Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
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übergab sie den Hebräern schriftlich aufgezeichnet.

      4. Da nun Moyses alles auf die Gesetzgebung Bezügliche wohl geordnet glaubte, richtete er sein Augenmerk auf das Heer, weil er schon damals daran dachte, das Kriegswesen zu ordnen. Er befahl daher allen Stammeshäuptern mit Ausnahme des Stammes Levis (die Leviten sollten als zum Dienste Gottes Geweihte von allen anderen Lasten frei sein), eine genaue Zählung aller vorzunehmen, die im kriegstüchtigen Alter standen. Bei dieser Heereszählung ergaben sich sechshundertdreitausendsechshundertundfünfzig streitbare Männer, welche ein Alter von zwanzig bis fünfzig Jahren aufwiesen. Anstelle des Levis nahm Moyses unter die Zahl der Oberhäupter den Manasses, den Sohn Josephs, und an Josephs Stelle den Ephraïm auf. Denn Jakob hatte, wie ich oben erwähnte, von Joseph verlangt, dass er seine Söhne als Jakobs Söhne betrachten solle.

      5. Beim Errichten des Lagers setzten die Hebräer nun die Hütte in die Mitte, sodass auf jeder Seite die Zelte dreier Stämme zu stehen kamen, zwischen denen Wege sich hinzogen. Auch ein Markt wurde eingerichtet und die Waren geordnet. Hier hatten auch alle Arten von Handwerkern ihre Werkstätten, sodass das Lager den Eindruck einer hin- und herwandernden Stadt machte. Die der Hütte zunächst gelegenen Zelte bewohnten die Priester; diesen zunächst wohnten die Leviten, die im Ganzen und unter Einrechnung aller Knaben, die wenigstens dreißig Tage alt waren, dreiundzwanzigtausendachthundertachtzig zählten. Solange nun die Wolke über der Hütte lagerte, so lange blieben sie an demselben Orte im Glauben, dass Gott bei ihnen anwesend sei. Bewegte sich aber die Wolke weiter, so zogen sie auch selbst weiter fort.

      6. Moyses erdachte auch eine Signaltrompete, die er von Silber und in folgender Gestalt anfertigen ließ. Sie war fast eine Elle lang und ihre Röhre war eng, etwas dicker als eine Flöte. Das Mundstück war so groß, dass es den Atem des Bläsers bequem aufnehmen konnte, und sie endigte wie eine Posaune in Glockenform. In hebräischer Sprache heißt sie Asosra. Solcher Trompeten wurden zwei angefertigt, die eine, um das Volk zur Versammlung zu rufen, die andere, um die Stammesoberhäupter zur Ratsversammlung einzuladen. Die Letztere wurde von einem Priester geblasen. Wurden beide Trompeten zugleich geblasen, so musste das gesamte Volk zusammenkommen. Sollte nun die Hütte fortbewegt werden, so verfuhr man also. Sobald die Trompete zum ersten Mal ertönte, erhoben sich die, welche gegen Osten lagerten; erscholl sie zum zweiten Male, so setzten sich die in Bewegung, die gegen Süden lagerten. Darauf wurde dann die Hütte abgebrochen und in der Mitte getragen, sodass sechs Stämme ihr voranzogen und sechs ihr nachfolgten. Die Leviten aber umgaben alle die Hütte. Das dritte Zeichen der Trompete galt denen, die gegen Westen, und das vierte denen, die gegen Norden lagerten. Dieser Trompeten bediente man sich auch, um die Opfer anzukündigen, sowohl am Sabbat als an den übrigen Tagen. Damals wurde auch zum ersten Mal nach dem Auszug aus Ägypten das Opferfest Pascha in der Wüste gefeiert.

      DREIZEHNTES KAPITEL

      Das Volk murrt gegen Moyses und wird dafür bestraft.

      Nicht lange danach brach man vom Berge Sinai auf und kam nach einigen Zwischenstationen, von denen ich später berichten werde, zu einem Ort mit Namen Esermoth. Hier fing das Volk wiederum an, sich zu empören und dem Moyses die Übel vorzuwerfen, die es auf dem bisherigen Marsche zu erdulden gehabt hatte. Sie hätten auf seinen Rat eine sehr fruchtbare Gegend verlassen, und anstatt glücklich zu sein, wie er ihnen versprochen, irrten sie jetzt im Elende umher, litten unter Wassermangel und würden auch wohl von Hunger aufgerieben werden, wenn sie das Manna nicht hätten. Als sie den Mann so schmähten und lästerten, ermahnte sie einer aus dem Volke, sie möchten doch dessen eingedenk sein, was Moyses für das allgemeine Wohl geleistet hätte, und an Gottes mächtiger Hilfe nicht verzweifeln. Doch wurde dadurch die Menge noch mehr erregt und lärmte nur noch wilder gegen Moyses. Als dieser sie nun in solcher Verzweiflung sah, versprach er, um ihnen wieder Mut zu machen, er werde ihnen eine Menge Fleisch verschaffen nicht nur für einen, sondern für mehrere Tage, obgleich sie so schändlich gegen ihn verführen. Und da sie ihm nicht glauben wollten, und einer ihn fragte, woher er denn für so viele tausend Menschen Fleisch nehmen wolle, antwortete er: »Gott und ich werden, trotzdem ihr so schlecht von uns redet, dennoch nicht ablassen, für euch zu sorgen, und ihr werdet sogleich den Beweis davon sehen.« Kaum hatte er dies gesprochen, da wurde plötzlich das Lager von allen Seiten mit Wachteln erfüllt, die die Hebräer sogleich sammelten. Gott aber strafte sie bald darauf wegen ihrer frechen Schmähungen, denn viele von ihnen gingen zu Grunde. Daher nennt man diesen Ort bis heute noch Kabrothaba, das heißt »Grabhügel der Leidenschaft.«

      VIERZEHNTES KAPITEL

      Moyses schickt Kundschafter aus, die nach ihrer Rückkehr aus Chananaea

      durch ihre Nachrichten das Volk verzagt machen.

      1. Von da führte Moyses sie an einen Ort, der »Engpass« genannt wird, nicht weit von den Grenzen Chananaeas entfernt lag und unwirtlich war. Hier berief er das Volk zusammen, trat mitten unter sie und sprach: »Gott hat uns zwei Güter zu schenken versprochen, nämlich die Freiheit und den Besitz eines glücklichen Landes. Das eine besitzt ihr durch seine Güte schon, und das andere werdet ihr bald erhalten. Denn schon befinden wir uns an den Grenzen Chananaeas, und kein König, keine Stadt und keine Volksmenge kann uns hindern, in dieses Land einzudringen. Rüsten wir uns daher zu tapferem Vorgehen, denn nicht ohne harten Kampf gegen kriegerische Völker werden wir dasselbe einnehmen können. Senden wir also Kundschafter aus, um die Fruchtbarkeit des Landes und die Macht seiner Einwohner zu erforschen. Vor allem aber lasst uns einträchtig sein und Gott, unseren Beistand und Helfer, in Ehren halten.«

      2. Auf diese Worte entgegnete das Volk mit Lob und Beifall, und man wählte zwölf Kundschafter aus den würdigsten Männern aus, aus jedem Stamme einen. Diese durchforschten das ganze Land Chananaea von seiner Grenze gegen Ägypten an bis zur Stadt Amathe und zum Berge Libanon, und nachdem sie die Eigenschaften des Landes und seiner Bewohner ausgekundschaftet hatten, kehrten sie nach vierzig Tagen zurück. Und sie brachten Früchte des Landes mit und flößten durch deren Pracht und durch ihre Berichte von dem Reichtum des Landes dem Volke Mut zum Kriege ein. Andererseits aber erschreckten sie es wieder dadurch, dass sie die Eroberung des Landes als schwierig darstellten, indem sie von seinen breiten und tiefen Flüssen berichteten, die man nicht überschreiten könne, von seinen steilen und unersteiglichen Bergen und von seinen nicht bloß an Mauern, sondern auch an Befestigungswerken äußerst starken Städten. In Chebron, meldeten sie, hätten sie dazu noch ein Riesenvolk angetroffen. Auf diese Weise flößten die Kundschafter, die wohl gemerkt hatten, dass in Chananaea die Schwierigkeiten bedeutend größer seien als alle, die ihnen seit dem Auszug aus Ägypten begegnet waren, und die hierüber auch selbst sehr mutlos waren, eine gleich verzagte Stimmung ihren Volksgenossen ein.

      3. Als diese solche Reden vernahmen, verzweifelten sie wirklich an der Möglichkeit, jenes Land erobern zu können, und sie gingen aus der Versammlung heim und beklagten mit den Weibern und Kindern ihr Schicksal, gleich als ob Gott ihnen seine Hilfe wohl verheißen, aber in Wirklichkeit niemals geleistet hätte. Auch schalten sie wieder über Moyses und seinen Bruder Aaron, den Hohepriester und brachten die Nacht in Aufregung und mit Vorwürfen gegen beide hin. Am Morgen aber versammelten sie sich wieder und verstiegen sich zu dem Vorhaben, den Moyses und Aaron zu steinigen und wieder nach Ägypten zurückzukehren.

      4. Da traten von den Kundschaftern Jesus, der Sohn Naves aus dem Stamme Ephraïm, und Chaleb aus dem Stamme Judas plötzlich in ihre Mitte, suchten die Menge zu beruhigen und beschworen sie, Mut zu fassen, Gott keiner Lüge zu zeihen und denen nicht zu glauben, die durch eitle Reden über die Macht der Chananäer sie zu erschrecken suchten. Vielmehr sollten sie denen folgen, die sie zum Glück und zum Besitze jener Güter führen wollten. Denn weder die hohen Berge noch die tiefen Flüsse würden ihnen Schwierigkeiten machen, wenn sie tapfer das Land angriffen, zumal da Gott ihnen beistehen und in der Schlacht für sie kämpfen werde. »Ziehen wir also«, sagten sie, »wacker und ohne Angst vor Misserfolg gegen den Feind, und vertrauen wir der Führung Gottes, der uns den Weg zum Siege weisen wird.« Mit solchen Reden suchten sie die Aufregung des Volkes zu besänftigen. Moyses und Aaron aber warfen sieh zur Erde und flehten demütig zu Gott nicht für ihr eigenes Wohlergehen, sondern dass er das Volk erleuchten und es in seiner gegenwärtigen Verwirrung und schlimmen Lage stärken und trösten möge. Da erschien sogleich die Wolke und ließ