Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953676
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zu dir betrifft. Deshalb verstehe ich nicht ganz, warum sie mir dieses Geschenk macht. Woher will sie wissen, dass ich es verdient habe? Sie hat mich heute das erste Mal gesehen.«

      »Sie geht offensichtlich davon aus, dass du die Richtige für mich bist.«

      »Aber sie hat doch mitbekommen, dass wir uns erst kennengelernt haben.«

      »Es soll Paare geben, die haben geheiratet, nachdem sie sich erst ein paar Stunden kannten.«

      »Ja, in Las Vegas, nach einer Nacht an der Bar. Das böse Erwachen am nächsten Tag miteingeschlossen.«

      »Vielleicht nicht bei allen. Es könnte doch sein, dass sich wirklich hin und wieder zwei Menschen treffen, die spüren, dass sie zusammengehören. Oder kannst du dir nicht vorstellen, dass es so etwas gibt?« Kai hatte angehalten und sah sie direkt an.

      »Doch, das kann ich mir vorstellen. Aber ich würde sicher nicht gleich zum Traualtar mit ihm gehen.«

      »Ja, vielleicht sollte dieser Schritt länger überlegt werden, das mag sein, aber nicht alles bedarf einer langen Phase des Nachdenkens.«

      Er legte seine Hand in ihren Nacken und betrachtete sie zärtlich, bevor er sich über sie beugte und sie küsste.

      Es fühlt sich richtig an, dachte Britta und ließ es geschehen. »Ich denke, wir sollten weiterfahren«, sagte sie lächelnd, als sie sich wieder voneinander lösten und sie das Hupen hinter ihnen wahrnahm.

      Kai schaute in den Rückspiegel, öffnete danach das Fenster in der Fahrertür und schaute nach hinten: »Danke für Ihre Geduld!«, rief er und startete den Motor.

      »Das waren fünf Autos, denen wir den Weg versperrt hatten«, stellte Britta kichernd fest, als sie sich noch einmal umdrehte, nachdem sie auf die Hauptstraße eingebogen waren.

      »In Las Vegas haben sie zwei Trauzeugen, aber wir haben etwa ein Dutzend Zeugen unseres ersten Kusses«, erklärte Kai schmunzelnd. »Ich denke, das ist ein vielversprechender Anfang.«

      »Und unvergesslich dazu«, sagte Britta und schaute auf die Berge, die ihr unter dem nächtlichen Sternenhimmel noch gewaltiger als bei Tag erschienen. »Ob wir uns auch begegnet wären, wenn wir nicht beide am selben Nachmittag die Praxis von Doktor Seefeld aufgesucht hätten?«, fragte sie leise und sah zu Kai hinüber.

      »Da ich in diesem Jahr nicht am Wanderwettbewerb teilnehme und nicht jeden Tag in Bergmoosbach etwas zu erledigen habe, bin ich mir nicht sicher.«

      »Aber es hätte passieren können.«

      »Das schon. Mein Brot kaufe ich in der Bäckerei Höfner, und wenn ich schon mal dort bin, gehe ich meistens auch in Fannys Laden und in die Drogerie.«

      »Und im Biergarten bist du auch hin und wieder.«

      »Stimmt.«

      »Das heißt, es könnte auch vom Schicksal geplant gewesen sein, dass wir uns begegnen.«

      »Wenn das Schicksal es geplant hat, dann war es ein guter Plan, uns im Wartezimmer von Doktor Seefeld nebeneinander zu platzieren. Stell dir vor, wir wären uns in der Drogerie begegnet, dann hätten wir einander vielleicht gar nicht wahrgenommen. Und wenn doch, über was hätten wir gesprochen?«, fragte er lächelnd.

      »Über Haarshampoo und Zahnpasta oder so etwas. Wenn es so bestimmt war, dann hätten wir das schon gemeistert.«

      »Du glaubst an diese Art von Bestimmung?«

      »Nein, eigentlich nicht, aber die Vorstellung, dass es so sein könnte, finde ich echt romantisch.«

      »Dann stellen wir es uns doch einfach so vor.«

      »Ja, das sollten wir tun«, sagte Britta und steckte das gläserne Buschbaby in ihre Handtasche.

      Während der Fahrt zurück nach Bergmoosbach erzählten sie sich gegenseitig amüsante Episoden aus ihrem Alltag. Die Generationskonflikte, die Kai in der Schule ständig zu bewältigen hatte, und Brittas Kampf mit unmotivierten Patienten. Als sie schließlich auf den Parkplatz des Hotels Sonnenblick einbogen, waren sie beide bester Laune.

      »Wie lange wirst du noch in Bergmoosbach sein?«, wollte Kai wissen, als er Britta aus dem Wagen half.

      »Am Sonntag nach dem Wanderwettbewerb werden wir abreisen.«

      »Wir sollten die Zeit bis dahin nutzen.«

      »Das heißt?«, fragte sie, als er sie in seine Arme nahm.

      »Für mich heißt das, dass wir uns morgen wieder sehen sollten.«

      »Wann?«

      »Meistens komme ich erst so gegen halb drei aus der Schule. Morgen muss ich noch eine Arbeit korrigieren. Sagen wir, ich bin wieder so um fünf bei dir im Hotel. Wenn das für dich in Ordnung ist.«

      »Das ist es«, antwortete sie lächelnd.

      »Ich werde dich vermissen«, sagte er und küsste sie zärtlich. Er hätte den Abend gern noch länger ausgedehnt, aber da er am nächsten Morgen zur ersten Stunde in der Schule sein musste, konnte er sich das nicht erlauben. Erst recht nicht in seinem derzeitigen labilen Gesundheitszustand.

      »Bis morgen, Kai«, verabschiedete sie sich von ihm, winkte ihm noch einmal zu und verschwand in der Lobby des Hotels.

      »Bitte nicht«, flüsterte Kai, als ihn wieder einer dieser unangenehmen Schwindelanfälle überfiel. Er musste sich eine ganze Weile an seinem Autodach abstützen, bevor es ihm gelang, in seinen Wagen zu steigen. Es ist leichtsinnig, mit dem Auto herumzufahren, solange diese Sache nicht geklärt ist, dachte er. Bisher hatte er immer rechtzeitig während eines Schwindelanfalls anhalten können. Aber darauf durfte er sich nicht verlassen. Nächste Woche, wenn Britta wieder in der Eifel ist, werde ich einen Termin mit Doktor Seefeld vereinbaren, dachte er. Und sobald mit ihm alles in Ordnung war, würde er Britta besuchen. Vorausgesetzt, dass sie ihn wiedersehen wollte.

      *

      Gundula und Ulrike waren an diesem Abend bereits auf ihrem Zimmer. Sie hatten das Licht gedimmt, saßen in ihren Schlafanzügen, Gundula in einem aus weißer Baumwolle mit Erdbeermuster und Ulrike in einem aus dunkelblauem Satin, auf dem Sofa im Wohnzimmer. Vor ihnen auf dem Tisch standen Salzstangen, Kräcker und eine Flasche Rotwein. Sie hatten das Fernsehgerät eingeschaltet und gaben sich Mühe, so zu tun, als wären sie in den Krimi vertieft, der gerade lief.

      »Und wie war es?«, fragte Ulrike und schaute nur kurz auf, als Britta ins Zimmer kam.

      »Wir waren in einer Glasbläserei.«

      »Aha, Touristenprogramm, nehme ich an«, stellte Ulrike fest und sah wieder auf den Bildschirm. »Du liebe Güte, nun lauf schon!«, feuerte sie den Schauspieler an, der offensichtlich einen Polizisten spielte, der einen Einbrecher verfolgte.

      »Zur Glasbläserei gehört auch ein Restaurant. Wir haben dort gegessen, und ich habe Kais Ex-Freundin kennengelernt. Ihr und ihrem Bruder gehört die Glasbläserei.

      »Er hat dir seine Ex vorgestellt?«, fragte Gundula verblüfft und wandte sich Britta mit großen Augen zu.

      »Zuerst dachte ich, sie sei mir feindlich gesinnt, aber ich habe mich geirrt. Das hat sie mir geschenkt.« Britta setzte sich zu den beiden aufs Sofa und zeigte ihnen die kleine Glasfigur.

      »Was ist das für ein Tier?«, wollte Gundula wissen.

      »Ein Buschbaby. Marlene hat es gemacht, weil es sie an eine gemeinsame Reise mit Kai nach Kenia erinnert.«

      »Und warum schenkt sie es dir?«, fragte Ulrike erstaunt.

      »Ich denke, weil ich jetzt für sein Glück verantwortlich bin.«

      Sie ahnte, was Marlene bewogen hatte, ihr dieses Geschenk zu machen. Es sollte nicht nur das Symbol dafür sein, dass sie Kai losgelassen hatte, es sollte sie auch daran erinnern, dass es nun an ihr war, ihn glücklich zu machen. Was ich auch tun werde, sollte aus uns etwas Dauerhaftes werden, dachte sie.

      »Vielleicht verfolgt sie auch ein ganz anderes