„Ach nichts, es ist immer das Gleiche, du weißt schon.“
Ich zucke mit den Schultern und sie nickt.
„Ich weiß. Aber Jake, ich glaube allmählich wirklich, das mit ihm und Summer, na ja, das ist anders als das, was sonst bei ihm so abgegangen ist. Vielleicht solltest du dich damit abfinden.“
Ich stoße einen verächtlichen Laut aus.
„Abfinden? Tust du das?“
Sie sieht mich nachdenklich an.
„Ja, ich glaube schon. Irgendwann muss man kapieren, wenn es nichts bringt.“
Na toll, jetzt fällt mir auch noch Lexi in den Rücken. Mein Blick fällt auf das schwarzhaarige Mädchen, das neben Robs blonder Freundin sitzt. Sue heißt sie, habe ich vorhin mitbekommen. Sie starrt verträumt in Dannys Richtung und ich schüttele den Kopf. Was ist nur mit den Mädels los? Hat er sie alle hypnotisiert oder was? Verärgert schnappe ich meine Jacke, die über der Stuhllehne hängt, und nehme meinen Rucksack.
„Ich muss los. Man sieht sich.“
Danny würdige ich keines Blickes, als ich an ihm und dem Prof vorbeigehe.
Draußen laufe ich eine Weile ziellos umher, schließlich gehe ich zum See und setze mich auf eine Bank. Jetzt, wo das Wetter kalt und ungemütlich geworden ist, findet man hier immer einen Platz. Ich starre auf das Wasser. Hat Danny recht? Geht es Summer gut mit ihm? Ich muss zugeben, ich traue ihm zu, mit ihr und ihren Problemen fertig zu werden. Ich glaube nicht, dass er schon alles über sie weiß, denn ich kenne Summer. Sie redet nicht gern über sich selbst. Aber wenn es so ist, wenn sie in Danny jemanden findet, der ihr helfen kann, glücklich zu werden, ist es dann nicht meine verdammte Pflicht, mich für sie zu freuen? Ich bin ihr bester Freund, und sie ist mir wichtig, auch wenn es im Moment wohl eher so aussieht, als sei mir mein eigenes Glück mehr wert als ihres.
Jemand setzt sich neben mich und ich sehe zur Seite. Na toll, noch einer aus der Model-Clique. Was wollen die nur alle von mir?
Rob zündet sich eine Zigarette an und hält mir das Päckchen hin.
„Auch?“
„Nee, ich rauche nicht.“
Er nickt und zieht an seiner Kippe.
„Hör mal, das geht mich eigentlich nichts an, und ich will hier auch nicht einen auf Daddy Cool machen, aber es ist ja ziemlich offensichtlich, dass du und Danny nicht gerade best Friends seid. Aber er ist mein bester Freund.“
Ich warte ab und er sagt: „Du liegst nicht falsch mit deiner Meinung, dass Danny bisher nicht gerade ein Ausbund an Treue war. Das ist kein Geheimnis auf dem Campus. Aber ich will dir nur sagen: Er ist okay. Wenn er Summer gernhat, dann wird er alles für sie tun. Er ist einer der Guten, weißt du? Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick anders aussieht.“
Er erhebt sich und nickt mir zu, bevor er weitergeht. Einer der Guten. Super. Macht es das für mich besser? Eher nicht. Im Gegenteil. Ich vergrabe einen Moment lang das Gesicht in beiden Händen, bevor ich mich auf den Weg in meine Vorlesung mache.
Auf dem Weg dahin laufen mir die beiden Mädchen von vorhin über den Weg. Sue und Carolin heißen sie. Sie stehen an dem kleinen Kiosk neben dem Supermarkt und kaufen sich eine Cola. Ich stehe direkt hinter ihnen, um mir ebenfalls etwas zu trinken zu holen, aber sie bemerken mich nicht. Sie tuscheln miteinander und Sue erzählt ihrer Freundin offenbar etwas ziemlich Spannendes. Als Dannys Name fällt, werde ich hellhörig. Und das, was ich dann höre, bringt mein Blut zum Kochen vor Zorn. Der Typ hatte was mit dieser Sue? Und das vor gar nicht langer Zeit? Ich starre auf das Mädchen vor mir, will sie fragen, was genau da los war, und gleichzeitig will ich kein weiteres Wort mehr hören. Ich wende mich abrupt ab und laufe ohne mein Getränk los. Ich hab´s doch gewusst. Dieses Arschloch. Der kann einfach nicht die Finger von anderen Mädchen lassen, heuchelt Summer aber wer weiß was vor. Sie hat mit Sicherheit keine Ahnung, was ihr heiß geliebter Superstar so treibt. Gott, ich könnte kotzen. Was mache ich jetzt? Soll ich es Summer sagen? Sie wird mir am Ende nicht mal glauben, sondern denken, ich will Danny bei ihr anschwärzen.
Ich hebe den Kopf und da ist er. Ein paar Meter vor mir kommt er aus einem Seitenweg. Danny Moreno. Ich starre ihn an. Kann mich nicht beherrschen. Dieser Typ hat das, was ich so brennend haben möchte. Summer. Er ist einer der Guten? Ja, ganz bestimmt. Ich stürme auf ihn zu, packe ihn am Ärmel seiner Jacke. Er sieht mich überrascht an.
„Wow, warum so stürmisch, Bloomie? Hast du Sehnsucht nach mir?“
Ich knirsche mit den Zähnen. Deine blöden Sprüche werden dir schon noch vergehen.
„Du bist so ein mieser Heuchler.“
Er hebt die Augenbrauen.
„Echt? Was habe ich dieses Mal getan, um deinen Unmut zu erregen?“
Ich starre ihn wütend an.
„Ich weiß von dir und Sue. Du bist so ein Arschloch. Wie konntest du? Du hast mir versprochen, Summer nicht wehzutun! Leeres Gerede. Wenn sie es erfährt, wird sie dich mit dem Hintern nicht mehr anschauen. Und glaub mir, sie wird es erfahren.“
Er tritt einen Schritt auf mich zu. In seinen dunklen Augen glimmt Zorn auf.
„Ach, du spionierst mir nach? Und glaubst, endlich etwas gefunden zu haben, womit du bei Summer gegen mich punkten kannst. Vergiss es.“
Ich balle die Hände zu Fäusten. Will er es nicht verstehen, oder was?
„Verdammt, lass sie endlich in Ruhe. Sie ist dir nicht gewachsen, kapierst du das nicht?“
Ich bin so scheiße wütend, ich würde ihn am liebsten verprügeln. Er sieht mich kalt an.
„Du glaubst, sie wäre mir nicht gewachsen? Du irrst dich. Das ist sie. Sie ist ein verdammt starkes, kluges Mädchen, und das Letzte, was sie braucht, ist einen kleinen Klugscheißer wie dich.“
Seine Augen funkeln zornig und ich zische: „Du hast doch keine Ahnung. Du weißt nichts von ihr. Du weißt nicht, was sie braucht und wer sie ist. Du wirst sie kaputtmachen. Sie kann nicht mit jemandem wie dir umgehen, der nicht mal ein paar Wochen lang seinen Schwanz in der Hose und die Finger von anderen Weibern lassen kann. Lass sie endlich in Ruhe, sonst …“
Danny starrt mich an, für Sekunden denke ich, er haut mir eine rein. Doch er hat sich schnell wieder im Griff. Er tritt ganz nah vor mich, in den Tiefen seiner Augen funkelt es gefährlich.
„Sonst was? Du willst mir drohen? Jetzt pass mal gut auf. Ich habe die ganze Zeit gute Miene zu deinem blöden Spiel gemacht. Wenn du dauernd versuchst, mich bei Summer schlecht zu machen. Ihr die Ohren vollheulst, wie scheiße ich doch bin und wie ich sie nur ausnutzen werde. Ich sage ihr zuliebe nichts dazu, außerdem bin ich mir sicher, sie ist klug genug, um selbst zu merken, was und wen sie will. Aber allmählich habe ich die Schnauze voll von dir. Du willst sie für dich haben? Denn darum geht es doch hier. Dann tu was dafür. Zeig ihr, dass du der Bessere für sie bist. Aber erwarte nicht von mir, dass ich das Feld räume, damit du freie Bahn hast.“
Seine Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Grinsen.
„Einen Scheiß werde ich nämlich. Ich werde da sein, wenn sie mich braucht. Ich werde sie auch ganz bestimmt nicht kaputtmachen, sondern sie bekommt von mir etwas, was du ihr niemals geben kannst. Und das macht dir so eine Angst, dass du nicht mal versuchst, offen um sie zu kämpfen, sondern ständig hintenherum gegen mich schießt. Du bist echt eine armselige Nummer. Du sagst, Summer wäre mir nicht gewachsen? Falsch, du bist ihr nicht gewachsen. Und jetzt hau ab und geh mir nicht weiter auf den Sack, okay? Werd endlich erwachsen.“
Ich zittere vor Wut. Hat der sie noch alle? Wie kann er so mit mir reden, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich das von ihm und dieser Tussi weiß.
Als ob er meine Gedanken lesen könnte, sieht er mich an und sagt spöttisch: „Ach, da war ja noch was. Sue. Du glaubst, du könntest mir damit eins reinwürgen? Summer weiß längst davon und wir haben das geklärt.