Lancaster SCHOOL. Marlie Nea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marlie Nea
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783969873618
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das Training vorbei.

      Als ich mich gerade nach rechts wandte, traute ich kurz meinen Augen nicht.

      In der Sekunde sah ich das Mädchen, das mir bei der Versammlung bereits aufgefallen war. Ich erkannte sie an ihrem braunen, geflochtenen Zopf und dem Rock, in dem noch immer diese auffällige Falte war.

      Warum sagte ihr das den niemand?

      Sie öffnete gerade die Tür, die direkt neben dem Büro des Schulleiters lag, und verschwand heimlich darin.

      Die Tür ließ sie hinter sich zu fallen. Perplex blieb ich stehen.

      Was machte sie denn da drin?

      Kurz wartete ich, ob sie gleich wieder herauskommen würde, doch das geschah nicht.

      Als ich mich der Tür näherte, bemerkte ich, dass sie aus hellem Holz war und ziemlich unauffällig. Das musste eine der Besenkammern sein, die früher ganz normal gewesen waren.

      Jetzt war es vermutlich mehr ein Abstellraum für Geräte oder Putzmittel, die keiner mehr brauchte.

      Das klärte aber noch lange nicht die Frage, was das Mädchen darin zu suchen hatte.

      Ohne groß weiter darüber nach zu denken, öffnete ich die Tür und folgte ihr in den engen Raum.

      -Liz-

      Da war ich nun, um meinen Plan in die Tat umzusetzen.

      Vorsichtig schloss ich die Tür zum Abstellraum.

      Gestern war mir die Möglichkeit vor die Füße gefallen, endlich ein paar Antworten auf meine Fragen zu bekommen.

      Die Antworten, die ich bis jetzt erhalten hatte, reichten mir nicht.

      Ich war sicher, dass uns irgendetwas verschwiegen wurde.

      Also entweder das oder alle Beteiligten hatten etwas ganz Wichtiges übersehen. Oder ich reagierte über, aber die Möglichkeit ignorierte ich geflissentlich.

      Ich hatte den ganzen Tag darauf gewartet, meinen Plan endlich umzusetzen und jetzt am Nachmittag, sobald die Pflichtfächer vorbei waren, hatte ich mich direkt auf den Weg gemacht.

      Gestern hatte ich, als ich nach einem kurzen Stopp im Aufenthaltsraum wieder zurück auf unser Zimmer gekommen war, versucht, so wenig wie möglich mit Mary Lou zu reden.

      Wenn ihr der Tod eines Menschen nichts ausmachte, dann war das die eine Sache, aber dass sie es auch noch an die große Glocke hängen musste, eine andere.

      Außerdem war ich in Gedanken und versuchte zu verarbeiten, was ich bei meinem, zugegeben nicht ganz freiwilligen, Stopp im Aufenthaltsraum gehört hatte.

      Ich war gerade auf dem Weg zur großen Treppe gewesen, als zwei Männer in Arbeiterkleidung zwei große Leinwände die Treppe hochschleppten. Vermutlich waren sie auf dem Weg zum Kunstsalon, denn die kleine dicke Französin, die neuerdings an unserer Schule für den Kunstunterricht zuständig war, winkte sie vorwärts.

      Leider verursachten die Männer einen Stau, da sie die vier Meter breite Treppe aufgrund der Leinwände komplett einnahmen.

      Es kamen weder Schüler hoch noch runter und so staute es sich an beiden Enden. Alle sahen zu, wie die Männer sich mit den Leinwänden abmühten und dabei die ganze Zeit die aufgeregten Rufe der Lehrerin beachten mussten:

      „Seien Sie bloß vorsischtisch! Die Leinwände sind seeer teuer! ´ier entlang!“ Ich versuchte erst gar nicht, mich an ihnen vorbei zu quetschen, was der einzige Grund war, weshalb ich einen Blick in den Aufenthaltsraum warf.

      Ich war selten hier, denn mich interessierte es nicht allzu sehr, unter so vielen Menschen zu sein.

      Zumal ich auch des Öfteren schräge Blicke wegen meiner gewöhnlichen Kleidung erntete, auf die ich gerne verzichten würde. Und das nur, weil ich lieber Jeans und T-Shirt trug, statt aufwendige Röcke und Blusen.

      In dem großen Raum war nicht viel los zu der Zeit. Die meisten beschäftigten sich mit sich selbst, hingen vor dem Fernseher oder unterhielten sich leise. Die Stimmung war irgendwie beklemmend.

      Gerade kramte ich eine Lakritzschnur aus meiner Jackentasche, als ich plötzlich ein Gespräch zwischen zwei Jungen aus dem zweiten Jahr vernahm.

      Der eine klang etwas verzweifelt, weshalb ich aus Versehen neugierig lauschte.

      „Wenn das ´rauskommt, dann habe ich echt ein Problem, hörst du?“ flüsterte der Blonde dem anderen, etwas kleinerem Jungen zu.

      Beide trugen noch ihre Schuluniform.

      Der andere zuppelte gerade seine Krawatte zurecht.

      „Ist gut, ich sag’s ja niemandem. Aber kannst du mir das nochmal erklären? Wenn das stimmt, was du sagst, dann hättest du ja eine Wahnsinns-Entdeckung gemacht!“ sagte der Kleinere etwas lauter, woraufhin der Blonde schnell seinen Finger an die Lippen legte und sich nervös umschaute.

      Schnell drehte ich mich etwas gegen eine Säule, so dass die beiden mich nicht sehen konnten.

      Meine Neugier wurde sofort geweckt. Der Blonde seufzte.

      „Na gut. Also nochmal: In der ganzen Schule führen Luftschächte entlang, dass hast du kapiert?“ Der Kleinere nickte.

      „Gut. Im Grunde könntest du mit Leichtigkeit in jedes Zimmer einsteigen, denn alle Luftschächte sind miteinander verknüpft. Das ist eindeutig eine Sicherheitslücke.“

      Ich blinzelte. Woher wusste der Blonde mit Brille denn sowas?

      Ich war ehrlich beeindruckt. „Ich konnte leider nur einen kurzen Blick auf die Pläne werfen, sonst wüssten wir jetzt, wo wir suchen müssten.“

      Der kleinere der Beiden schaute ihn beeindruckt an.

      „Und das hast du dir alles gemerkt?“ Der Blonde schob seine Brille zurecht und zuckte mit den Schultern.

      „Aber, wenn Direktor Taylor die Pläne hat, dann weiß er doch um die Lücke im Sicherheitssystem, oder?“

      Der Kleine war auch nicht ganz blöd merkte ich beeindruckt.

      Inzwischen hatten die Männer es endlich geschafft, die Leinwände in den ersten Stock zu transportieren. Leider hatte ich nun keine Ausrede mehr, um hinter der Säule herumzulungern.

      „Vielleicht. Vielleicht ist er sich den daraus resultierenden Problemen aber auch nicht bewusst.“ Der Kleine grinste wissend.

      „Ich habe schon eine Idee, wie wir uns das zunutze machen.“

      Der Blonde betrachtete den anderen panisch. Worüber sprachen die beiden? Ich hätte wirklich gerne noch länger zugehört, aber mein Gewissen drängte mich, weiter zu gehen.

      Auf dem Weg die Treppe hoch, dachte ich über das Gesagte nach.

      Wenn es stimmte, was der Junge erklärt hatte, dann bedeutete das, dass man durch die Luftschächte auch lauschen konnte.

      Und das hatte mich plötzlich auf eine großartige Idee gebracht! Wenn mir keiner meine Fragen beantworten wollte, dann würde ich mir meine Antworten eben selbst holen.

      Und die Luftschächte waren eine perfekte Gelegenheit dazu!

      In meinem Kopf hatte sich direkt der Umriss eines Plans geformt. Mir war die kleine Kammer wieder eingefallen, die sich nahe der Tür zum Büro des Direktors befand. Zum Glück hatte ich mir bei meinem Infogespräch vor fünf Jahren hier alles genau gemerkt. Es kam mir jetzt zugute, dass ich noch von der alten Besenkammer wusste. Sie war mir so gut im Gedächtnis geblieben, da ich mich damals gefragt hatte, was sich hinter der einzigen Tür ohne Schild verbarg.

      Aber nach einem kurzen Hereinspähen, während mein Vater sich noch mit Direktor Taylor unterhalten und nachdem ich jede Menge Staub eingeatmet hatte, hatte ich beschlossen, die Tür lieber zu zulassen.

      Jetzt blieb mir nur noch übrig zu hoffen, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.

      Und nun stand ich also mit einem Fuß in