Natürlich diejenigen, die diese bewusste Transformation erreicht haben, die das ewige und unendliche Leben in der Tiefe ihres Wesens wahrnehmen können, müssen bis jetzt andauernd auf diese innere Erfahrung zurückgreifen und zu ihrer inneren Versenkung zurückkehren und in einer mehr oder weniger dauerhaften inneren Meditation leben, um sich dieses Bewusstsein zu erhalten.
Und wenn sie dann aus der Meditation herauskommen, ist ihr äußeres Bewusstsein fast so wie es vorher war, ihre Art zu denken und zu reagieren ist nicht sehr verändert – außer, dass sie oft alle Tätigkeiten ganz aufgeben. Aber in diesem Fall ist die innere Realisation, die Transformation, nur für die Person hilfreich, die sie erreicht hat, und sie ändert die Bedingungen der Materie oder des irdischen Lebens nicht im Geringsten.
Damit diese Transformation insgesamt gelingt, müssen alle Menschen – sogar alle Lebewesen sowie ihre materielle Umgebung – transformiert werden. Ansonsten bleiben die Dinge wie sie sind: eine einzelne individuelle Erfahrung kann das Leben auf der Erde nicht verändern. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen der alten Idee der Transformation – das heißt, sich des psychischen Wesens und des inneren Lebens bewusst zu werden – und der Art von Transformation, wie wir sie verstehen und von der wir sprechen. Nicht nur ein einziges Individuum oder eine Gruppe von Individuen oder sogar alle Individuen, sondern das Leben an sich, das gesamte Bewusstsein dieses mehr oder weniger entwickelten materiellen Lebens müssen transformiert werden. Ohne eine solche Transformation werden wir dasselbe Elend, dieselben Katastrophen, dieselben Grausamkeiten auf der Welt haben. Ein paar Individuen könnten ihnen durch ihre innere psychische Entwicklung entfliehen, aber die breiten Massen würden im selben Zustand des Elends bleiben.
DIE MUTTER, CWM 15:294
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... Im Körper zum Beispiel, wenn so etwas wie ein Angriff auf die Gesundheit stattfindet oder ein Unfall passiert oder eine Krankheit eindringen will – wird ein Körper der seiner natürlichen Spontaneität überlassen ist, den Drang, das Bestreben und den spontanen Willen verspüren, nach Hilfe zu rufen. Sobald einem die Sache jedoch zu Kopfe steigt, entwickelt sie sich wie gewohnt: alles wird verdorben.
Aber im Körper an sich, so wie er ist, existiert etwas, was plötzlich wach wird und nach Hilfe ruft, und zwar mit einem solchen Vertrauen, einer solchen Intensität, wie ein kleines Baby nach seiner Mama schreit oder nach irgendjemandem, der gerade da ist, wisst ihr – es sagt nichts, es kann noch nicht sprechen. Wenn der Körper sich selbst überlassen bleibt, ohne den dauernden Einfluss des Verstandes auf ihn, besitzt er die Fähigkeit, sobald eine Störung auftritt, sofort nach Hilfe zu rufen, er entwickelt ein Bemühen und das Vertrauen, dass Hilfe kommt, das ist sehr stark in ihm ausgeprägt. Wenn nichts dazwischenkommt, ist es so, als ob die Zellen selbst diesen Ruf, dieses Bestreben gesund zu werden, auslösen würden.
Im Körper gibt es wertvolle und unbekannte Schätze. In all seinen Zellen steckt eine Intensität des Lebens, der Aspiration und des Willens, Fortschritte zu machen, der man sich normalerweise nicht einmal bewusst ist. Das Körperbewusstsein müsste schon vom Verstand und dem vitalen Gefühl völlig verformt sein, um nicht den unverzüglichen Willen zu entwickeln, sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn dieser Wille nicht erkennbar ist, bedeutet das, dass das gesamte Körperbewusstsein durch die Eingriffe des Verstandes und des vitalen Gefühls verdorben wurde. In Menschen, die in einer Art Krankhaftigkeit ihre Krankheit mehr oder weniger unbewusst hegen und pflegen, um unter dem Vorwand, krank zu sein, sich damit interessant zu machen, ist es nicht der Körper, der dies tut – armer Körper – sondern etwas, das ihm durch eine mentale oder vitale Perversion aufgezwungen wird. Der Körper reagiert bemerkenswert, wenn er sich selbst überlassen bleibt, denn er strebt nicht nur nach Ausgeglichenheit und Wohlbefinden, sondern er ist auch fähig, sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn man seinen Körper in Ruhe lässt, ohne mit all seinen Gedanken einzugreifen, all seinen Reaktionen des Gefühls, all seinen Depressionen und auch mit all dem sogenannten Wissen und mit gedanklichen Konstruktionen und Ängsten – wenn man den Körper sich selbst überlässt, wird er spontan das Richtige tun, um sich selbst wieder in Ordnung zu bringen.
Der Körper in seinem natürlichen Zustand liebt seine Ausgeglichenheit, liebt Harmonie, es sind die anderen Teile des Wesens, die alles verderben.
DIE MUTTER, CWM 6:139
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Wie sollen wir aus dem körperlichen Bewusstsein herauskommen, das uns die ganze Zeit überwiegend mit physischen Angelegenheiten beschäftigt?
Es gibt eine beträchtliche Anzahl von Wegen, die da herausführen. Es gibt intellektuelle Wege, Wege die man gefühlsbetont nennen könnte, künstlerische Wege und spirituelle Wege. Ganz allgemein ist es besser, wenn jeder sich den Weg heraussucht, der für ihn am einfachsten ist, denn wenn man sofort mit dem schwierigsten anfangen will, wird überhaupt nichts daraus. Wir kommen immer wieder auf dieselbe Sache zurück, auf das, was Sri Aurobindo in der „Synthese des Yoga“ beschreibt: es ist der Weg des Wissens, der Weg der Hingabe oder der Weg der Arbeit. Aber der Weg der Arbeit ist derjenige, der dich genau im physischen Leben festhält und dir die Befreiung darin aufzeigt; vielleicht ist das der effektivste Weg von allen, aber auch der schwierigste.
Für die meisten Schüler ist der Weg der Meditation, Konzentration und des Rückzugs aus dem körperbetonten Leben und eine Ablehnung physischer Aktivitäten sicherlich einfacher als der Weg des aktiven Handelns. Aber sie belassen das physische Bewusstsein damit so wie es ist, ohne es jemals zu ändern und wenn man nicht gerade ein Sadhu wird oder ein Asket, der alles aktive Leben hinter sich lässt und sich in dauerhafte Meditation und Konzentration begibt, erreicht man überhaupt nichts. Es bedeutet nämlich, dass ein ganzer Teil des Wesens niemals transformiert wird. Für diese Leute liegt die Lösung überhaupt nicht darin, den Körper zu transformieren, sondern darin, ihn einfach zurückzuweisen und so schnell wie möglich ihren Körper zu verlassen. Das war früher die Auffassung von Yoga, denn offensichtlich ist das viel einfacher. Aber das ist nicht das, was wir wollen.
Was wir wollen ist die Transformation des körperlichen Bewusstseins, nicht seine Ablehnung.
Und in diesem Fall ist das, was Sri Aurobindo als den direktesten und umfassendsten Weg empfohlen hat, sich selbst dem Göttlichen zu überlassen – eine Hingabe, die mehr und mehr integral ausgeführt wird und das körperliche Bewusstsein und körperliche Aktivitäten mit einschließt. Und wenn einem das gelingt, wird das Körperliche zu einer Hilfe statt zu einem Hindernis.
DIE MUTTER, CWM 8:299
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