Ein Mädchen kommt ins Landschulheim. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия: Abenteuer von Leona
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788711719718
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      Marie Louise Fischer

      Ein Mädchen kommt ins Landschulheim

      Saga egmont

      Ein Mädchen kommt ins Landschulheim (Abenteuer von Leona 1)

      Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de)

      represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de)

      Originally published 1977 by F. Schneider, Germany

      All rights reserved

      ISBN: 9788711719718

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

      Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      Leonas beste Freundin

      „Menschenskind, du ahnst nicht, wie ich mich auf morgen freue!“ Babsi gab Leona, ihrer um einen guten Kopf größeren Klassenkameradin einen wohlmeinenden Rippenstoß. „Paß mal auf, das wird der Wandertag des Jahrhunderts!“

      Die beiden Mädchen schlenderten, die Mappen unter dem Arm, von der Schule nach Hause. Der große Pulk hatte sich schon aufgelöst, und sie gingen jetzt, da sie Nachbarinnen waren, das letzte Stück allein.

      „ Na denn … viel Spaß!“ erklärte Leona herablassend.

      Babsi blieb stehen. „Soll das etwa heißen, daß du wieder nicht mitkommst?“

      „Du sagst es.“

      „Aber Leona, das kannst du nicht machen!“ rief Babsi. „Du kannst dich nicht schon wieder ausschließen! Das ist unmöglich!“

      Leona blieb gelassen. „Was regst du dich über meine Probleme auf?“

      „Weil ich es gut mit dir meine!“

      „Danke. Aber ich erinnere mich nicht, daß ich dich um Hilfe gebeten habe.“

      „Nein, das hast du nicht! Du bildest dir nur ein, du brauchst niemanden von uns. Das habe ich längst gemerkt, ich bin ja nicht blöd. Aber du kannst dich nicht so absondern. Jeder Mensch braucht Freunde.“

      Leona warf mit Schwung ihr langes, hellblondes Haar in den Nacken. „Die habe ich ja.“

      „Du? Da bin ich aber mal gespannt. Es gibt niemanden in der Klasse, der dich leiden kann. Außer mir. Und aus mir machst du dir ja auch nichts.“

      „Das ist nicht wahr!“ protestierte Leona jetzt doch. „Ich finde dich ganz annehmbar, wirklich.“

      „Ich bin also annehmbar… wie ungeheuer schmeichelhaft.“ Babsi lachte. „Annehmbar für die große, überlegene Leona Heuer aus der siebten Klasse! Darauf kann ich mir wohl was einbilden!“

      „Sei nicht albern. Du weißt schon, wie ich’s meine. Du bist wirklich nett. Bloß … an meine Mutter kannst du natürlich nicht tippen.“

      „Deine Mutter?“ fragte Babsi verständnislos. „Was hat die denn damit zu tun?“

      „Sie ist meine beste Freundin.“

      „Deine Mutti!? Sag das noch mal! Ich glaub, mein Schwein pfeift!“

      „Du hast mich ganz gut verstanden.“

      Leona war jetzt an dem Mietshaus in der Holbeinstraße angelangt, in dem sie mit ihren Eltern lebte, und bog in den schmalen Vorgarten ein.

      Babsi gab noch nicht auf. „Ich gebe ja zu, sie ist sehr süß, aber … “

      „Red nicht über Dinge, von denen du nichts verstehst!“ fiel Leona ihr ins Wort. „Dann also … bis übermorgen.“

      Babsi lehnte sich gegen den niedrigen Pfeiler. „Du kommst also wirklich nicht mit?“

      „Habe ich das nicht schon unmißverständlich erklärt!“

      „Dann bist du nicht zu retten!“ Jetzt machte Babsi, daß sie weiterkam.

      Leona hatte an der Haustür geklingelt, drückte auf, als der Summton erklang. Mit großen Schritten lief sie die Treppen bis in den zweiten Stock hinauf Die Wohnungstür war schon geöffnet und nur angelehnt.

      „Hallo, Mutti!“ rief Leona im Eintreten. „Was gibt’s heute Gutes?“ Sie stellte die Schulmappe ab und betrachtete sich kritisch im Garderobenspiegel. Wie immer fand sie sich etwas farblos. Nur die grauen Augen, die sie durch die schwarz getuschten Wimpern betonte, gefielen ihr. „Das war wieder mal ein Theater“, erzählte sie, öffnete die Schublade der Garderobe und zog ihr Mäppchen mit den Schönheitsutensilien heraus. „Morgen ist der berühmte Wandertag. Die Gänse wollen an die Isarauen radeln, Feuer machen und ein Picknick veranstalten. Aber nur keine Sorge … ohne mich!“ Leona zog ihre Lippen nach und verteilte Rouge auf die Wangen. Jetzt gefiel sie sich schon viel besser. Zu dumm, daß die Lehrer das Anmalen in der siebten Klasse noch nicht erlauben wollten.

      Leona wandte sich ab und ging in die Küche. „Du schreibst mir doch eine Entschuldigung, ja?“

      Irene Heuer war wirklich, wie Babsi gesagt hatte, sehr süß, schlank und blond und sehr jung.

      In einer bunten, eng um die schmale Taille gegürteten Schürze stand sie am Herd. Man hätte sie für Leonas ältere Schwester halten können.

      Die Ähnlichkeit war auffallend.

      Aber sie begrüßte ihre Tochter nicht so fröhlich wie sonst, sondern schenkte ihr nur ein schwaches Lächeln und einen umflorten Blick.

      „He, was ist los mit dir?“ Leona legte einen Arm um sie. „Kriege ich denn kein Bussi?“

      „Doch!“ Die festen Lippen drückten sich auf Leonas Wange.

      „Ist es nicht herrlich, daß ich morgen frei habe? Da können wir mal wieder was unternehmen … oder wir schlafen uns einfach aus. Mindestens so lange wie Vati.“

      Leonas Vater war Journalist. Meist dauerte seine Arbeit bis in den Abend hinein, dafür brauchte er morgens auch erst spät zu beginnen.

      Irene Heuer wandte das Gesicht ab und rührte in einem der Töpfe.

      „Bist du etwa böse auf mich?“ fragte Leona bestürzt. „Aber ich habe dir doch nichts getan!“

      „Nicht auf dich.“

      „Auf Vati? Nun erzähl mal! Was hat er denn nun schon wieder angestellt!“

      „Eigentlich sollte ich dich da nicht mit hineinziehen … “, sagte ihre Mutter ausweichend.

      „Na hör mal! Wir sind doch schließlich Freundinnen … oder etwa nicht?“

      „Es ist nicht recht von mir, wenn ich mich bei dir über Vati beklage.“

      „Quatsch mit Soße. Ich kenne ihn doch schließlich ebensogut wie du. Und ich sage dir immer, du bist viel zu nachgiebig mit ihm. Es ist schön blöd von dir, daß du immer abends zu Hause sitzt und wartest, bis er endlich kommt. Wir sollten mal was zusammen unternehmen. Daß er zu arbeiten hat, glaube ich ihm ja, aber … “

      „Eben nicht“, fiel ihr die Mutter ins Wort.

      „Was?“ Ganz verdutzt sah Leona sie mit offenem Mund an.

      „Er arbeitet abends nicht.“ Irene Heuers Stimme klang gepreßt. „Nicht immer jedenfalls oder nicht nur.“ Sie hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. „Tante Ella hat ihn gestern gesehen. In einem Nachtlokal. Er hat getanzt. Mit einem sehr schicken Mädchen.“

      „So ein Schuft!“ Leona wurde blaß unter ihrem Rouge. „Und