Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dirk van den Boom
Издательство: Bookwire
Серия: Der letzte Admiral
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966583121
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Deswegen war er so daran interessiert, dass wir unsere Mission fortsetzen können, und hat uns keinerlei Steine in den Weg gelegt, sondern uns geholfen. Er wollte, dass wir abreisen. Er wollte, dass wir ankommen. Als menschliche Legitimation, um auf dieser Station aufgenommen zu werden. Als Passierschein. Als …«

      »Trojanisches Pferd«, sagte Rothbard. Er sah sie der Reihe nach an, erkannte verständnislose Gesichter und seufzte nur auf. »Wir haben gar keine Zeit mehr. Ich muss Sie wegschicken, wenn wir noch eine Chance haben wollen. Sie müssen jetzt zwei Dinge bewerkstelligen: den Hive stoppen und das Dreigestirn, sollte dieser Eze die Station übernehmen können.«

      »Wie sollen wir das schaffen?«, fragte Ryk mit verzweifeltem Unterton. Die plötzliche Hoffnung, die ihn erfüllt hatte, war sofort wieder tiefer Ernüchterung gewichen. Er fühlte sich schlecht.

      »Nicht nur wie. Vor allem erst einmal wo«, sagte Rothbard. Er erhob sich. »Folgen Sie mir!«

      »Wohin?«

      »Zur Rettungskapsel. Sie müssen das Dreigestirn so schnell wie möglich verlassen.«

      »Wohin?«

      Rothbard sah Ryk stirnrunzelnd an. »Natürlich auf den zweiten Planeten. In den Hivewald. Wohin denn sonst?«

      4

      Sie rannten.

      Der plötzliche Drang, schnell sein zu müssen, kam von einer unbekannten und derzeit noch unsichtbaren Bedrohung, die nicht einmal bestätigt war, geboren aus Vermutungen und Schlussfolgerungen, aber sehr zwingend. Ryk wurde mitgerissen. Er wollte Fragen stellen, Zweifel anmelden, voreilige Schlüsse vermeiden, aber alle anderen schienen den vom Klon vorgegebenen Kurs für den einzig richtigen zu halten.

      Bis die Roboter mit den Scherenbeinen auftauchten und ihnen den Weg versperrten. Drei Stück waren es, absolut identisch, und sie stellten sich nebeneinander auf, nur wenige Minuten nachdem sie unter der Führung Rothbards dessen Unterschlupf verlassen hatten.

      »Stellen Sie jede Fortbewegung ein und verharren Sie an Ihrer Position!«, drechselte eine der Maschinen mit einem warnenden Unterton. »Die Durchquerung der Station mit unbekanntem Ziel wurde nicht autorisiert. Sie befinden sich in Begleitung eines permanenten Störfaktors. Eine Korrelation unerwünschter Zielvorstellungen wird extrapoliert. Unterlassen Sie daher weitere Kooperation und verhalten Sie sich passiv.«

      Sie blieben also stehen.

      Einer der Roboter trat vor und, machte einen Schritt auf Rothbard zu. »Störfaktor identifiziert. Es wird angeraten, keinen Widerstand zu leisten. Die physische Konfiguration der mobilen Einheiten ist überlegen.«

      »Ich habe nicht die Absicht, mich von euch gefangen nehmen zu lassen«, erwiderte Rothbard. Er trug keine Waffe bei sich, aber das schien ihn nicht weiter zu bekümmern. »Lasst uns durch!«

      »Unkontrollierte und unautorisierte Autonomie wird nicht gestattet.«

      »Wir sind Menschen. Wir kommandieren diese Station!«

      Der Roboter zögerte unmerklich, als müsse er sich irgendwo vergewissern. »Das ist grundsätzlich korrekt. Doch steht eine Überrangprogrammierung zum Upload bereit. Hierarchiekonflikte werden initialisiert. Ehe diese nach Beilegung neue Direktiven erlauben, ist weitergehende Autonomie einzuschränken. Bitte haben Sie alle Geduld.«

      »Was für eine Überrang…?«, begann Sia, zog die Frage dann aber sofort wieder zurück. »Aber ja. Von unserem Schiff, richtig?«

      »Das ist zutreffend. Unsere Datenspeicher wurden aktualisiert. Das Update ist autorisiert. Wir erkennen Potenzial für eine Optimierung unserer Kalkulationsprozesse und Wahrnehmungsroutinen. Hierarchiekonflikte müssen gelöst werden.«

      »Eze macht aus dem Dreigestirn eine neue, überlegene KI«, sagte Rothbard. »Sobald sie voll entwickelt ist, sind wir Hackfleisch.«

      »Was sind das für Hierarchiekonflikte?«

      Rothbard lächelte. »Die Erschaffer des Dreigestirns haben so was vorhergesehen. Ich glaube, es gibt Schutzmechanismen.«

      »Das Grundmaterial für Hackfleisch ist vorhanden«, bestätigte der Roboter. »Aber wir haben keine Verwendung für Fleischverarbeitung. Sie erfüllt keinen Zweck. Es wird daher weder notwendig noch nützlich sein, aus ihren Körpern …«

      »Okay, noch ist diese KI jedenfalls nicht etabliert«, murmelte Ryk. »Das Scheißding redet Blödsinn.«

      »Das gibt uns etwas Luft. Gehen Sie weiter. Den Gang hinunter bis zur Luke mit dem roten Symbol. Die Rettungskapsel wird automatisch die nächste bewohnbare Welt ansteuern und das Dreigestirn wird, zumindest bis auf Weiteres, nicht auf eigene Schiffe feuern. Sie haben eine gute Chance, es von hier weg zu schaffen.«

      »Und dann?«, fragte Sia.

      »Machen Sie weiterhin das, was Sie sowieso vorhatten: Suchen Sie Admiral Rothbard. Suchen Sie seine Mitarbeiter. Oder das, was von ihnen übrig ist.«

      »Der ist doch seit ewigen Zeiten tot.«

      »Möglich, oder auch nicht. Er ist jedenfalls nicht hier. Über seinen aktuellen Zustand habe ich keine Informationen. Und ich werde auch nicht mehr erzählen.« Er zeigte auf die drei Roboter. »Zu viele Informationen in den falschen Händen könnten sich als problematisch erweisen.«

      »Bitte reden Sie weiter«, forderte ein Roboter. »Ihre Daten sind relevant.«

      »Fick dich«, sagte der Klon. Er drehte sich zu den vier Menschen. »Runter!«

      Ryk ließ sich fallen. Rothbard trat auf den vordersten Roboter zu, umarmte ihn und explodierte.

      Es gab keine Druckwelle. Keine Hitze. Der Klon explodierte und versprühte organische Einzelteile über die Roboter, Spritzer aus Blut und Innereien und Knochenstücke vermischten sich mit einem widerwärtigen reißenden Geräusch, das Ryk den Magen umdrehte. Er spürte etwas von dem Fallout auf seiner Haut, roch etwas Salziges und schluckte Galle hinunter.

      Dort aber, wo Rothbards Reste auf das Metall der Roboter traf, zischte und dampfte es plötzlich. Eine chemische Reaktion, die die Maschinen überraschend traf. Sie wankten und machten ein paar Schritte rückwärts, mit dem enervierenden Klack-Klack ihrer Scherenbeine, die sich plötzlich in Gummi zu verwandeln schienen. Die Roboter schwankten wie unter einem starken Wind und verloren dann den Kampf ums Gleichgewicht. Löcher bildeten sich in ihren Torsos, breiteten sich in Zeitlupe aus und Metall, aufgelöst und weich, tropfte in das Innere stetig wachsender Hohlräume.

      Ein lautloser Tod, der alle Roboter gleichermaßen traf, sie auffraß, zu Boden sinken und ihre Bewegungen erlahmen ließ. Es dauerte keine Minute, dann waren sie zu einer unförmigen Masse aus schmelzendem Metall geworden, die sich nicht mehr regte.

      Ryk sah auf die Rothbard-Spritzer auf seiner Haut und seiner Montur. Keine Reaktion. Einen Moment lang war er dafür sehr dankbar.

      »Dort entlang, hat er gesagt«, erinnerte Sia die Gruppe. »Wir sollten hier nicht länger verweilen. Ich glaube nicht, dass diese Aktion uns an Bord der Station Freunde gemacht hat.«

      Ryk teilte diese Auffassung. Sie stiegen über die Reste der Maschinen hinweg, sorgsam darauf bedacht, nicht in Kontakt mit der sich nunmehr wieder langsam verfestigenden Substanz zu kommen. Rothbard würde keine zweite Mahlzeit bekommen, sein Ende war ebenso plötzlich wie unzeremoniell gekommen. Ryk wusste gar nicht, was er ihm noch hätte sagen sollen. Er war sich nicht einmal sicher, ob er ihm dankbar war oder nicht. Am Ende hatte der Klon wohl zumindest etwas Respekt verdient.

      Sie eilten in die angegebene Richtung, fanden den Zugang, öffneten ihn und stürzten in eine enge Kapsel, die über sechs Sitze verfügte. Momo quetschte sich mit großer Mühe in einen davon, zog mit noch größerer Mühe die Gurte fest und warf einen anklagenden Blick in die Runde.

      Eine Stimme erklang: »Passagiere registriert. Bitte beachten Sie, dass die Druckanzüge modularisiert sind.«

      »Dafür ist keine Zeit. Da gibt es einen großen,