Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953676
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herstellen«, erzählte Ramona Emilia die gleiche Lüge wie zuvor schon Kilian. In Wirklichkeit war mit dem Computer alles in Ordnung gewesen, sie hatte einfach nur das Kabel der Festplatte abgezogen, um ihn lahmzulegen. Sie wollte erst nach den anderen zusammen mit Kilian bei den Seefelds eintreffen. Dieser Auftritt würde zumindest unbewusst den Eindruck hinterlassen, dass sie beide zusammen gehörten.

      »Hattest du keinen Backup?«, schaltete sich Paula in die Unterhaltung ein.

      »Selbstverständlich hatte ich den. Aber ich wollte sicher gehen, dass kein Virus den PC befallen hat. Ich wollte wissen, ob sich die Dateien wieder herstellen lassen.«

      »Ein Virus? Besitzt ihr kein aktuelles Virenschutzprogramm?«, hakte nun Emilia wieder nach.

      »Doch, aber letztendlich ist alles möglich. Hacker sind doch jedem Antivirenprogramm voraus.«

      »Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung?«, erkundigte sich Traudel.

      »Ja, alles bestens«, antwortete Ramona.

      »Ja, sicher, alles ist gut«, stimmte Kilian ihr zu, als Traudel ihn ansah. Wieder schaute er zur Seite, um einen Blick von Paula zu erhaschen, aber sie tat, als nähme sie ihn gar nicht wahr.

      »Habt ihr denn schon Buchungen in eurer Hundeschule?«, unterbrach Anna das Schweigen, das plötzlich am Tisch herrschte.

      »Ja, einige«, ging Paula auch gleich auf Annas Frage ein. »Für die ersten beiden Wochen sind wir sogar schon ausgebucht.«

      »Wirklich? Das ging aber schnell. Das Training mit den Hunden der Bergwacht beweist offensichtlich schon Wirkung«, wandte sich Ramona Paula zu und betrachtete sie mit einem herablassenden Blick.

      »Es wäre doch ein schöner Nebeneffekt für ihre Schule. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn eine ehrenamtliche Tätigkeit auch lukrative Aufträge zur Folge hat. Von einem Ehrenamt allein kann niemand seinen Lebensunterhalt bestreiten«, verteidigte Kilian Paula gegenüber Ramona.

      »Trotzdem.«

      »Trotzdem was?«, fragte Kilian, als Ramona ihn mit blitzenden Augen ansah.

      Ramona fühlte sich von ihm in die Ecke gedrängt. Sie hatte plötzlich kein Argument mehr, um Paula in dieser Richtung etwas vorzuhalten. »Wenn jemand nur zu Werbezwecken ein Ehrenamt annimmt, dann halte ich das für verwerflich«, erklärte sie, weil ihr sonst nichts einfiel.

      »Du redest Unsinn, Ramona. Werner hat Paula vorgeschlagen, weil sie seine Trainingsmethoden kennt und glücklicherweise gerade ein bisschen Zeit hat, die sie für uns opfert.« Kilian hatte sich darauf gefreut, sich an diesem Abend einmal länger mit Paula unterhalten zu können. Er wurde den Verdacht nicht los, dass Ramona das unter allen Umständen verhindern wollte. Aber damit war jetzt Schluss. Er hatte schon einige Male daran gedacht, Paula zum Essen einzuladen. Da sie sich ihm gegenüber jedoch ziemlich reserviert verhielt, hatte er es bisher nicht gewagt.

      Er war davon ausgegangen, dass sie eine feste Beziehung hatte und nicht darauf aus war, seine nähere Bekanntschaft zu machen. Mittlerweile wusste er es besser. Er hatte am frühen Abend mit ihrem Onkel telefoniert, um ihn zu fragen, wie es ihm geht. Beiläufig hatte er ihn gefragt, ob Paula mit ihrem Einsatz für die Bergwacht nicht ihren Freund verärgere, der so lange auf sie verzichten müsse. Als Werner ihm versicherte, dass er sich darüber keine Gedanken machen müsste, da Paula zur Zeit keinen Freund hatte, machte ihm das Mut. Er nahm sich vor, sie wenigstens zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde. Falls sie ablehnte, dann würde er das eben akzeptieren müssen.

      »Dass ich meinen Onkel vertrete, stand in der Zeitung. Es war übrigens ein Artikel, den du veranlasst hattest. Wenn ein Verein in der Zeitung erwähnt wird, das regt die Spendenfreudigkeit an. Waren das nicht deine Wort?«, sagte Paula und sah Ramona direkt an. Sie wollte ihre Anspielung nicht einfach so stehen lassen.

      »Das eine schließt das andere nicht aus. Ich denke, ich schulde dir meinen Respekt, dass du diese Chance gleich für dich genutzt und deine Hundeschule angepriesen hast.«

      »Ich hole die nächsten Steaks vom Grill, dabei könnte ich Hilfe gebrauchen«, sagte Anna und schaute in Paulas Richtung. Dass Ramona sich nur allzu gern mit Paula anlegen wollte, war inzwischen allen am Tisch klar. Sie wollte Paula gern eine Verschnaufpause gönnen.

      »Ich komme mit«, ging Paula auch gleich auf Annas Angebot ein.

      »Ramona verhält sich ziemlich aggressiv dir gegenüber. Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen?«, fragte Anna leise und drückte Ramona den großen Teller in die Hand, den sie aus der Küche geholt hatte.

      »Sie ist der Meinung, dass ich die Hunde falsch trainiere«, sagte Paula und erzählte Anna von ihren Begegnungen mit Ramona.

      »Ich wusste gar nicht, dass sie sich so sehr für die Hunde interessiert«, wunderte sich Anna. »Sie ist nicht gerade ein Hundefreund. Nicht einmal mit Nolan kommt sie wirklich gut zurecht.«

      »Vielleicht gefällt es ihr nicht, dass Kilian hin und wieder zum Training kommt.«

      »Warum sollte ihr das nicht gefallen? Im Gegensatz zu ihr versteht er es, mit den Hunden umzugehen. Er entscheidet, wer von den Tieren letztendlich in die Rettungsstaffel aufgenommen wird.«

      »Ich würde sagen, sie ist ziemlich eifersüchtig, was Kilian betrifft.«

      »Eifersüchtig?« Anna legte das nächste fertige Steak vom Grill auf den Teller, den Paula in den Händen hielt.

      »Ihre Beziehung zu Kilian beschränkt sich doch nicht nur auf Büro und Bergwacht.«

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Weil es für mich so aussieht. Sie sind doch ständig zusammen.«

      »Stimmt, sie sind tatsächlich oft zusammen«, gab Anna zu. »Aber ehrlich gesagt, habe ich noch nie darüber nachgedacht, dass da mehr zwischen ihnen sein könnte.«

      »Ramona ist doch wie sein Schatten. Entweder tauchen sie zusammen auf oder kurz hintereinander.«

      »Aber sie sind nicht zusammen, Paula.«

      »Irgendwie doch. Oder hat sie jemanden anderen? Oder er?«

      »Nein, ich denke nicht. In Bergmoosbach bliebe so etwas auch nicht lange geheim. Kilian hatte bisher mit den Frauen nicht viel Glück. Sein Betrieb, sein Engagement bei der Bergwacht, da bleibt ihm nicht so viel Freizeit. Das gefällt den meisten Frauen nicht.«

      »Dann wäre er doch bei Ramona bestens aufgehoben. Sie ist ohnehin schon überall dabei.«

      »Könnte es sein, dass du in ihn verliebt bist?«, fragte Anna, als sie den Blick bemerkte, mit dem Paula Kilian anschaute, der sich gerade mit Sebastian unterhielt, während Ramona mit Traudel und Benedikt sprach.

      »Ja, so ist es wohl, und ich hätte mir gern ein wenig mehr bei ihm ausgerechnet. Aber ich dränge mich nicht in eine bestehende Beziehung, egal, ob sie offiziell ist oder noch im Verborgenen vor sich hin köchelt.«

      »Ich glaube, du liegst falsch, Paula.«

      »Ja, vielleicht, aber eigentlich ist das auch nicht mehr so wichtig. Kilian hat noch nie den Versuch unternommen, sich mit mir zu verabreden, und unsere Gespräche auf dem Trainingsplatz drehen sich ausschließlich um die Hunde. Wie sein Verhältnis zu Ramona auch sein mag, ich denke nicht, dass er sich für mich interessiert.«

      »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Benedikt hatte doch erst gestern beim Abendessen erneut erzählt, dass er davon überzeugt sei, dass Kilian sich zu Paula hingezogen fühlte. »Wenn du alles verteilst, könnte ich den Grill noch einmal belegen«, sagte Anna, weil sie Paula die Möglichkeit geben wollte, auch die anderen Gäste ein wenig näher kennenzulernen.

      »Kein Problem, das mache ich gern«, antwortete Paula und ging mit dem voll beladenen Teller zu dem Tisch, an dem Leonhard und Susanne saßen.

      »Ich bringe den Rest«, sagte Sebastian, der die letzten eingelegten Steaks und noch einige Würstchen aus der Küche geholt hatte und mit einem Tablett in den Händen zu ihnen kam. »Was ist mit ihr? Sie sieht niedergeschlagen