Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Weißt du, ›nah‹ und ›nah genug‹ ist ein gehöriger Unterschied.«

      Hope ignorierte seine Ungehaltenheit. »Und? Kannst du etwas bewirken?«

      Der Metabolist antwortete nicht. Sein Gesicht war unter dem Helmschirm kaum auszumachen, aber was die Sicherheitschefin sah, erfüllte sie mit instinktiver Sorge. Es wirkte verzerrt, und Schweißtropfen perlten auf der Stirn des 45-jährigen Mutanten.

      Tiranjaar hatte ihre Schwierigkeiten damit, Menschen mit paranormalen Fähigkeiten im Einsatz zu sehen.

      Sie war für die Sicherheit des Schiffes verantwortlich, ein Aufgabengebiet, das genau umrissen war. Ihre Welt war klar geordnet und in zahlreiche feste Parameter operationalisiert, die sich zu einem komplexen Ganzen zusammensetzten.

      Mutantenfähigkeiten machten diese Ordnung völlig unüberschaubar.

      Gucky war ein Paradebeispiel dafür. Als Teleporter konnte er übergangslos an jedem beliebigen Ort auftauchen, als Telekinet konnte er Gegenstände aus der Ferne manipulieren, als Telepath wusste er, was die Gegenseite dachte.

      Yaradua verfügte nicht über solche – auf den ersten Blick – überragenden Fähigkeiten. Er konnte aber biochemische Prozesse manipulieren, konnte Müdigkeit, Schläfrigkeit, Hunger, Durst und andere Regungen auslösen und Gefühle aller Art generieren. Er vermochte die Aufnahme von Atemluft zu verhindern oder zu optimieren. In begrenztem Umfang konnte er seine Gabe auch zur Beschleunigung und Optimierung körpereigener Heilprozesse einsetzen.

      Solche Eigenschaften waren Hope suspekt, weil sie ein geordnetes Gefüge in Unordnung brachten. Doch genau darauf musste Hope nun setzen.

      »Hast du nicht begriffen?« Yaradua keuchte. »Wir sind zu nah!«

      Die Sicherheitschefin warf dem Metabolisten einen skeptischen Blick zu. Auch das verabscheute sie an Mutanten. Man konnte ihnen kaum mit logischen Argumenten beikommen, was ihre Fähigkeiten betraf. Wenn Yaradua behauptete, der wurmähnlichen Kreatur zu nah zu sein, musste sie davon ausgehen, dass er die Wahrheit sagte.

      Auch wenn sie es mit jeder Faser ihres Seins bezweifelte. Aber sie wollte dem Mutanten nichts unterstellen.

      Sie wusste nicht, welcher Teufel sie ritt, als sie den Kopf schüttelte und energisch »Nein!« sagte. »Du wolltest ganz nah heran, jetzt bist du es! Worauf wartest du?«

      Der Metabolist antwortete nicht. Sein Gesicht unter der Helmscheibe wirkte plötzlich entrückt. Er stöhnte leise, dann schüttelte er sich.

      Die wurmähnliche Kreatur stieß ein dumpfes Grollen aus. Auf einmal bäumte sie sich auf und warf den vorderen Teil ihres Körpers in die Luft. Schwer prallte er auf den Boden des Decks zurück.

      Mit weit aufgerissenen Augen sah die Sicherheitschefin, wie sich ein großer Brocken aus dem Leib der Kreatur löste und mit einem satten Schmatzen durch die Luft schoss. Eine purpurne Flüssigkeit spritzte hoch aus der Wunde, schlug gegen die Wände des Gangs und rann in dicken Fäden wieder hinab.

      Die offene Wunde zerfaserte zusehends. Weitere Fleischbrocken brachen heraus, während der Wurm noch ein paar Meter weiterkroch und dann nur zuckend liegen blieb.

      Der Brocken auf dem Boden zerfiel weiterhin. Nach wenigen Sekunden wimmelte es dort vor fingernagel- bis handtellergroßen winzigen Würmern, die nur geringe Ähnlichkeit mit dem riesigen Individuum aufwiesen, von dem sie sich gelöst hatten.

      Der Rücken der Kreatur explodierte geradezu. Während Haut- und Fleischteile durch die Luft flogen, sprang eine humanoide Gestalt aus dem sterbenden Geschöpf. Sie bewegte sich mit unglaublicher Schnelligkeit und Geschmeidigkeit. Hope konnte kaum Einzelheiten erkennen, der Schutzanzug war von einem Film aus Blut und Eingeweiden bedeckt.

      Aber sie war bewaffnet. Hopes Schutzschirm flackerte, als sie ein Schuss aus dem Kombistrahler der Person traf, die sich in der Kreatur verborgen hatte.

      »Warnung!«, kam ihr die Stimme der Positronik wie ein hohes Kreischen vor. »Überlastung!«

      Mehrere ihrer Leute nahmen den Humanoiden unter Beschuss. Während nun dessen Individualschirm hell aufleuchtete, sprang Hope zur Seite.

      Im Helmfunk erklangen erneut Flüche aus Donn Yaraduas Repertoire.

      Der unbekannte Humanoide ergriff die Flucht. Sie wurde ihm erleichtert, da die Kreatur nun vollends zerfiel. Hunderte, Tausende der kleinen Würmer krochen über- und durcheinander wie winzige Schlangen. Ein brodelndes Chaos aus zielloser Bewegung entfaltete sich.

      Einige der kleinen Geschöpfe kamen den Raumlandesoldaten zu nahe. Die, die nicht desintegriert wurden, loderten hell auf, als sie in die Individualschirmen gerieten.

      »OXFORD!«, rief Hope. Sie hatte den fliehenden Humanoiden nicht genau ausmachen können, doch das, was sie gesehen hatte, kam ihr seltsam vertraut vor.

      Er war an die zwei Meter groß und gebaut wie ein Terraner, abgesehen von den unglaublich breiten Schultern. Wenn sie sich nicht täuschte, war seine hellbraune Haut völlig haarlos gewesen, einmal abgesehen von dichten Augenbrauen.

      Und er hatte sich so schnell und geschmeidig bewegt, als wäre er an eine viel höhere Gravitation angepasst.

      Womöglich an eine von genau 4,8 Gravos?

      »War das ein Oxtorner?«, fragte sie.

      »Davon gehe ich aus!«, antwortete die Bordpositronik. »Vor allem seine Bewegungen lassen darauf schließen. Er hat das Überraschungsmoment ausgenutzt und ist unterwegs zu der zweiten Kreatur! Roboter verfolgen ihn ...«

      Sinnlos!, dachte Hope Tiranjaar. Sie wusste, dass weder die Kampfmaschinen noch ihre Leute einen Oxtorner einholen würden.

      Ein Oxtorner ... Warum sollte ein Oxtorner ein terranisches Schiff angreifen?

      »Was war das denn?«, erklang Donn Yaraduas Stimme an ihrem Ohr. »Ich habe lediglich ein paar biochemische Prozesse manipuliert, die in dem Wurm abliefen ...«

      »Mit durchschlagendem Erfolg!«, antwortete sie schwer atmend. »Jetzt können wir uns mit Tausenden winziger Würmer herumschlagen ...«

      »Es sind einige Hunderttausend Individuen!«, stellte OXFORD klar. »Sie wimmeln orientierungslos durch den Schiffsraum. Roboter sammeln sie ein und ... entsorgen sie.«

      »Werden sie aus dem Schiff entfernt?«

      »Der Wurm scheint von diesen kleineren Individuen gebildet zu werden«, fuhr OXFORD nach einem Augenblick fort, ohne weiter auf Hopes Frage einzugehen. »Sie scheinen sich spezialisiert zu haben und bilden die unterschiedlichsten Organe aus, das Fleisch und die Haut. Der Oxtorner hat sie sozusagen gelenkt.«

      »Wie?«

      »Das ist noch unklar. Auf unbekannte Weise, mehr kann ich dazu nicht sagen.«

      Hope sah den Metabolisten an und grinste. »Gute Arbeit, Donn! Nun wissen wir, wie wir mit diesen Kreaturen fertigwerden!«

      Der Mutant war blass. »Noch einmal tue ich mir das nicht an!«, stöhnte er gequält.

      8.

      AUCBURN

      Die Medostation

      Perry Rhodan musste nicht lange warten, jedenfalls nicht so lange, dass er ohne die Instrumente des SERUNS das Zeitgefühl verloren hätte. Er schätzte, dass keine zwei Stunden vergangen waren, als mehrere Onryonen vor der Zelle erschienen.

      Sie unterhielten sich kurz mit den Wächtern, von denen einer sich aus Rhodans Blickfeld zurückzog. Unmittelbar darauf erlosch der Energieschirm, der die Zelle sicherte.

      Sie mussten nichts sagen. Gegenwehr war sinnlos; die Onryonen hätten ein Fesselfeld um ihn legen und ihn einfach mitschleppen können. Es war ihm lieber, auf eigenen Füßen zu gehen.

      »Wohin bringt ihr mich?«, fragte er.

      Der Anführer des Kommandos betrachtete ihn. Sein Emot-Organ leuchtete in gleichmütigem Dunkelrot. »In die Medoabteilung. Wir müssen