Die Elfenprinzessin Keleia. Gabriele Marchner-Trieb. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriele Marchner-Trieb
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991072782
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Inhalt

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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      © 2020 novum Verlag

      ISBN Printausgabe: 978-3-99107-277-5

      ISBN e-book: 978-3-99107-278-2

      Lektorat: Mag. Elisabeth Pfurtscheller

      Umschlagfotos: Tomert, Indigocrow,

       Anna Kraynova | Dreamstime.com

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

      Innenabbildungen: Gabriele Marchner-Trieb

       www.novumverlag.com

      Kapitel 1

      Ich habe nie an die Existenz von Elfen, Fabelwesen und Zwergen geglaubt, bis zu jenem Tag, als ich an einem schönen Samstagnachmittag mit meinem Mann einen Spaziergang machte. Es hatte am Vormittag stark geregnet und nach dem Mittagessen blitzten wieder die Sonnenstrahlen hervor, die es vermochten, einen aus dem Hause zu locken. Ein großer Regenbogen erhob sich über das Tal und die Landschaft sah wie frisch gewaschen aus. Wir waren guter Stimmung und stapften Richtung Wald. Wir unterhielten uns prächtig, lachten und erfreuten uns an unserem schönen Leben. Ein großer Insektenschwarm kreuzte unseren Weg. „Sieh mal, das sind aber große Brummer. Solche habe ich noch nie gesehen“, staunte ich. Eines der vermeintlichen Insekten blieb vor uns in der Luft stehen. „Das hat ja ein Gesicht!“, rief ich erstaunt aus. „Und Hände und Füße!“, kam es ganz baff von meinem Mann. Die Elfe betrachtete uns neugierig und ihre Flügel bewegten sich in unglaublicher Geschwindigkeit. Bevor uns eigentlich bewusst wurde, wer und was uns da begegnet war, zischte das Wesen mit ihrem Schwarm so schnell weg, dass wir verdutzt dastanden. „Was war denn das?“, fragte mein Mann, der den Kopf schüttelte, weil er meinte, eine Halluzination gehabt zu haben. „Nein, nein. Das war schon echt“, murmelte ich überwältigt.

      „Keleia!“, schimpfte Sina, die Zofe der Elfenprinzessin.

      „Du weißt doch, du sollst nicht immer so neugierig sein. Jetzt haben dich die beiden Menschen gesehen und wissen, dass es uns wirklich gibt.“ „Die beiden haben so glücklich und nett ausgesehen“, verteidigte sich die Elfenprinzessin. Keleia war ein überaus neugieriges Wesen und an Menschen hatte sie besonderes Interesse. Alle Zwerge, Gnome und Elfen betonten immer wieder, wie gefährlich es war, mit dem Menschenvolk Kontakt aufzunehmen. „Menschen sind von Natur aus schlecht. Sie wollen uns nur Böses. Wenn sie einen von uns erwischen, geschehen grauenhafte Dinge!“ Die schaurigsten Geschichten erzählte man sich. Keleia glaubte aber an das Gute im Menschen. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihr ein solches Wesen etwas zuleide tun könnte.

      „Hallo Keleia! Wie geht’s dir heute?“ Aus dem Nichts tauchte eine wunderschöne, smaragdgrüne Libelle auf, deren Flügeln in der Sonne wie kleine Kristalle funkelten. „Schön, dich zu sehen, Tipsy“, begrüßte die Elfe ihren treuen Freund. „Sag mal, Tipsy! Glaubst du auch, dass die Menschen schlecht sind? Heute habe ich zwei Exemplare entdeckt. Die waren bestimmt nett.“ „Die Menschen sind eigenartig. Die meisten freuen sich über Libellen. Sie glauben, dass wir Glück bringen, weil sie uns so selten zu Gesicht bekommen. Manche wollen uns fangen und da habe ich dann immer ein ganz schlechtes Gefühl. Es wird solche und solche geben“, erklärte Tipsy seiner Freundin Keleia.

      Am Abend lag die Elfenprinzessin lange wach und konnte einfach nicht einschlafen. Die Sache mit den Menschen bereitete ihr Kopfzerbrechen. Sandmännchen Kilian setzte sich an den Rand des Bettes und beklagte sich: „Jetzt war ich schon das dritte Mal da und du schläfst immer noch nicht! Du glaubst wohl, du bist meine einzige Kundschaft!“ „Aber Kilian! Bitte schimpf nicht so mit mir. Heute habe ich schon von Sina eine Standpauke bekommen, weil ich mich zwei Menschen gezeigt habe, und ich kann einfach deswegen nicht einschlafen. Die beiden haben so nett gewirkt. Jeder sagt, Menschen sind schlecht. Was sagst du, lieber Kilian? Tipsy hat mir auch keine vernünftige Antwort darauf geben können“, erzählte die Prinzessin verzweifelt. „Na, weißt du. Von meiner Arbeit als Sandmännchen kann ich nur berichten, wenn die Menschen müde sind, machen sie keine Probleme. Aber ich mache auch nur meine Arbeit und bin dann gleich wieder beim nächsten Kunden. Es wird solche und solche geben. So! Und jetzt schlaf endlich!“ Kilian streute noch eine extra Brise Sand in Keleias Augen. Gott sei Dank schlief die Elfenprinzessin in kürzester Zeit tief und fest. „Hoffentlich verrennst du dich nicht in etwas.“ Kilian das Sandmännchen streichelte Keleia noch über die Wange, schwang seinen Schlafsandsack über die Schulter und zisch, war er weg.

      Am nächsten Morgen öffnete Sina fröhlich summend die Vorhänge des Prinzessinenschlafzimmers. „Guten Morgen, du Schlafmütze! Kommst du heute gar nicht aus den Federn? Anziehen! Deine Eltern warten schon mit dem Frühstück auf dich und dann ab in die Elfenwaldschule.“ Keleia zog sich noch einmal die Decke über den Kopf und grübelte wieder.

Sie sagte aber nichts zu Sina, damit sie nicht wieder mit ihr schimpfte.

      Kapitel 2

      Als meine Tochter noch klein war, sind wir oft durch die heimischen Wälder gewandert. Ich habe ihr dann immer fantasievolle Geschichten erzählt. Wir haben jeden Baumstumpf untersucht, um Eingänge ins Zwergenreich zu finden, und jedes Geräusch deutete ich meinem Kind als Elfen- und Zwergengetrampel. Meine Tochter erzählte mir dann ganz aufgeregt, dass die Elfe dort drüben, die soeben vorbeigehuscht war, ein wunderschönes, kobaltblaues Kleid trug. Ich freute mich darüber, mit welch herrlich ausgeprägter Fantasie mein Kind ausgestattet war und dass wir die Welt gemeinsam anders sehen konnten. Jahre vergingen und meine Tochter wurde erwachsen. Wir besuchten einen Vortrag, bei dem uns erzählt wurde, wie man mit dem kleinen Volk Kontakt aufnehmen kann. Ich kam aus dem Stauen nicht mehr heraus. Das alles hörte sich für mich so ungeheuer unglaubwürdig an. Meine Tochter sagte begeistert zu mir: „Weißt du noch, wie wir die Elfe mit dem kobaltblauen Kleid im Wald gesehen haben?“ „Wieso wir?“, entgegnete ich sprachlos. Sie hatte als Kind wirklich die Freude erlebt, einer echten Elfe zu begegnen, und ich habe gedacht, dies wäre nur ihrer Fantasie entsprungen. Die Vortragende erklärte uns, dass Kinderherzen anders schlagen. Wenn Elfen, Kobolde und Zwerge spüren, dass es sich um eine reine Seele handelt, werden sie für einen Moment sichtbar.

      Mitten im Wald befand sich ein lieblich anzusehender Teich, in dem sich allerlei Fischlein und Frösche tummelten und der selbstverständlich für Menschen nicht zu sehen war. In der Mitte des Teiches blühten das ganze Jahr über die schönsten Seerosen. Fliegen, Mücken und viele andere Insekten spielten und tanzten gemeinsam an der Wasseroberfläche. Die Libellen, die so schön grün und blau im Sonnenlicht glänzten, sausten durch am Schilf und Gräser hängenden Spinnennetze. Eine Spinnendame erschreckte so sehr, dass sie beinahe ins Wasser plumpste. „Müsst ihr so übermütig sein und mir immer mein Netz zerstören, ihr Rowdys?“, schimpfte sie auf die Libellen ein. „Oh Entschuldigung, Frau Langbein! Ist dieser Tag heute nicht herrlich?“, schwärmten die fliegenden Geschöpfe und sogleich waren sie schon wieder am anderen Ende des Teiches. Unter einer Weide am Teichufer stand ein hübscher Tisch mit Bänken, die Tischlermeister Severin Koboldus in liebevoller Handarbeit aus einer großen Baumwurzel für die Prinzessin angefertigt hatte. An solch schönen, sonnigen Tagen war Keleia dort nach ihren täglichen Prinzessinnenverpflichtungen anzutreffen.

      „Einen wunderschönen Tag wünsche ich dir, liebe Prinzessin!“, begrüßte Tipsy, die Libelle seine Elfenfreundin und