Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Wir müssen einen solchen Lotsen an Bord holen.«

      »Falls WHEELER noch da ist«, unkte Gucky.

      Ich blickte zu Cascard Holonder.

      Der Kommandant nickte mir zu. »Wir fliegen WHEELER an.«

      *

      Als wir die Koordinaten WHEELERS wenige Stunden später erreichten, stieg die Anspannung in der Zentrale schlagartig auf ein neues Level. Ich lehnte mich lässig zurück, bildete ganz bewusst einen Gegenpol zur negativen Stimmung.

      Wir materialisierten in einem System der südlichen Westside, mit einer alles dominierenden, blauen Riesensonne: Bright Eye. Sie war gewaltig, knapp einhundert Mal so groß wie Sol, mit der 21-fachen Masse und der 180.000-fachen Leuchtkraft. Ihre Oberflächentemperatur betrug stolze 11.500 Kelvin, doch letztlich waren es nicht diese Daten, die Bright Eye einzigartig machten.

      In diesem System war WHEELER die Besonderheit – die spindelförmige Station, die untrennbar in die Nähe von Bright Eye gehörte, einfach deshalb, weil sie dort seit Äonen im Orbit kreiste. WHEELER war eine Station voller Rätsel und Geheimnisse, die mich an die Wunder des Weltalls erinnerte. Niemand hatte je erfahren, wer sie erbaut hatte, vermutlich nicht einmal die Posbis, die sich dort irgendwann einquartiert hatten.

      Sekunden krochen dahin. Alle Blicke lagen auf dem Hologlobus.

      Nichts. Keine Anmessungsdaten. Von der dreihundert Meter langen Spindel, um die gegenläufig zwei radähnliche Gebilde rotierten, gab es keine Spur.

      »Zum Kuckuck!«, rief Gucky aus.

      Ich lehnte mich vor. Über meinen Nacken schien etwas Kaltes, Glitschiges zu kriechen. »WHEELER ist da.«

      Das Gefühl war übermächtig. Ich meinte, dass wir aus dem Ortungsschatten der Sonne heraus beobachtet wurden. Das Inferno des Riesensterns bot die perfekte Möglichkeit, sich zu verbergen.

      Cascard Holonder schien es ähnlich zu gehen. »Schutzschirme hoch! Wir müssen davon ausgehen, dass sie sich vor uns verstecken. Nach allem, was wir über diese Zeit wissen, ist die Raumfahrt nicht mehr sonderlich populär. Sie ist mit etlichen Gefahren verbunden, wie den Ladhonischen Scharen. WHEELER könnte sich getarnt haben.«

      »Funken wir sie denn nicht an?«, fragte Gucky.

      Lit Olwar schwenkte den Sessel in seine Richtung. »Natürlich tun wir das. Allerdings bekommen wir keine Antwort auf unsere Hyperfunkrufe. Wir versuchen es weiter.«

      Ich nickte Gucky zu. »Versuch du dein Glück!«

      Der Mausbiber schloss die Augen. Ich hatte ihn schon oft gesehen, wenn es esperte. Manchmal war die Veränderung, die dabei mit ihm vorging, verblüffend. Egal, wie lebhaft Gucky vorher gewesen war – in diesem Moment konzentrierte er sich vollkommen.

      Es blieb eine ganze Weile ruhig. Minuten verstrichen. Dann öffnete Gucky die Augen wieder. »Da war etwas. Aber es war schwach – flüchtig, wie ein Blick hinter einen Schleier, der sich sofort wieder senkt.«

      »Denkst du, es waren Posbis?«, hakte ich nach. »Ein Lebenszeichen der Besatzung von WHEELER?«

      »Nun ...« Sichu kniff die Augen zusammen. Die grünen Sprenkel darin schienen dunkler als sonst. »In fünfhundert Jahren kann viel passieren. Selbst wenn WHEELER da ist, wissen wir nicht, wer heutzutage die Besatzung der Station stellt. Oder weißt du es, Gucky?«

      »Nein. Womöglich habe ich Gedanken von Wesen aufgefangen, deren Schiff bei unserer Ankunft in den Linearraum geflohen ist. Oder von WHEELER während einer kurzzeitigen Strukturlücke. Die Besatzung könnte den Schutzschirm dauerhaft aktiviert halten und ihn nur im Notfall öffnen. Aber ob das Posbis waren ... keinen Schimmer.«

      Cascard Holonder senkte den Kopf seitlich, als würde er auf etwas lauschen. »Falls sie sich verstecken, werden sie schwer aufzuspüren sein. Die Sonne ist riesig, die tobenden Energien enorm – der ideale Ortungsschutz. Wobei die Frage bleibt, warum WHEELER in diesem Fall eine Strukturlücke geschaltet haben sollte.«

      »Das kann mehrere Gründe haben«, sagte ich. »Eine Routine, ein kurzfristiger, rasch behobener Schaden, Eingang von Schiffen, die aufgrund unserer Ankunft in den sicheren Hangar wollten. Ich denke, wir sollten Sonden in die Sonnenatmosphäre schicken, ausgestattet mit einer Grußbotschaft: Ein Schiff der Liga braucht Hilfe. Gleichzeitig sollten wir den Ortungsschutz ebenfalls für uns in Anspruch nehmen.«

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      Illustration: Swen Papenbrock

      »Einverstanden«, sagte Holonder. »Wir tauchen in die Sonne ein und schicken zwanzigtausend Sonden raus. Wenn WHEELER da drin ist, stöbern wir die Station auf.«

      »Richtig. Wobei wir überdies einen Multimutanten an Bord haben, der den Prozess möglicherweise beschleunigen könnte.« Ich blickte zu Gucky.

      Der Mausbiber präsentierte seinen Nagezahn. »Stets zu Diensten! Was schwebt dir vor?«

      »Eine LAURIN-Space-Jet mit einem kleinen Team, falls wir erfolgreich sein sollten. Wir spüren WHEELER mit deiner Hilfe telepathisch auf, und du bringst uns per Teleportation an Bord.«

      »Bin dabei!« Gucky ließ den Sitz auf meinen zuschnellen. »Wer noch? Sichu?«

      Auch die Chefwissenschaftlerin rückte näher. »Wir wissen nicht, was uns auf WHEELER erwartet. Möglicherweise wäre es besser, wenn ihr jemanden mitnehmt, der sich mit Posbis auskennt.«

      »Einen Posbi?«, schlug Gucky vor. »Ariel?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Er fühlt sich den Posbis an Bord als ihr Sprecher nach wie vor verpflichtet, auch wenn kaum noch welche da sind. Er wird sie nicht verlassen wollen.«

      Gucky blickte treuherzig zu Sichu auf. »Wie sieht es aus in der Wissenschaftsabteilung? Kannst du jemanden empfehlen, der eine besondere Affinität zu Posbis hat?«

      Sichu berührte ihre Stirn. Ich sah ihr an, dass sie angestrengt nachdachte – und zwar über etwas, das ihr unangenehm zu sein schien. »Nun ... Es gäbe jemanden, der wirklich hervorragend geeignet wäre ... Ihr Name ist Marli Willka. Sie ist Xenotechnologin, mit Schwerpunkt auf Posbi-Kybernetik.«

      »Aber?«, fragte Gucky das unausgesprochen Mitschwingende.

      »Na, ja ... sie ist ... speziell. Eine Zusammenarbeit mit ihr dürfte herausfordernd sein. Außerdem will sie nicht auf riskante Missionen. Genau wie Ariel fühlt sich wohl auf der RAS.«

      »Dann hat sie keine Erfahrung mit Außeneinsätzen?«, hakte ich nach.

      »Nein.«

      »Weshalb schlägst du sie dann vor?«

      »Weil sie etwas hat, das für diese Mission von unschätzbarem Wert sein könnte und womöglich den Ausschlag für Erfolg oder Fehlschlag geben kann.«

      »Oho!« Gucky hob den Kopf, als wollte er hoch in der Luft die dünne Fahne einer exquisiten Gemüsepfanne wittern. »Jetzt machst du mich aber neugierig! Was ist das denn Geheimnisvolles?«

      »Freunde«, antwortete Sichu. »Marli Willka hat Freunde auf dieser Station.«

      *

      Einen Augenblick herrschte Schweigen. Ich begriff sofort, was Sichu meinte, nahm mir jedoch Zeit, abzuwägen. »Du meinst, sie hatte Freunde, und du hoffst, dass sie noch leben und auf der Station sind, weil es sich um Posbis handelt.«

      »Exakt«, bestätigte Sichu. »Posbis sind extrem langlebig, und sie vergessen selten etwas. Haben sie erst einmal mit jemandem Freundschaft geschlossen, sind sie loyale Verbündete. Gerade in dieser Zeit, in der wir den Daten nicht vertrauen dürfen, könnte ein glaubwürdiger Zeuge, der die Jahrhunderte vor Ort überlebt hat, eine echte Schatzgrube sein.«

      »Gut.« Ich entschied, Marli Willka eine Chance zu geben. »Kennst du sie persönlich?«

      »Ja, wenn auch nur flüchtig. Ich war einmal im Training ihrer Mannschaft, um es