Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953676
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      »Es geht auch durchaus umgekehrt. Der Mann umgarnt eine Frau zum selben Zweck«, entgegnete eine Frau Ende Vierzig, die im Gegensatz zu allen anderen Teilnehmern der Wanderung, die bequeme Hosen und Pullover trugen, im eleganten Hosenanzug erschienen war.

      »Nun, das habe ich nicht nötig, ich bin vermögend«, wandte sich der Mittfünfziger der Dame zu.

      »In diesem Fall stünde einer Verbindung zwischen uns nichts im Wege. Ich bin auch vermögend.«

      »Das schafft Vertrauen, Verehrteste. Adalbert von Güstrow«, stellte er sich vor und reichte der eleganten Dame die Hand.

      »Romina von Marenhaus«, antwortete sie mit einem entzückten Lächeln.

      »Perfekt, dann neiden wir uns nicht einmal unsere Titel. Wir besitzen ja beide einen«, entgegnete Adalbert.

      »Nachdem das geklärt wäre, könnten wir doch aufbrechen«, sagte Lydia, eine hübsche junge Frau mit großen blauen Augen.

      »Wo geht es entlang?«, fragte Gundula, die zu Boden schaute, weil sie über die beiden, die sich ihres Vermögens versicherten, lachen musste.

      »Ich gehe vor«, erklärte Lydia und bog in den sandigen Pfad ein, der gleich hinter dem Hotel in den Wald hineinführte.

      »Mystisch«, flüsterte Britta, als sie durch den dichten Tannenwald liefen und die Sonnenstrahlen über den Boden streiften. Sie hatte sich bei Gundula untergehakt, während Ulrike sich ein Stück hinter die Gruppe zurückfallen ließ, weil ihr Handy läutete.

      »Das ist heute Morgen schon der dritte Anruf, über den sie kein Wort verliert. Sonst erzählt sie uns doch immer, wer sie anruft und was los ist«, wunderte sich Britta. »Könnte es sein, dass sie jemanden kennengelernt hat? Ich meine, das wäre eine Erklärung dafür, dass sie mich wegen Kai so angeht, weil sie damit eigentlich sich selbst zurechtweist, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.«

      »Das glaubst du doch nicht wirklich?«

      »Du hast recht, Gundi, es war eine dumme Idee. Rieke liebt ihren Mann und ihre Familie.«

      »Aber danach kommen wir beide.«

      »Könnte sein«, entgegnete Britta lächelnd. »Vermutlich telefoniert sie mit ihrer Redaktion und will uns mit diesem Alltagskram nicht nerven.«

      »So wird es wohl sein«, schloss sich Gundula Brittas Erklärung an. Und jetzt habe ich sie schon angelogen, dachte sie, weil sie wusste, dass Ulrike mit Richard telefonierte. Er war bereits auf dem Weg nach Monreal. »Vielleicht wollen die geheimnisvollen Sonnenstrahlen uns zeigen, wo wir einen Schatz finden, damit wir auch vermögend werden«, flüsterte sie, als Ulrike wieder zu ihnen kam, damit Britta sie nicht gleich auf ihre Telefonate ansprach.

      »Du musst keinen Schatz mehr suchen. Dein Schatz sitzt zu Hause und wartet auf dich. Die wahre Liebe lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Das solltest du wissen«, entgegnete Ulrike.

      »Du liebe Güte, du bist aber wieder gut drauf«, erwiderte Britta kopfschüttelnd. »Wirst du von deiner Redaktion genervt?«

      »Meiner Redaktion?«

      »Die Anrufe«, half ihr Gundula aus der Verlegenheit.

      »Ach die, das ist jetzt wirklich kein Thema. Achten wir lieber darauf, dass wir nicht vom Weg abkommen. Das Moor ist gefährlich, wie wir gerade gehört haben«, sagte Ulrike und wich weiteren Fragen in Bezug auf ihre Anrufe aus.

      Je näher sie dem Moor kamen, umso feuchter schien die Luft zu werden. Kleine Rinnsale plätscherten neben dem Fußweg durch den Wald, und es roch nach warmer Erde.

      Nachdem sie eine Weile bergab gelaufen waren, traten sie aus dem Wald, heraus und die Moorwiesen breiteten sich im strahlenden Sonnenschein gelegen vor ihnen aus. Lydia führte sie zu dem Holzsteg, der mitten durch das Moor gebaut war, und erzählte von den Torfbauern, die in früheren Zeiten das Torf als Heizmaterial abgebaut hatten. »Außerdem ist das Moor eine Apotheke mit großem Angebot. Es gibt hier zahlreiche Heilpflanzen, die auch heute noch genutzt werden. Zum Beispiel die Moorkreuzblume. Sie hilft Menschen, die an Husten und Asthma leiden«, sagte sie und deutete auf eine Pflanze mit kleinen violetten Blüten.

      »Das ist die Apotheke für Kräuterweiblein und Gesundbeter. Ich hoffe doch sehr, dass die örtliche Arztpraxis sich moderner Medikamente bedient«, sagte Romina, die inzwischen Seite an Seite mit Adalbert unterwegs war.

      »Doktor Seefeld verordnet immer nur das, was seinen Patienten hilft und möglichst keinen Schaden anrichtet«, erklärte Lydia.

      »Nebenwirkungen werden stets übertrieben. Das ist die Masche der Anhänger der sogenannten alternativen Medizin«, erwiderte Adalbert.

      »Ich denke, es ist von Vorteil, wenn ein Arzt sich auf beiden Gebieten auskennt«, hielt Britta ihm entgegen.

      »Unsinn, moderne Medikamente sind das Ergebnis langjähriger Forschungen. Sie sind die Zukunft.«

      »So wie Sie reden, könnten wir annehmen, dass Ihnen ein Pharmakonzern gehört«, mischte sich Ulrike ein.

      »Gut erkannt, meine Liebe, deshalb weiß ich auch, von was wir hier reden.«

      »Vor allen Dingen wissen Sie, wie man es rechtfertigt, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich habe neulich erst einen Artikel über einen Pharmakonzern geschrieben, in dem …«

      »Auch das noch, eine von der Journalie. Sie sind doch immer auf der Suche nach einem Skandal. Ihnen und Ihresgleichen haben wir es doch zu verdanken, dass unser Ruf angeknackst ist«, erwiderte Adalbert aufgebracht.

      »Verzeihung, könnten wir dann weitergehen oder haben Sie das Interesse an unserer Wanderung verloren?«, fragte Lydia, die verhindern wollte, dass diese Auseinandersetzung eskalierte.

      »Kein Problem. Ich kann gut zwischen privat und geschäftlich trennen«, erklärte Adalbert und hakte sich bei Romina unter.

      »Das kann ich auch«, sagte Ulrike und wandte sich den anderen Teilnehmern, drei jungen Frauen und zwei älteren Ehepaaren, mit einem bedauernden Achselzucken zu.

      »Sie ist heute aber wirklich gefragt«, stellte Britta fest, als Ulrikes Telefon erneut läutete und sie sich wieder ein Stück zurückfallen ließ, um das Gespräch anzunehmen.

      »Ja, so ist sie eben, unsere Ulrike, immer im Einsatz«, entgegnete Gundula und richtete den Blick nach vorn auf Lydia.

      *

      Zum Mittagessen waren die drei Freundinnen wieder in ihrem Hotel. Nach dem Essen setzten sie sich auf den Balkon ihrer Suite. Britta und Gundula lasen Zeitung. Ulrike hatte ihren Laptop auf dem Schoss und war im Internet unterwegs.

      Gegen drei gingen sie hinunter zum Hotelpool. Weißer Marmor, Palmen, türkisfarbenes Wasser unter einem Glasdach.

      In dieser luxuriösen Umgebung ließ es sich gut entspannen. Da die meisten Hotelgäste um diese Uhrzeit unterwegs waren, hatten sie den Poolbereich für sich allein.

      »Ich muss mich umziehen. Kai wird bald hier sein«, sagte Britta, als sie kurz vor halb fünf auf die große Uhr schaute, die in der Halle hing.

      »Wir bleiben noch ein bisschen oder was meinst du?«, wandte sich Ulrike an Gundula.

      »Klar, wir bleiben noch«, stimmte sie Ulrikes Vorschlag zu. »Amüsiere dich gut, Britta«, sagte sie.

      »Gib nicht zu viel von dir preis. Du kennst den Mann doch kaum«, sprach Ulrike wieder eine ihrer Warnungen aus.

      »Wenn ich heute Abend zurück bin, werde ich ihn schon wieder ein wenig besser kennen«, antwortete Britta lächelnd. »Macht’s gut, ihr beiden«, sagte sie, nachdem sie sich mit einem Handtuch abgetrocknet und den weißen Frotteebademantel über ihren Bikini angezogen hatte. Sie schlüpfte in ihre gelben Badeschuhe und schlang im Gehen ein kleines Handtuch um ihr Haar. Sie fragte sich erneut, was eigentlich mit Ulrike los war. So wie sie sich gerade aufführte, das widersprach allem, was sie ihr nach der Trennung von Richard geraten hatte.

      »Du