Jüdische Altertümer. Flavius Josephus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Flavius Josephus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843801201
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Gott aber zeigte sein Wohlgefallen an dem Werk der Hebräer, indem er sich in die Hütte niederließ und sie würdigte, seine Wohnstätte zu sein. So hatten die Hebräer reiche Genugtuung für ihre Arbeit. Seine Anwesenheit aber gab Gott auf folgende Weise kund. Bei sonst hellem und heiterem Himmel lagerte sich bloß über die Hütte ein Nebel, der zwar nicht so dicht war, wie man ihn im Winter wahrnahm, aber auch nicht so leicht und fein, dass man hindurchsehen konnte. Aus dem Nebel fiel ein lieblicher Tau als Wahrzeichen der Anwesenheit Gottes für alle die, die nach ihr verlangten und daran glaubten.

      6. Nachdem nun Moyses den Künstlern, die den Bau so zierlich hergestellt, würdige Belohnungen gegeben hatte, schlachtete er im Vorhof der Hütte nach Gottes Vorschrift einen Stier, einen Widder und einen Bock als Sühnopfer. Über die einzelnen Zeremonien des Opferdienstes und darüber, welche Opfertiere man ganz verbrennen musste und von welchen man einen Teil genießen durfte, werde ich reden, sobald ich über die Opfer überhaupt mich verbreiten werde. Hierauf besprengte er mit dem Blute der Opfertiere die Kleidung Aarons, ihn selbst und seine Söhne, reinigte sie mit Brunnenwasser und salbte sie mit Öl, auf dass sie Gott geheiligt würden. So behandelte er sieben Tage lang sie selbst und ihre Kleider, und ebenso weihte er die Hütte und ihre Geräte mit der oben erwähnten Salbe aus Räucherwerk und mit dem Blute der Stiere, Widder und Böcke, die jeden Tag geschlachtet wurden. Am achten Tage aber sagte er dem Volke einen Festtag an und gebot, dass jeder nach seinem Vermögen opfern solle. Und sie befolgten das Gebot und suchten in regem Wetteifer einander in den Opfergaben zu übertreffen. Als nun die Opfertiere auf den Altar gelegt waren, entstand auf diesem plötzlich von selbst Feuer, und eine Flamme ähnlich dem Zucken des Blitzes verzehrte alles, was auf dem Altar lag.

      7. Gleich nach diesem Wunder traf den Aaron ein großes Unglück, welches ihn als Mensch und als Vater gleich schmerzlich berührte, das er aber dennoch tapfer ertrug, da er starkmütig und von dem Glauben durchdrungen war, es sei nicht ohne den Willen Gottes geschehen. Seine beiden ältesten Söhne nämlich, Nabad und Abiu, brachten zum Altar Räucherwerk, welches Moyses verboten hatte, denn sie hatten sich desselben schon früher bedient. Da schlug plötzlich Feuer gegen sie, welches ihnen Brust und Angesicht verbrannte und von niemand gelöscht werden konnte. Und so starben sie den Feuertod. Moyses aber befahl ihrem Vater und ihren Brüdern, sie sollten die Leichen aus dem Lager tragen und sie prächtig bestatten. Das ganze Volk nun betrauerte sie und war über ihren Tod sehr verstimmt, den Brüdern aber und dem Vater gebot Moyses, von der Trauer Abstand zu nehmen und die Ehre Gottes ihrer Betrübnis überzuordnen. Denn Aaron trug schon das heilige Gewand.

      8. Moyses aber wies alle Ehren zurück, die das Volk ihm erweisen wollte, und widmete sich ausschließlich dem Dienste Gottes. Auch stieg er nicht mehr auf den Berg Sinai, sondern ging in die Hütte, wenn er Gott um Rat fragen wollte. Er benahm sich wie ein einfacher Mann und wollte auch in allem dem Volk gleichen und sich nur dadurch von anderen unterscheiden, dass er unablässig für des Volkes Wohlfahrt sorgte. Außerdem gab er dem Volke Lebensregeln und Gesetze, durch deren Beobachtung es Gottes Wohlgefallen bewahren und ein sündenfreies Leben führen könne. Gott selbst gab dazu dem Moyses den Auftrag. Nunmehr will ich mich zur Wiedergabe dieser Lebensregeln und Gesetze wenden.

      9. Zuerst jedoch will ich noch einiges auf die priesterliche Kleidung Bezügliche erwähnen, das ich früher übergangen habe. Denn Gott wollte jede Gelegenheit zu Betrug mit Prophezeiungen und Gaukeleien unmöglich machen, falls jemand sich verleiten lassen sollte, das ihm von Gott verliehene Ansehen zu missbrauchen. Die Entscheidung nämlich darüber, ob er beim Opfer zugegen sein wolle oder nicht, behielt Gott sich selbst vor, und es sollte dies nicht nur den Hebräern, sondern auch etwa zufällig anwesenden Fremdlingen mitgeteilt werden. War nun Gott beim Opfer zugegen, so leuchteten die Steine, die, wie oben gesagt, der Hohepriester auf der Schulter trug (bekanntlich waren es Sardonyxe, über deren Natur ich wohl nichts zu bemerken brauche, da sie allgemein bekannt sind), hell auf; namentlich der auf der rechten Schulter befindliche, der eine Spange bildete, schimmerte blitzartig, obgleich er doch vorher keinen Glanz gezeigt hatte. Diese Erscheinung wird gewiss bei allen Bewunderung erregen, die nicht, aufgeblasen von ihrer eigenen Weisheit, alle Religion verachten. Doch noch weit wunderbarer ist das, was ich jetzt berichten will. Denn durch die zwölf Steine, die der Hohepriester auf dem Brustlatz angenäht trug, verkündete Gott den Hebräern, wenn sie in den Krieg ziehen wollten, den Sieg. Ehe nämlich das Heer sich in Bewegung setzte, leuchteten sie in solchem Glanze, dass das ganze Volk klar erkannte, Gott werde ihm Beistand leisten. Deshalb nennen auch die Griechen, die unsere feierlichen Gebräuche verehren, den Brustlatz Logion, das heißt »Orakel«; das Wunder selbst können sie nämlich nicht ableugnen. Es hörten aber die Steine des Brustlatzes und der Sardonyx auf zu leuchten etwa zweihundert Jahre vor Abfassung dieses Werkes, als Gott die Übertretungen seiner Gesetze ahnden zu müssen glaubte. Hierüber mich zu verbreiten werde ich später passendere Gelegenheit finden. Jetzt aber will ich in der eben abgebrochenen Schilderung fortfahren.

      NEUNTES KAPITEL

      Von den Opfern.

      1. Jetzt will ich einiger Gesetze gedenken, die über die Reinigung und über die Opfer erlassen sind, weil ich soeben von Opfern gesprochen habe. Es gibt zwei Arten von Opfern. Die eine wird für Privatpersonen, die andere für das gesamte Volk dargebracht, und jede Art wird auch auf eine besondere Weise verrichtet. Das eine nämlich wird vom Feuer ganz verzehrt, und dieses nennt man Brandopfer; das andere wird zum Zwecke der Danksagung dargebracht und von den Opfernden bei einem Mahle verspeist. Zunächst will ich vom Brandopfer sprechen. Will eine Privatperson ein Brandopfer darbringen, so schlachtet sie einen Ochsen, ein Lamm und einen Bock, von denen die beiden Letzteren einjährig sein müssen; die Ochsen können auch älter sein. Alles, was zum Brandopfer bestimmt ist, muss männlichen Geschlechts sein. Nach Schlachtung der Opfertiere sprengen die Priester das Blut rings um den Altar, dann reinigen sie dieselben, zerschneiden sie, bestreuen sie mit Salz und legen sie auf den Altar, fügen Holz hinzu und zünden es an. Dann legen sie die gereinigten Füße und Eingeweide der Opfertiere zu dem Übrigen hinzu, um es zusammen zu verbrennen. Die Häute kommen den Priestern zu. Auf diese Weise werden Brandopfer dargebracht.

      2. Will man ein Dankopfer bringen, so schlachtet man Tiere von derselben Gattung, aber unversehrte und mehr als ein Jahr alte, männliche sowohl wie weibliche. Nachdem die Tiere getötet sind, besprengt man mit dem Blute den Altar, dann legt man die Nieren, das Netz, alles Fett sowie die Leber und den Schwanz des Lammes auf den Altar. Die Brust und den rechten Schenkel erhalten die Priester, das übrige Fleisch aber wird in zwei Tagen verzehrt. Was dann