Es ist schon fast dunkel, als ich aus dem Gästebad komme, das ich aufgesucht habe. Ich erschrecke mich fast zu Tode, als jemand neben mir auftaucht, mich am Arm packt und eine Stimme mir zuraunt: „Mitkommen.“
Ich stolpere hinter Danny die Treppe nach oben, während er meine Hand fest im Griff hält. Er dirigiert mich zu seinem Zimmer und schließt die Tür ziemlich unsanft hinter uns. Bevor ich auch nur einen Ton von mir geben kann, hat er mich an sich gezogen. Der Ausdruck in seinen schönen Augen fährt mir direkt ins Herz. Zärtlich, liebevoll, aber auch ein bisschen missmutig. Er beugt sich zu mir herunter und seine Lippen streichen über meine Wange.
„Warum machst du das mit mir, hm?“, murmelt er und ich schlucke.
„Was meinst du?“
Er schnaubt leise.
„Ach komm schon. Du ignorierst mich schon den ganzen Nachmittag über. Weißt du, ich kann das nicht, so eng mit dir in einem Raum sein und du beachtest mich weniger als einen alten Stuhl.“
Wider Willen muss ich grinsen.
„Kratzt das etwa an deinem leicht übersteigerten Ego?“
Er hebt den Kopf und sieht mich an.
„Ein wenig, ja.“
Seine Augen funkeln schelmisch und ich muss lachen.
„Du wirst es überleben, Moreno.“
„Danny.“
Sein Mund ist viel zu nah vor meinem und in mir kribbelt alles vor Spannung. Ich hebe die Hand und streiche sanft über sein Kinn. Die Bartstoppeln seines verflixt sexy Dreitagebartes kratzen leicht an meiner Haut. Ich kann nicht anders, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn zart auf den Mund. Dannys Griff um meine Taille verstärkt sich und er zieht mich näher zu sich. Es ist so verlockend, ihm nachzugeben. Sein hinreißender Duft umschmeichelt meine Sinne, seine Nähe verwirrt mich und gleichzeitig fühlt es sich so gut und richtig an hier in seinen Armen. Als ob ich hierhergehören würde. Zu ihm.
Unser Kuss wird schnell heftiger, leidenschaftlicher, und für Minuten vergesse ich völlig, wo wir sind. Meine Hand gleitet unter Dannys Shirt, streichelt die samtweiche Haut an seinem Rücken. Sein Atem geht schneller, vermischt sich mit meinem. Es scheint nur ihn und mich zu geben. Zumindest so lange, bis Sara nach uns ruft. Erschrocken zucke ich zurück, während Danny leise „Fuck“ murmelt. Seine Augen sind dunkler als sonst. Ich küsse ihn noch einmal schnell und er lehnt seine Stirn an meine.
„Kann man Siebzehnjährige noch zur Adoption freigeben?“, murrt er und ich muss kichern. Mein Herz klopft heftig in meiner Brust und mir ist schummrig. Gott, was hätten wir getan, wenn Sara nicht gerufen hätte? Unten sitzt Dannys komplette Familie und wartet vermutlich mit dem Essen auf uns.
„Ich glaube nicht. Du wirst sie wohl behalten müssen.“
„Leider. Mann, ich kann so jetzt nicht runtergehen.“
Er sieht mich so vorwurfsvoll an, als ob ich uns gerade unterbrochen hätte, dabei geht es mir nicht viel besser als ihm. Ich muss lachen und versuche mit beiden Händen seine zerzausten Haare zu bändigen, in denen ich gerade noch meine Finger vergraben hatte.
„Soll ich dir schnell ein Glas kaltes Wasser über den Kopf kippen, damit du wieder familientauglich wirst?“
Er sieht mich finster an.
„Ein Glas? Sommerröschen, du unterschätzt mich.“
Ich kichere, kann nicht aufhören, während Sara wieder ruft.
„Ja, wir kommen gleich“, antworte ich ihr und Danny knurrt: „Nein, tun wir leider nicht.“
Ich haue ihn leicht an die Schulter.
„Jetzt reg dich ab.“
„Ja, was denkst du, was ich gerade versuche?“
Wir müssen ob dieses unfreiwilligen Wortspiels beide grinsen.
„Soll ich schon mal runtergehen? Dann wird es vielleicht leichter für dich, wieder runterzukommen, du weißt schon?“
Ich klimpere mit den Wimpern und er verzieht das Gesicht.
„Lach du nur. Weißt du, ich glaube ja, dir geht es genauso wie mir, nur bist du eindeutig in der besseren Position.“
Er schaut an sich herunter und ich folge seinem Blick zu seiner Körpermitte.
„Da könntest du sogar recht haben. Eine kleine ausgleichende Gerechtigkeit, denn immerhin müssen wir Frauen ja schon genug andere Dinge übernehmen. Siehe die allmonatliche Plage, von der ihr keine Ahnung habt. Die Kinder gebären. Also beschwer dich nicht.“
Ich lege ihm kurz den Zeigefinger auf die Lippen, bevor ich mich umdrehe und die Tür öffne.
„Ich hebe dir was vom Essen auf, bis du dann in zwei Stunden nachkommst.“
Er verzieht das Gesicht und sieht mir mit einem leicht gequälten Lächeln nach, wie ich das Zimmer verlasse und die Treppe nach unten eile.
„Wo steckt ihr denn? Wo ist Danny? Mama will mit der Vorspeise anfangen, und sie findet es nicht witzig, wenn ihr Essen warten muss.“
Sara steht am Fuß der Treppe und sieht mich fragend an. Bei meinem Anblick grinst sie breit und ich streiche mir unsicher durch die Haare.
„Was denn?“
„Nichts. Schon klar, was ihr gemacht habt.“
Ich starre sie an, merke, wie meine Wangen heiß werden.
„Ach ja?“
Sie lacht.
„Na klar, schau mal in den Spiegel. Du siehst ziemlich erhitzt aus, wenn ich mal so sagen darf.“
Sie mustert mich neugierig.
„Bist du in Danny verliebt?“
Ich halte inne, bleibe abrupt stehen. Bin ich in Danny verliebt? Tief in mir flüstert mein Herz mir die Antwort zu, aber ich habe mir bisher nie gestattet, darüber nachzudenken. Saras simple Frage verwirrt mich und ich hebe hilflos die Schultern.
„Ich … ich weiß nicht. Ich glaube schon.“
Sie lächelt und hakt mich unter.
„Schon gut. Musst du mir nicht beantworten, reicht ja, wenn du es ihm sagst. Und du es weißt.“
Sie zieht mich mit sich.
„Außerdem ist es sowieso mehr als eindeutig. Weißt du, wie das bei dir normalerweise so ist, weiß ich ja nicht. Aber bei meinem Bruderherz ist das die Sensation, glaub mir. Der war noch nie verliebt. Aber bei dir, wow, so habe ich ihn echt noch nicht erlebt.“
Ich sehe sie verlegen an.
„Ehrlich?“
„Na klar. Er ist total verknallt in dich, das sieht doch jeder. Ich freue mich total drüber, ich mag dich so gerne.“
Sie klingt so ehrlich, dass ich schlucken muss.
„Ich dich auch.“
Wir lächeln uns zu, in dem Moment kommt Danny die Treppe herunter und Sara sieht ihm anzüglich grinsend entgegen.
„Auch schon da? Tut mir leid, wenn ich euch bei was unterbrochen habe, aber Mama wartet mit dem Essen.“
Danny mustert sie mit zusammengekniffenen Augen.
„Was? Uns bei was unterbrochen? Davon hast du noch gar keine Ahnung zu haben, bei was man Erwachsene unterbrechen kann. Wo ist Deacon? Ich glaube, ich muss mal ein paar Takte mit dem Bürschchen reden.“
Er grinst breit und Sara zeigt