Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Brandhorst
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845331966
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in Aktion getreten.

      Dem jungen Loower blieb nur der Trost, dass Saleng-Merv noch schlimmer versagt hatte als er. Beinahe eine Minute hatte der Soldat gebraucht, um die Flachaugen mit seinem Kombistrahler auszuschalten. Zu lange, zu gefahrvoll – und tatsächlich eine außerordentliche Qual für die Feinde. Ihr unumgänglicher Tod wurde unnötig in die Länge gezogen. An-Keyt musste dem Waffenwart Recht geben, auch wenn sich aus irgendeinem Grund ihre Haare aufgestellt hatten, als Mev-Sopran seine Darstellung ausführte.

      Negan-Parr meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Woher hast du diese Projektilwaffen?«, fragte er den Waffenwart.

      »Eine Eigenschöpfung. Der Transfer zur PAN-THAU-RA war lange, ich brauchte eine Ablenkung, um nicht den Verstand zu verlieren.«

      »Wieso hast du die Waffe nicht schon an Bord des Transporters dem Oberkommando vorgestellt? Dein Zögern war un-entelechisch.«

      »Das habe ich getan. Man lehnte den Prototyp ab, als un-entelechisch grausam. In den vergangenen Tagen habe ich den Projektilwerfer optimiert und zur Einsatzreife gebracht.«

      Die Sprachblase des Vordenkers plusterte sich empört auf. »Das ist unerhört. Ich werde dafür sorgen, dass dein Projektilwerfer die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.«

      Damit war die Besprechung beendet. Die Loower zogen sich zurück, gingen ihren Beschäftigungen nach. An-Keyt wartete vergeblich darauf, dass Belor-Thon nach ihr griff. Als der Junge nach einiger Zeit immer noch keine Anstalten machte, packte sie ihn und zog ihn fest an sich heran. Sie rieb sich an ihm. Lange.

      Als endlich die Lust in dem Jungen erwachte und er ihre Gesten erwiderte, fragte sich An-Keyt, für wen sie das eigentlich tat. Für sich selbst oder für den Jungen?

      Sie wusste es nicht.

       Kapitel 8

       LFT-Einheit LUCKY JIM

      17. April 1341 NGZ, 15:12 Bordzeit

      Vernehmung: Yun, Eingeborener der Kolonialwelt Snowflake

      Vernehmungsgegenstand: Snowflake

      Vernehmender Spezialist: Wilton Dolson

      DOLSON: Erzähl mir von Snowflake, Yun.

      YUN: Flake. Niemand sagt Snowflake. Keiner, außer Leuten, die gutes und schlechtes Eis nicht unterscheiden können. Kupplern, Terranern und so.

      DOLSON: Entschuldige. Dann Flake. Erzähl mir von Flake.

      YUN: Da gibt's nicht viel zu erzählen. Außerdem – wen soll das jetzt noch scheren?

      DOLSON: Mich. Viele andere hier an Bord und in der Liga. Mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst.

      YUN: Was du nicht sagst.

      DOLSON: Bitte, Yun!

      YUN: Okay. [Überlegt.] Ist halt so, wie der Name sagt. Der ganze Name, meine ich. Schneeflocke. Eine Eiswelt. Schnee, Schnee, Schnee, wohin man sieht, und wo keiner ist, guckst du auf den Eispanzer. Die Nächte sind manchmal endlos, Wochen und Monate lang, dafür sind aber zu anderen Zeiten die Tage genauso lang. Und es ist immer schön kalt. Immer unter null.

      DOLSON: [Sieht in ein Display, nickt.] Ja, Sno... Flake folgt einem außerordentlich exzentrischen Orbit. Die Jahreszeiten dauern dort nicht Monate, sondern Jahrzehntausende. Ansonsten: terraähnliche Stickstoff-Sauerstoff-Atmosphäre, Schwerkraft bei 1,04 Gravos, durchschnittliche Temperatur am Äquator minus 5,4 Grad Celsius, an den Polen minus 47,2 Grad Celsius. Oberfläche zu 99,8 Prozent von Schnee und Eis bedeckt. Einwohnerzahl zwei Millionen, davon 1,8 Millionen unter Kuppe...

      YUN: Wieso fragst du mich, wenn dein Holo sowieso alles viel besser weiß als ich?

      DOLSON: Wie kommst du darauf? Ich wollte nur ...

      YUN: Du wolltest mir nur zeigen, wie toll ihr Terraner seid, was? Dem Jungen vom kalten Hintern des Universums mit der komischen Fettschicht unter der Haut zeigen, was ihr draufhabt, was?

      DOLSON: Nein!

      YUN: Ihr seid so großartig! Schippert mit euren überhitzten Monsterkisten durch die Gegend, und wenn ihr irgendwas braucht, drückt ihr 'nen Knopf oder klatscht in die Hände oder brummelt es vor euch hin, und schon kriegt ihr es von euren tausend Robotern nachgetragen. Cold kommt ihr euch vor. Ultracold, was?

      DOLSON: Yun, du verrennst dich. Es ist ...

      YUN: Aber ich sag dir und deinen Kumpeln was: Fresst Schnee! Nehmt eure ganze Wundertechnik und kommt mit nach Flake, und wir gehen raus aufs Eis, am Pol oder sonst wo, und warten, bis ein Sturm kommt. Kein besonders schlimmer, ein stinknormaler genügt. Kann schon mal drei Wochen dauern. Dann will ich euch colde Typen sehen! Ihr fallt vor Angst tot um in euren schicken Thermoanzügen, wetten?

      Oder wir gehen jagen. Killerrobben. Mann, die Viecher sind clever. Du passt einen Moment nicht auf, und plötzlich bist du der, der gejagt wird. Dann hast du das Rudel am Hals, Dutzende fiese Viecher. Und ich sag dir eins: Ein Flossenschlag, selbst von 'nem Jungen, und dein Kopf fliegt samt Helm einmal um den Planeten. Und glaub' nur nicht, dass dir dein Schutzschirm was nützt. Die Robben lauern dir auf. Sie sind dir auf der Fährte, lang, bevor du überhaupt merkst, was los ist.

      Wie würde dir das gefallen, Terraner? Zu aufregend? Gut, dann gehen wir einfach fischen. Brenn' ein Loch ins Eis, wenn du 'nen Strahler hast. So'n Magazin reicht immerhin für 'nen halbes Loch, das Eis schluckt. Also heißt es irgendwann, selber Hand anlegen. Wir schlagen ein Loch ins Eis, dauert nur 'nen Tag, und warten noch mal drei Tage, bis was anbeißt. Eher nach deinem Geschmack? Du musst nicht mal 'nen Finger rühren, um dein Essen zu kriegen. Beinahe noch bequemer als hier, nicht? Aber pass auf: Keine Bewegung, sonst sind die Fische weg, und du hast drei Tage umsonst dagehockt. Und dann musst du ein neues Loch schlagen, kostet 'ne Menge Kraft. Kraft, die du nicht mehr hast. Und das riechen die Robben, und dann schleichen sie sich ran. Und wenn du dann am Loch sitzt, siehst du plötzlich, wie sich im Wasser was bewegt und du denkst: »Endlich! Endlich ein Fisch!«, und es ist das Letzte, was du denkst, denn zu mehr kommst du nicht, bevor dir 'ne Flosse den Kopf abgehauen hat.

      Was ist, Terraner? Bist du dabei? Ihr seid doch so verrückt nach Abenteuern, oder?

      DOLSON: Auch wenn du mir das nicht glauben wirst: Ja, auf der Stelle käme ich mit. Aber es geht nicht. Nicht mehr. Und du weißt wieso, Yun.

      YUN: [Schweigt, birgt das Gesicht in den Händen.]

      DOLSON: Yun ...

      YUN: [Winselt leise.]

      DOLSON: Yun, es tut mir Leid. Für dich. Um deine Welt. Um alle, die gestorben sind. Um alles, was vergangen ist.

      YUN: [Blickt auf.] Nein, es muss dir nicht Leid tun. Ich will niemandem Leid tun. Nie!

      DOLSON: Du tust es aber. Dir wurde Leid angetan. Dir und deinesgleichen. Und dagegen habe ich etwas. Ich will es wieder gutmachen.

      YUN: Das geht nicht!

      DOLSON: Ich kann es zumindest versuchen, nicht wahr? Und ich kann verhindern, dass anderen solches Leid wie euch geschieht. Wir beide zusammen können es, Yun.

      YUN: Wieso ... wieso erzählst du mir dann so einen ... einen ...

      DOLSON: ... Scheiß?

      YUN: [Nickt.]

      DOLSON: Weil ich nicht halb so toll oder überlegen bin, wie du insgeheim vielleicht denkst. Ich bin ein Mensch wie du, ich mache Fehler. Ich hatte befürchtet, dass du mir nichts über Flake erzählen willst oder kannst. Die Daten habe ich dir vorgelesen, weil ich hoffte, dass es dir vielleicht hilft. Dich zum Reden bringt.

      YUN: [Grinst.] Hat es ja getan.

      DOLSON: Das hat es. Aber so habe ich es bestimmt nicht gewollt. Das musst du mir glauben.

      YUN: Okay, ich glaub' dir. Trotzdem, was soll das Ganze? Ihr wisst ja schon alles über Flake. Viel mehr als ich.

      DOLSON: Täusche dich nicht. Wir wissen alles – und nichts. Ich kann beinahe beliebige