021/12440); Zum Fegerer, Schlossgasse 14, Innenhof; Zum Goldenen Ochsen, Karlstr. 16
Postskriptum Wertheim
Dass wir im Mainviereck wortlos an Wertheim vorbeigefahren sind, hat seinen Grund: Das Städtchen gehört nämlich zu Baden-Württemberg und nicht zu Franken. Dennoch: Wer es zeitlich einrichten kann, sollte einen kurzen Rundgang machen. Sehenswert sind u. a. die Stiftskirche, schöne Fachwerkfassaden und die fotogene Burgruine darüber.
Das Pompejanum von 1848 in Aschaffenburg am Hochufer des Mains
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