Auf der Flucht - mein Leben als Hells Angel. Jørn Nielsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jørn Nielsen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9788711524268
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      »Normalerweise brauche ich nur einen Zug, aber jetzt werde ich einfach nicht high.« Sie hielt mir den Joint hin. Ich lehnte ab. Um nichts in der Welt wollte ich diese Reise mit zugedröhnter Birne antreten. Wir saßen noch am Frühstückstisch und warteten auf das Taxi. Daß sie nervös war, störte mich nicht. Wenn wir erst unterwegs wären, würde sie sich schon beruhigen. Was sie so angespannt werden ließ, war die Stimmung hier am Tisch. Die anderen rissen Witze darüber, was alles schiefgehen könnte. Ich selbst fühlte mich rundum wohl und war mehr als nur bereit. Mein Koffer war gepackt, und die Kontaktlinsen hatte ich vorschriftsmäßig eingesetzt.

      »Hier ist die Kutsche!« Wir sprangen auf und machten uns an die Umarmungen. Meine neue Freundin und ich kämpften uns durch das enge Treppenhaus nach unten. »Grüß drüben«, riefen die Brüder hinter mir her.

      Es wurde Händchen gehalten und kussgeschmust, während wir uns durch die verwinkelten Straßen der Großstadt schlängelten. Hier kamen wir leichter voran als in Paris. Es gab kaum Einbahnstraßen und längst nicht so viele Autos. Die Frau lehnte sich an mich und ich legte den Arm um sie. Ihre fieberhafte Erregung verlor sich langsam. »Ich schaff das schon«, flüsterte sie. Ihre Wärme und ihre Aussprache machten mich heiß, und ich mußte aus dem Fenster starren, um nicht zu weit zu gehen. Der Taxifahrer war von der neugierigen Sorte. Er hatte den Rückspiegel auf Beobachten eingestellt, und seine Augen waren mehr mit uns beschäftigt als mit dem Verkehr.

      Der Flughafen war riesengroß, und wir mußten einen längeren Fußmarsch antreten, bis wir den Schalter meiner Fluggesellschaft gefunden hatten. Meine Freundin spielte ihre Rolle brillant. Wir sahen aus wie jedes andere Paar und waren außerdem frischverliebt.

      Die Frau von der Fluggesellschaft war ein ziemliches Biest. An der Oberfläche freundlich und hilfsbereit, doch hinter der spiegelblanken Oberfläche lauerte ein Krokodil. Wie ich denn ein so junges und hübsches Mädchen verlassen könne, fragte sie. Mir bleibe leider nichts anderes übrig, da ich meine Verwandtschaft over there besuchen müsse. Und wieso nimmst du sie dann nicht mit?! Nein, sie muß zu Hause bleiben, sonst verliert sie ihre Arbeit. Ich gab mein Gepäck auf und reichte der Schalterpäpstin Paß und Ticket. Sie vertiefte sich in den Paß, wie eine Kunsthändlerin sich in einen Rembrandt vertieft hätte, und setzte die Fragestunde fort. Wo und wann der Paß ausgestellt worden sei. Am Ende versuchte sie, mich in eine Falle zu locken, und behauptete, der Paß sei bis 1995 gültig. »Nein, nein«, erwiderte ich mit engelhaftem Lächeln. »Der gilt nur bis 1990.« Ich hätte ihr schrecklich gern eine gescheuert und gefragt, ob sie neuerdings bei der Paßkontrolle arbeite. Ich bekam meinen Paß zurück und mein Ticket wurde für gut befunden. Meine Freundin spielte ihre Rolle weiterhin mit Bravour. Entweder hatte sie sich in mich verliebt oder sich bis über beide Ohren in ihre Rolle hineingesteigert. Sie wollte mit. Das durfte sie auch, aber nur bis zur Paßkontrolle. Wir plauderten und umarmten uns, während wir uns langsam dem letzten und entscheidenden Hindernis näherten. Ein Strich auf dem Boden trennte uns. Trotzdem übertrat sie den und sprang vor und küßte mich, unmittelbar, ehe ich an die Reihe kam. Der Beamte hinter dem Schalter lächelte verständnisvoll. Meine Freundin lächelte traurig, ich lächelte einfach nur. »Gute Reise«, sagte der Beamte und gab mir meinen Paß. Ich setzte meinen Fuß in die gelobte Zone und drehte mich zur kürzesten Liebe meines Lebens um. Ich hatte soviel Zeit, daß ich mir die Freiheit nahm, eine Runde durch die Transithalle zu schlendern.

      Mein Abflug wurde über Lautsprecher bekanntgegeben, und ich trottete zum Ausgang. Eine lange Schlange wogte vor dem Himmelstor hin und her. Es war ein heißer Tag und vor und hinter mir schwitzte alles mit mir. Die Schlange bewegte sich langsam, und ich schob mit dem Fuß mein Handgepäck vor mir her. Ich zog mein Ticket hervor. Der Lautsprecher knackte. »Attention, attention. Gate number 21 … beim Einstieg findet eine zusätzliche Paßkontrolle statt … wir bedauern diese Unannehmlichkeit.« Unannehmlichkeit, my ass. Ich hatte noch nie so eine Kontrolle beim Einstieg erlebt, und ich war doch schon viel gereist. Während der Lautsprecher noch redete, verteilten sich zivilgekleidete Sicherheitsbeamte an der Schlange. Aufmerksam musterten sie das Verhalten der Fluggäste. Ich verhielt mich wie alle anderen. Brummte über die Hitze und rückte langsam in Richtung Gate 21 vor.

      Die Zeit schleppte sich dahin, aber so ein Jumbo bot ja auch Platz für über dreihundert Menschen. Erst als ich die Tür zum Übergang erreicht hatte, konnte ich die Kontrolle sehen. Sie fand mitten auf der Flugzeugtreppe statt und bestand aus vier Männern. Zwei in Zivil, die die Papiere durchsahen, dahinter zwei uniformierte Flughafenangestellte, mit den Händen auf der Knarre. Ein blendender Kontrast zu den lächelnden Stewardessen, die man durch die Flugzeugtür gerade noch sehen konnte.

      Die beiden Männer nahmen die Pässe entgegen, öffneten sie und vertieften sich in den Anblick der Fotos. Ich war jetzt so weit vorgerückt, daß ich der Prozedur folgen konnte. Die Fluggäste bekamen mit einer höflichen Bemerkung ihren Paß zurück. An meinem Foto war nichts auszusetzen; wenn es sich also um eine Routinekontrolle handelte, dann bestand keine Gefahr. Ich suchte mir den Mann auf der linken Seite aus. Es war ein dunkelhaariger Bursche mit scheunentorbreiten Schultern. Er mußte sich seitlich an die Wand pressen, wenn ein Fahrgast überprüft worden war. Es würde schwer sein, an ihm vorbeizulaufen, aber das spielte keine Rolle. Ich hatte durchaus nicht vor, mein Glück als Flugzeugentführer zu versuchen. Ich reichte ihm meinen Paß. Er nahm ihn und fing an zu blättern. Und dann ließ er ihn fallen. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Von allen verdammten Pässen auf der ganzen Welt läßt er ausgerechnet meinen fallen. Noch ein Zufall? Oder ein Signal für die uniformierten Gorillas? Er bückte sich rasch und bat um Entschuldigung. Lächelte dann und reichte mir den Paß. Ich nickte und trat zwischen die Kontrollettis. Wenn es passierte, dann würde es jetzt passieren. Vorwärts, ich ging an den beiden Uniformierten vorbei. Nichts geschah, und ich ging an Bord des Flugzeugs.

      Zwanzig Minuten später rollten wir hinaus auf die Startbahn. Der Pilot gab Gas, und wir wurden in die Sättel zurückgepreßt. Und vor uns lag Amerika.

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