Führt zu dem reichsten Ziel. Dies nied’re Tagewerk
Wär’ so beschwerlich als verhaßt mir; doch
Die Herrin, der ich dien’, erweckt das Tote,
Und macht die Mühn zu Freuden. O sie ist
Zehnfach so freundlich als ihr Vater rauh,
Und er besteht aus Härte. Schleppen muß ich
Und schichten ein paar tausend dieser Klötze,
Bei schwerer Strafe. Meine süße Herrin
Weint, wenn sie’s sieht, und sagt: so knecht’scher Dienst
Fand nimmer solchen Täter. Ich vergesse;
Doch diese lieblichen Gedanken laben
Die Arbeit selbst; ich bin am müßigsten,
Wenn ich sie tue.
MIRANDA
Ach, ich bitte, plagt
Euch nicht so sehr! Ich wollte, daß der Blitz
Das Holz verbrannt, das ihr zu schichten habt.
Legt ab und ruht euch aus! Wenn dies hier brennt,
Wird’s weinen, daß es euch beschwert. Mein Vater
Steckt tief in Büchern: bitte, ruht euch aus.
Ihr seid vor ihm jetzt auf drei Stunden sicher.
FERDINAND
O teuerste Gebieterin! Die Sonne
Wird untergehn, eh ich vollbringen kann,
Was ich doch muß.
MIRANDA
Wenn ihr euch setzen wollt,
Trag’ ich indes die Klötze. Gebt mir den!
Ich bring’ ihn hin.
FERDINAND
Nein, köstliches Geschöpf!
Eh sprengt’ ich meine Sehnen, bräch den Rücken,
Als daß ihr solcher Schmach euch unterzögt,
Und ich säh’ träge zu.
MIRANDA
Es stände mir
So gut wie euch, und ich verricht’ es
Weit leichter, denn mich treibt mein guter Wille,
Und eurem ist’s zuwider. [...] Ihr seht ermüdet aus.
FERDINAND
Nein, edle Herrin,
Bei mir ist’s früher Morgen, wenn ihr mir
Am Abend nah seid. Ich ersuche euch
(Hauptsächlich um euch im Gebet zu nennen)
Wie heißet ihr?
MIRANDA
Miranda. O mein Vater!
Ich hab’ euer Wort gebrochen, da ich’s sagte. [...]
Was für Gesichter anderswo es gibt,
Ist unbewußt mir; doch bei meiner Sittsamkeit,
Dem Kleinod meiner Mitgift! wünsch ich keinen
Mir zum Gefährten in der Welt, als euch;
Noch kann die Einbildung ein Wesen schaffen,
Das ihr gefiele, außer euch. [...]
FERDINAND
Den Augenblick, da ich euch sahe, flog
Mein Herz in euern Dienst; da wohnt es nun,
Um mich zum Knecht zu machen; euretwegen
Bin ich ein so geduld’ger Tagelöhner.
MIRANDA
Liebt ihr mich? [...]
FERDINAND
Weit über alles, was die Welt sonst hat,
Lieb’ ich und acht’ und ehr’ euch.
MIRANDA
Ich bin töricht,
Zu weinen über etwas, das mich freut. [...]
FERDINAND
Warum weint ihr?
MIRANDA
Um meinen Unwert; daß ich nicht darf bieten,
Was ich zu geben wünsche [...] Fort, blöde Schlauheit!
Führ’ du das Wort mir, schlichte, heil’ge Unschuld!
Ich bin euer Weib, wenn ihr mich haben wollt;
Sonst sterb ich eure Magd; ihr könnt mir’s weigern,
Gefährtin euch zu sein, doch Dienerin
Will ich euch sein, ihr wollet oder nicht.
(III, 1)
Gegen Ende des Stücks begegnet Miranda zum ersten Mal Ferdinands Vater und seinem Gefolge. Dabei spricht sie die berühmten Worte »Schöne, neue Welt«, die der Schriftsteller Aldous Huxley als Titel für seinen 1932 veröffentlichten Roman Brave New World verwendete, der das Szenario einer totalitären Dikatur entwirft:
MIRANDA
O Wunder!
Was gibt’s für herrliche Geschöpfe hier!
Wie schön der Mensch ist! Schöne, neue Welt,
Die solche Bürger trägt!
(V, 1)
In typischer Shakespeare-Manier wird ihre Sicht der Dinge sofort durch eine andere relativiert. Ihr Vater Prospero kommentiert ihren Ausruf trocken: »Es ist dir neu.«
Wo zwei wüt’ge Feuer sich begegnen
In Der Widerspenstigen Zähmung sucht Petruchio eine Frau. Hauptsache, sie – beziehungsweise ihr Vater – ist reich und ihre Mitgift groß genug. Petruchio lässt sich daher nicht von Katharinas schlechtem Ruf als zänkische, widerspenstige Frau abschrecken. Er legt sich einen genauen Plan zurecht, wie er sich bei ihrer ersten Begegnung verhalten will.
PETRUCHIO
Ist sie unbändig, bin ich toll und wild:
Und wo zwei wüt’ge Feuer sich begegnen,
Vertilgen sie, was ihren Grimm genährt:
Wenn kleiner Wind die kleine Flamme facht,
So bläßt der Sturm Feuer und alles aus.
Das bin ich ihr, und so fügt sie sich mir,
Denn ich bin rauh und werbe nicht als Kind. [...]
Schmält sie, erwid’r ich ihr mit festem Ton,
Sie singe lieblich gleich der Nachtigall.
Blickt sie mit Wut, sag ich, sie schau so klar
Wie Morgenrosen, frisch vom Tau gewaschen.
Und bleibt sie stumm und spricht kein einzig Wort,
So rühm ich ihr behendes Sprechtalent,
Und sag, die Redekunst sei herzentzückend.
Sagt sie, ich soll mich packen, dank ich ihr,
Als bäte sie mich, Wochen da zu bleiben:
Schlägt sie mich aus, so frag ich nach dem Tag
Des