Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich de La Motte Fouque
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027207022
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fand.

      Er hatte während dieser Worte Emilie auf seinen Schooß nieder gezogen, die Sterne blinkten vertraulicher herab, immer lustiger kreiste der volle Pokal.

      Ich sollte Dir eigentlich Stillschweigen gebieten, sagte Emilie, denn ich merke schon, Du willst die Geschichte von unsrer Liebe und Flucht erzählen, was Alles gar nicht zu meiner Ehre gereicht. Aber ich bin wie berauscht. Hat es der Wein gethan, oder die Lagerfeuer und das Singen der Reiter, im Bunde mit den nächtlichen Düften und Lüften aus dem Thale heraus – ich weiß es nicht. Aber erzähle nur, lieblicher Räuber.

      Daß Emilie von ihren Eltern zum Kloster bestimmt war, fing Hartwald an, daß ich nach ihrem Besitze rang und vergebens, könnt Ihr Euch aus dem, was Ihr wißt, beinah von selbst abnehmen. Ich war noch immer klug genug gewesen, mich nicht als Werber zu erkennen zu geben; denn umsonst wär jeder Versuch gewesen, das wußt' ich, und wollte mir nicht selbst die heimlichen Wege versperren. Emilie ward eingekleidet, und während ich in tausend verschiednen Gestalten um ihr Münster schlich, so daß meine Reiterschaar mich gänzlich verloren gab, erfuhr ich, daß ein Mönchskloster, auf einer Felsenspitze gegenüber liegend, verpflichtet sei, täglich einen Beichtvater dorthin zu senden. Ueber den Abgrund führte ein schwindliger Steg, von welchem Sturm und Dunkelheit den Wandrer leicht über die Steinwände hinabstürzen konnte, so daß nach Abgang des ehemaligen Beichtvaters Niemand diese Stelle übernehmen wollte. Erwünschte Nachricht für mich! Bald war die Tonsur geschoren, das wollne Habit angethan, und ich als ein heiliger Büßer in's Mönchskloster aufgenommen, ja, man sah es für eine besondre Gnade an, daß ich des Beichtigers gefährliches Amt übernehmen wollte.

      O, wie lieblich erschrackst Du, Emilie, als ich zuerst in die kleine Zelle trat, um Dir statt des verheißnen, geistlichen Trostes den süßern der Liebe zu bringen! Wir trieben fortan unsre lustige Neckerei mir den grämlichen Nonnen, denen ich strenge Kasteiungen auferlegte (es war keine hübsche unter ihnen), um desto ungestörter in Emiliens Zelle verweilen zu können. Dort, vor den Bildern einer tollen Enthaltsamkeit, feierten wir die Feste der Liebe, zum erstenmale wurden diese Wände durchleuchtet von dem Glanze der mächtigsten Gottheit, und das Gewölb durchhallte zärtliche Seufzer zurück, das bis zu unsern glücklichen Zeiten nur Echo ängstlichen Jammers gewesen war. Man bewunderte in beiden Klöstern meinen Muth. Oft um Mitternacht, wenn die Stürme am wildesten tobten, das Waldwasser aus dem Abgrund am hohlsten heraufbrüllte, fand ich den Gang zu meinen Beichtkindern nothwendig, vor Allen zu Emilien, die der weltlichen Lust, hieß es, noch immer anhing, und meines Besuches daher so häufig bedurfte. Aber der Verrath schläft nimmer, und auch wir Beide solltens erfahren. Meine ungewöhnliche Strenge, hatte die garstige Gesellschaft der schönen Emilie wider mich aufgebracht, diese oder jene Kleinigkeit mochte ihnen auch an mir profan und säcular vorgekommen sein; – kurz, man lauerte mir auf, und mein holdes Geheimniß kam vor das häßliche Tribunal. Noch kaum entsprang ich den dürren, todtenähnlichen Händen, die nach mir und Emilien griffen, ohne daß ich doch mein geliebtes Bild mit mir retten konnte. Zum Glück hatte ich immer die Spur meiner Kriegsgefährten behalten, ich fand sie leicht in den umliegenden Wäldern auf, und noch leichter brachen wir durch die morschen Klostermauern, durch die Rotten der feigen Klosterknechte, und führten die reizende Beute von dannen. Nun hab' ich sie, nun hab' ich sie, rief er, indem er Emiliens glühende Lippen küßte, und nicht Teufel nicht Tod sollen mir sie wieder nach einem Kloster zurückbringen.

      Pfui, sagte Emilie. Wie Du doch immer so wild wirst.

      Wir sind es eigentlich alle drei geworden, erwiederte Hartwald. Unsere Wangen glühn, unsre Augen blitzen, wir liegen einander gegenüber wie freudige Gewitter. Auch giebt es nichts bessres in der Welt. Aber weil wir Kriegsleute doch die Nächte des Schlafes genießen sollen, um munter zu bleiben für die Nächte der Wacht, so sing' uns ein, Emilie mit dem Liede vom fremden Gast im Lager, und laßt uns dann im frölichen Taumel scheiden.

      Emilie sang:

      'Ne Musik ist erklungen

       Gar fremd im Waffenfeld,

       Hat sich empor geschwungen

       Zu Nacht aus meinem Zelt.

      Die Andern, die sonsten im Lager klingen

       Roßwiehern, Trommel, Soldaten singen,

      Die kommen zu Hauf, nehmens übel fast,

       Und wollen verjagen den fremden Gast.

      Trompete schreit vor Allen

       Recht ungethümlich drein,

       Und meint' es müss' ihr Schallen,

       Solo im Kriege sein.

      Fort, fort! Marsch fort mit dem fremden Gesellen!

       So ruft sie, daß Jedem die Ohren gellen,

      Fort, fort! Marsch weiter! Marsch fort! Marsch fort!

       Ruft unermüdlich das nämliche Wort.

      Nur sacht, Ihr wilder Ritter,

       So spricht der Fremde laut.

       Kennt Ihr nicht mehr Frau Zither?

       Nicht Eures Vetters Braut?

      Denn Waldhorn und ich, wir vermählen zusammen,

       Beim fürstlichen Feste wohl Klagen und Flammen,

      Wohl Frohsinn und sehnenden Liebestraum

       Und Euch auch dorten verstatten wir Raum.

      Trompeten sprach herwieder,

       Und etwas milder schon.

       Ich kenn', ich kenn' Euch wieder,

       Kenn' diesen leisen Ton.

      Und fand Euch schon öfters, wir gingen zum Feste,

       Doch waren von schwächlichen Ohren die Gäste,

      Denn sprach ich mal wacker und herzlich dabei,

       So nannten sie's allesammt wildes Geschrei.

      Konnt' ich Euch dort beweisen,

       Sprach Cither, Gastlichkeit,

       So habt zu gleichen Weisen

       Ihr nun Gelegenheit.

      Soldatenlied will mich keinesweges ertragen,

       Die Trommel läßt gar mir zum Aerger sich schlagen,

      Und Roßgewieher, das schnarcht mich an,

       Ich bitt Euch macht etwas mir freier die Bahn,

      Trompeten sprach: Frau Base,

       Hemmt, hemmt der Rede Lauf,

       Dieweil ich jetzo blase:

       Sitzt auf! Sitzt auf' Sitzt auf!

      Doch sind wir zu Abend in's Städtlein gekommen,

       Da tanzen die Reiter, da mag es Euch frommen,

       Da kommt auch Euer Bräutigam Waldhorn mit vor;

       Dient gegenwärtig beim Schützenchor.

      Man nahm lachend von einander Abschied und während Alwin nach seinem Zelt zurück ging, hörte er noch fernher Emiliens Cither, und blickte öfters zurück, wie sie von Hartwald umschlungen, im Mondenlicht auf dem Gipfel des Hügels saß.

       Inhaltsverzeichnis

      Die feindliche Uebermacht behauptete noch immer hartnäckig alle Pässe, und sandte oftmals starke Partheien aus, um Adalberts Lager zu beunruhigen, oder wo möglich, zu überfallen, weshalb dieser täglich seine Stellungen änderte, und bald in dem, bald in jenem Gebüsche übernachtete. Alwin ward zwischendurch öfters mit Bothschaften und Anfragen nach Flaminiens Schlosse hinüber gesandt, und trat mit der reizenden Gräfin täglich in traulichere Verhältnisse. Dennoch hatte er nimmer gegen sie ein Wort von Liebe über seine Lippen gebracht, und rechnete dieses Opfer der abwesenden Braut hoch an. Aber es war nicht Beatrix, die ihn zurückhielt: Alinens sanfte, himmlisch