Sabine wunderte sich über den unvermuteten Zuwachs ihres Haushaltes und empfand auch einige Scheu vor dem schwarzen, riesengroßen Knecht; die Kinder wollten zu Anfang gar nicht aus der Tür, wenn er im Gärtchen oder im Hofe arbeitete; aber sein stillfreundliches und fleißiges Benehmen söhnte bald alle mit ihm aus; und wenn er auch manchmal in eine Art von toller Lustigkeit fiel, sich mit dem Hunde herumjagend oder mit dem Federvieh, so fand man es mehr spaßhaft als befremdend; auch genügte ein einziger Blick des Brotherrn, ihn wieder in die gewohnten Schranken zurückzuweisen.
Auf das Wort des Berggeistes trauend, hatte Kunz den zeither gesparten Geldvorrat wieder unbedenklich zum Ankauf zweier schönen Stiere verwandt und zog nun mit dem zurechtgezimmerten Pflug lustig zu Felde. Sabine schaute ihm ängstlich nach, ängstlich am Abende nach dem Heimkehrenden aus, fürchtend, er werde mit zerstörter Hoffnung und wohl gar noch schlimmer verwundet als das erstemal zu Hause kommen. Aber singend und seine folgsamen, glänzenden Stiere vor sich hertreibend, schritt Kunz unter dem Läuten der Abendglocke durchs Dorf heran, küßte in großer Freudigkeit Weib und Kind und schüttelte dem Knechte zufrieden die Hand.
Manchmal zog nun auch Waldmann mit den Stieren hinaus, während Kunz in Hof und Garten arbeitete. Man riß ein gewaltiges Stück des Schauerfeldes um, und alles ging einen trefflichen Gang, zum Erstaunen aller Einwohner des Dorfes und zum neidischen Mißbehagen der geizigen Vettern. Freilich dachte Kunz oftmalen bei sich: »Es ist nur auf eine kurze Zeit, und wie ich's mit der Ernte anstellen werde, weiß Gott, denn alsdann ist Waldmanns Dienstzeit schon lange um und der Spuk auf dem Schauerfelde vielleicht wieder in bester Lust.« Doch das Einsammeln des Segens meinte er, sei eine Arbeit, die von selbsten Arm und Herz stärke, und vielleicht halte ihm sogar Waldmann noch bis dahin aus alter Freundschaft den Acker rein, wie auch dieser bisweilen in fröhlichen Augenblicken wohl zu verstehen gab.
Der Winter war darüber herangekommen, die Arbeit auf dem Schauerfelde beendigt, und Kunz fuhr nun mit seinen Stieren fleißig zu Holze, den Feuerungsbedarf für Ofen und Herd einholend. Das war auch einstmalen geschehen, als Sabine zu einer armen Witwe im Dorfe gerufen ward, die am Fieber darniederlag und der sie fleißig, soweit es ihr beginnender Wohlstand vergönnte, beizustehen gewohnt war. Sie wußte nur nicht recht, wo sie derweil ihre Kinder lassen sollte, aber Waldmann erbot sich, auf sie Achtung zu geben, und weil die Kleinen an seine Märchen gewöhnt auch recht gern bei ihm blieben, trat Sabine unbesorgt ihre fromme Wanderung an.
Etwa eine Stunde darauf kam der Hausherr aus dem Bergforste zurück. Er führte den Karren in den Schuppen, brachte die Tiere zu Stalle und ging dann frohgemut nach dem Hause zu, die erstarrten Glieder am behaglichen Herdesfeuer zu wärmen. Da scholl ihm das ängstliche Weinen seiner Kinder entgegen. Pfeilschnell hinzustürzend und die Tür des Zimmers aufreißend, fand er die Kleinen schreiend hinter dem Ofen zusammengedrängt und Waldmann mit wildem Gelächter in der Stube umherspringend, abscheuliche Fratzen schneidend, einen Kranz von Funken und Flammen im aufgesträubten Haar.
»Was geht hier vor?« fragte der Hausherr mit strengem Zorn, und der unheimliche Schmuck in Waldmanns Haaren verlosch, demütig und still stand der Knecht, sich entschuldigend, er habe nur ein Späßchen mit den Kindern machen wollen. Aber diese kamen schmeichelnd und klagend um den Vater und erzählten, Waldmann habe ihnen erst so häßliche Geschichten vorgesprochen und sei dann bald mit einem Widderkopfe, bald mit einem Hundehaupt vor sie hingetreten. – »Es ist genug«, unterbrach sie Kunz. »Fort mit dir, Gesell! Wir bleiben keine Stunde mehr unter einem Dach.« Damit faßte er Waldmanns Arm und schob ihn heftig bis zu der Hintertür des Gartens hinaus, den Kindern gebietend, sie sollten ruhig in der Stube bleiben und sich vor nichts in der Welt mehr bange sein lassen. Der Vater sei nun daheim und sie so sicher als in Abrahams Schoß.
Der wunderliche Knecht ließ sich alles schweigend gefallen, aber als er nun mit Kunz einsam in der winterlichen Gegend stand, sagte er lachend: »Hört, Brotherr, ich dächte, wir vertrügen uns wieder! Ich hab einen gar dummen Streich angefangen, jedoch es soll gewißlich nicht wieder geschehen. Die alte tolle Laune überfiel mich nur so.« – »Eben deswegen, weil sie das kann«, entgegnete Kunz. »Du möchtest mir leicht noch meine Kindlein bis zum Wahnsinn erschrecken. Mit unserm Kontrakt ist es zu Ende.« – »Mein halbes Jahr ist noch nicht um«, sagte Waldmann trotzig. »Ich will wieder ins Haus.« – »Nicht an die Schwelle!« rief Kunz. »Du hast den Vertrag gebrochen mit deinen verwünschten Spukereien. Alles, was ich an dir tun kann, ist, daß ich dir dein volles Lohn gebe. Da nimm's und packe dich fort!« – »Mein volles Lohn?« hohnlachte der Berggeist. »Kennst du meine reichen Kammern unten in den Höhlengängen?« – »Es ist mehr um mich als um dich«, sagte Kunz, »ich will niemandem etwas schuldig bleiben.« – Und damit drängte er ihm das Geld gewaltsam in die Taschen. – »Was soll aus dem Schauerfelde