Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Brandhorst
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845331966
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das auch zu Shon, als wir frisch aus dem Tank kamen. »Cold, siehst jetzt fast aus wie 'n Mensch!«

      »Danke«, sagt er, kriegt aber nicht mal sein schiefes Grinsen hin. War ganz geknickt. Wollte wieder diesen Bratwurstlook von euch Terranern haben. Hab' ihn getröstet. »Kommt schon wieder«, hab' ich gesagt. »Und he! Deine Visage ist noch die Alte!« Stimmte sogar beinahe. Die eine Seite war zwar noch bleicher als vorher, die andere dafür war so knallrot wie eh und je geblieben.

      »Schöner Trost«, sagt er nur traurig. Hab' ihn in dem Moment nicht so recht verstanden. Die Geschichte von seinem Gesicht hat er mir erst später erzählt. Aber der Typ war down, das war klar, also sag ich, um ihn aufzumuntern: »Prinzessin wartet im Hangar – wann fliegen wir zurück zu den Tring?« Ist, was er hören will, denk' ich mir.

      Will er aber nicht. »Lass stecken, Yun«, sagt er. »Du meinst es gut, aber einmal abgeschleckt reicht mir für eine Weile.«

      Mir gefriert die Spucke. Will er etwa aufgeben? Das geht nicht! Weißt du, Wilton, im Tank bin ich zum Nachdenken gekommen. Ich wollte bei Shon bleiben. Der Typ hat was, dacht' ich mir. Besser als Taxi fliegen auf jeden Fall. Und jetzt zieht er den Schwanz ein ...?

      »Was ... was willst du dann tun?«, stotter' ich.

      »Es langsam angehen lassen. Den Leuten aufs Maul schauen. Die Ohren auf die Schienen legen, sozusagen.« Ich kapier' nichts. »Aha«, mach' ich. »Wo ... wo tut man das?«

      »Bring mich zu einem Liga-Asyl«, sagt er.

      DOLSON: Die Liga-Asyle! Ich habe von ihnen in den Unterlagen gelesen. Ich hatte mich schon gefragt, wieso Leehan nicht längst auf die Idee gekommen war. Die Asyle sind der logische Ausgangspunkt einer Recherche. Du hast ihn also zu einem Asyl gebracht?

      YUN: Nein, ich bin doch nicht blöd.

      DOLSON: Ich dachte, Shon wäre dein Freund, und du wolltest ihm helfen? Aus meinen Unterlagen geht hervor, dass allein im näheren Umkreis des Raumhafens ein Dutzend Asyle existiert haben. Und über den ganzen Planeten verstreut mehrere hundert.

      YUN: Ihr Terraner und eure Unterlagen. Glaubt ihnen mehr als euren Augen. Steht was in der Datenbank, muss es wahr sein. Steht es nicht drin, gibt es das Ding nicht, was?

      DOLSON: Das ist eine Verallgemeinerung, die ich nicht für zulässig halte. Ich habe hier einen Inspektionsbericht einer LFT-Kommission vorliegen, der eindeutig die Einrichtung der Asyle belegt.

      YUN: »Das ist eine Verallgemeinerung, die ich nicht für zulässig halte.« Deine kleine Pille wirkt, was? Kannst wieder geschwollen daher reden. Wieso schiebst du mir nicht mal eine rüber? Mal sehen, was ich dann so quatsche.

      DOLSON: Yun! Es ist wichtig, dass du deine Aussage unbeeinflusst machst. Und außerdem ist dein Metabolismus zu verschieden von Terranern, um ...

      YUN: Schon gut, schon gut. Dann eben keine Pille. Ist eh besser so, sonst red' ich vielleicht echt noch wie du.

      DOLSON: Yun, du ...!

      YUN: Reg' dich ab. Ich erzähl' dir was von den LFT-Asylen, okay? Ein Dutzend hat man wirklich gebaut, die beim Raumhafen, um eure Delegation durchzuschleusen. Den Rest ... na ja, das Geld hat sich Oren gekrallt und sich damit abgesetzt.

      DOLSON: Oren Teet, die ehemalige Regierungschefin von Snowflake? Sie kam bei einem Unfall ums Leben.

      YUN: Steht so in den Unterlagen, was? [Wiehert.] Sieht Oren ähnlich, dass sie euch das so verkauft hat. Und gleich noch einen von euren Nachnamen dazu erfunden, was? Echt Oren. Hat euch ja auch verklickert, sie hätt' das LFT-Geld genommen, um Asyle zu bauen. Hat sie aber nicht. Das Dutzend eben, um der Delegation Schnee ins Auge zu streuen, den Rest hat sie eingesteckt.

      DOLSON: Das ist ein Skandal! Glaubt sie im Ernst, sie kann damit durchkom...

      YUN: Ist sie längst. Niemand hat mehr von Oren gehört, seit der Hy... Hyperimp... du weißt schon. Seit der großen Katastrophe für euch Terraner.

      DOLSON: Und du hast davon gewusst?

      YUN: Klar, jeder auf Flake hat es mitgekriegt. Sogar der dumpfste Kuppler.

      DOLSON: Aha. Und wieso hat dann niemand die Terranische Residenz informiert?

      YUN: Damit ihr uns hundert Untersuchungskommissionen auf den Hals hetzt und alles checkt, was die letzten achtzig Jahre gelaufen ist? Für wie blöd hältst du uns eigentlich? Außerdem hatte sich Oren das Geld ehrlich verdient.

      DOLSON: Was?

      YUN: Klar, sie hatte die Idee und war cold genug, das Ding durchzuziehen. Sie hat eure nervige Delegation ertragen und zwei Jahre auf dem Präsidentenposten durchgehalten, bis die Kohle endlich überwiesen war. Ist so 'ne Art Schmerzensgeld gewesen.

      DOLSON: Ich verstehe. Im Zweifelsfall halten alle Flakies zusammen. Besonders, wenn es darum geht, die dummen Terraner übers Ohr zu hauen.

      YUN: [Grinst.] Das hast du gesagt.

      DOLSON: Aber Oren Teet hat nicht nur die Liga übers Ohr gehauen, sondern auch euch. Denk' nur, was sie euch Flakies gestohlen hat! Tausende von Asylen über ganz Flake verstreut. Wärme, Schutz, Nahrung – hunderte Flakies müssen in der Zwischenzeit auf dem Eis elend verreckt sein, die noch leben könnten, gäbe es die Asyle. Ein Dutzend Mini-Kuppeln! Ihr ...

      YUN: Kein Dutzend. Die Asyle sind platt. Ruinen.

      DOLSON: Erzähl mir nichts. Sie waren darauf ausgelegt, selbst unter widrigsten Umständen Tausende von Jahren autonom zu überdauern. So kalt, dass ein Asyl irreparablen Schaden nehmen würde, wird es selbst auf Flake nicht.

      YUN: Nicht so kalt, aber so heiß.

      DOLSON: Das heißt ...?

      YUN: Feuer. Die Asyle sind abgebrannt. Ich war selbst dabei, als eins abgefackelt wurde.

      DOLSON: Ihr habt sie zerstört? Das ist verrückt. Wieso, zum Teufel, brennt ihr Stationen ab, die Leben retten können?

      YUN: Leben retten, das sagst du. Leben kaputtmachen, das ist die Wahrheit. Ich hab' einmal 'nen Fuß in eines eurer ach so colden Asyle gesetzt. 'ne Minute lang, länger hab' ich's nicht ausgehalten. Voll gestopft mit Kupplern, das Teil. Keinen Schritt konnte man machen, ohne an wem anzustoßen. Und es stank – fieser als ein Rudel Wanderrobben! Ist so. Lieber draußen im Eis ehrlich erfrieren, als in einem von euren Asylen zu ersticken!

      DOLSON: Nun, eine zeitweilige Überlastung ist noch lange kein Grund ...

      YUN: Zeitweilig! Du hast echt noch nie Schnee geschippt, was? So läuft das Leben nicht. Die Kuppler haben ihren Dreck in den Asylen abgeladen. Die Kranken und die Alten und die Verbrecher. Früher hat man sie aufs Eis gedrängt oder ins Kryofach gelegt, und dann war gut. Sauberer Schnitt, besser für alle. Aber diese beschissenen Asyle ... hätte Oren das Geld bloß komplett abgezockt! Das Dutzend hat die Kuppler auf den Appetit gebracht. Endlich 'ne Kippe für den Menschenmüll! Nicht so mörderisch wie das Eis und viel billiger als Kryo. Blöd nur, dass es nicht genug Platz gab. Aber dem kann man ja abhelfen, dachten sie sich, und die Asyle ausbauen.

      Ich sag' dir was, Spezialist, es hat mir keinen Spaß gemacht, euer »Asyl« abzufackeln. Waren Menschen drin, auch wenn die Kuppler sie behandelten wie ausgelutschte Atombatterien. Uncold war die Sache. Richtig fies uncold. Aber so ist das Leben. Manchmal musst du dich zu uncolden Sachen zwingen, damit Frostie dich nicht eintütet. Es war Notwehr. Noch mehr Kuppeln und noch mehr Kuppler – es wär' das Ende von Flake gewesen.

      DOLSON: [Schluckt.] Um ehrlich zu sein, eine solche Tat hätte ich dir nicht zugetraut. Wenn Flake noch existierte ... aber lassen wir das, es ist nicht meine Aufgabe, über dich zu richten. Kommen wir zurück zu Shon Leehan. Er wollte zu den Asylen, die gab es aber nicht mehr. Wie reagierte er darauf?

      YUN: Na ja, er blieb cold. Hörte sich an, wieso es bloß noch ausgebrannte Reste zu besichtigen gibt, ohne mich zu unterbrechen. Dann sieht er mich an: »Aber es muss doch Treffpunkte geben. Orte da draußen, an dem ihr Vierte zusammenkommt.«

      »Nicht so richtig«, sag' ich.

      »Was