Wie Katze Felicette den Mond rettete. Michael Vogl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Vogl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783959593014
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      „Wir sind zu schwer, dass stimmt, aber ich dachte an zwei bestimmte Käseliebhaber, die so klein und so leicht sind, dass man sie ohne Probleme auf den Mond bringen kann.“

      „Du meinst…?“ Ein Leuchten stahl sich in Professor Zwinkerles Augen.

      Erneut sah er den Pokal und das Foto vor sich, sah, wie begeisterte Menschenmassen die beiden Wissenschaftler auf ihre Schulter nahmen und sie durch die Straßen trugen, sie feierten, sie lobten für diesen bedeutenden Schritt in der Wissenschaft. Nicht nur Pokal oder Orden und Foto wären ihm gewiss, nein, man würde ihm zu Ehren sogar eine große Parade abhalten. Mit viel Musik und Konfetti und Luftschlangen.

      „Ich meine“, bestätigte Carsten Schabernack die Gedanken seines Freundes. Beide Wissenschaftler drehten ihre Köpfe zu einem großen Regal, auf dem nicht nur einerlei wissenschaftlich wichtige Gerätschaften ruhten, die Amadeus und Karsten für ihre Arbeit benötigten, sondern auf dem auch ein kleiner Käfig stand, in dem die beiden kleinen Käseexperten auf einem kleinen lila Sofa saßen und gebannt auf einen kleinen Fernseher schauten: Mäuse.

      Kapitel drei

      Minna Tintenfass und Alexander Theodor von und zu Mohrenkopf – so hießen die beiden Mäuse, die die Wissenschaftler ins Auge gefasst hatten – verfolgten, den Atem anhaltend, das Geschehen auf dem Fernseher, in dem der berühmte Kommissar Fischgräte mitspielte, eine Maus aus echten Schrot und Korn, beliebt wegen seines messerscharfen Verstandes und seiner Sprüche, die nur er auf eine coole Art und Weise auszusprechen vermochte. In jeder Folge kam ein: „Larry, fahr schon mal das Moped vor“, und jeder Zuschauer wusste, dass damit das Finale begann.

      Minna und Theodor fieberten nun der Szene entgegen, in der Fischgräte den ruchlosen Mörder enttarnen würde. Er hatte wie üblich die ganzen Verdächtigen in einem ausrangierten Zugwaggon versammeln lassen und trug vor allen Beteiligten vor, wie sich der Fall zugetragen haben könnte, nannte den Namen eines der Anwesenden, entlastete ihn aber sofort wieder, indem er ein Alibi oder einen Gegenstand hervorzauberte, der die Unschuld der Person bewies.

      Nun blieben nur noch zwei Personen übrig, die als Täter infrage kamen. Nur noch ein paar Augenblicke, dann würde der Kommissar die Maske vom Gesicht des Übeltäters reißen, ihn entlarven, dafür sorgen, dass das Böse seinen Platz hinter dicken Gefängnismauern finden würde.

      Doch leider sollten die beiden Mäuse nicht erfahren, wer die gemeine Tat begangen hatte. Denn noch bevor der Fernsehkrimiheld mit seinem Finger auf den gemeinen Unhold weisen und ihn knallhart auf den Kopf zusagen konnte, wie und warum er das Verbrechen beging, wurden Minna und Theodor von je einer menschlichen Hand gegriffen und in die Höhe gehoben.

      „FIEP!", fiepten die beiden Nager empört. Sie strampelten mit ihren kurzen Beinchen und versuchten, sich aus ihrer misslichen Gefangenschaft zu befreien. Ein erneutes, wütendes „Fiep“ drang aus Theodor Alexander von und zu Mohrenkopfs Mäulchen. Er verwünschte die beiden Fäuste, die die beiden Mäuse noch immer umklammert hielten und drohte, ihnen sämtliche Tierschutzorganisationen auf den Hals zu hetzen und sie sogar vor Gericht zu zerren und sie auf eine Tüte Speckwürfel in Kinopopcorngröße zu verklagen.

      Jawohl!

      Wenn Kommissar Fischgräte jetzt hier wäre, der würde schon dafür sorgen, dass er und Minna wieder gemütlich auf ihrem lila Sofa weiter Fernsehen schauen konnten, während die beiden Männer ihren bisherigen Wohnort mit einer schmucklosen Zelle tauschen mussten. „Na ihr zwei, ihr seid bestimmt schon aufgeregt wegen eurer bevorstehenden Reise“, sagte Professor Amadeus Zwinkerle und strich Minna zärtlich mit seiner Nase durch das weiße Fell.

      „Fiep?“ (Reise? Was für eine Reise? Minna, hast du beim Teleshopping eine Reise gebucht?)

      „Fiep!“ (Selbstverständlich nicht, was denkst du von mir!)

      „Fiep?“ (Was meint dieser Weißkittel dann mit Reise?)

      "Fiep.“ (Ich befürchte, das werden wir gleich erfahren.)

      „So, jetzt bekommt ihr zwei noch schicke Raumanzüge angezogen, und dann geht es auf ins Weltall mit der Endstation Mond. Sag bitte, Karsten, hast du Herrn Samson schon erreicht?“

      „Ja, habe ich, und der allerstärkste Mann der Welt ist schon auf dem Weg hierher und bringt auch seine Zwille mit.“

      „Das ist gut.“ Zwinkerle strahlte übers ganze Gesicht. Seine karottenorangefarbenen Haare schien noch mehr zu leuchten als sonst. Er reichte seinem Freund die Mäusedame. Dann zog er Alexander Theodor von und zu Mohnkopf einen kleinen, blauen Raumanzug über. Behutsam drückte er den Reißverschluss zu. Dann schnürte er den Nager noch einen kleinen Rucksack mit einem Fallschirm in dessen Inneren um. Schließlich wollten die Wissenschaftler ja, dass die beiden Mäuse wieder heil und gesund zur Erde zurückkamen.

      Minna Löwenzahn musste dieselbe Prozedur über sich ergehen lassen. Auch ihr wurden ein blauer Raumanzug und ein Fallschirmrucksack verpasst. „Sitzt wie angegossen“, freute sich Karsten Schabernack, als er der Maus den Rucksack umgelegt hatte. Genau in diesem Moment klopft es wuchtig an die Tür. „Herein“, riefen die beiden Männer wie aus einem Munde. Die Tür öffnete sich, und ein Schrank von einem Mann kam in den Raum. Er war mindestens zwei Meter groß und einen Meter breit. Unter seinem gelben Hemd konnte man Muskeln sehen, die so dick waren wie ein Buch mit fünfhundert Seiten. „Ah, Herr Samson. Schön, dass Sie Zeit für uns haben und uns mit Ihrer Kraft im Namen der Wissenschaft einen großen Dienst erweisen“, begrüßte Amadeus dem Besucher, ergriff dessen Hand und schüttelte sie kräftig.

      „Und welchen Schrank soll ich anheben, weil Ihnen ein Kugelschreiber darunter gerollt ist?“, fragte Herr Samson. Die beiden Wissenschaftler schauten ihn verwirrt an. „Wie meinen?“, fragte Schabernack. Herr Samson grinste über beide Backen. „Ich habe nur ein Scherz gemacht. Was kann ich denn für Sie 'Im Namen der Wissenschaft' tun?“ Karsten erklärt es ihm, und Herr Samsons Augen glänzten.

      „Das ist zwar etwas schwierig, aber ich könnte es durchaus schaffen. Immerhin weiß ich jetzt, zu welchem Zweck ich meine Schleuder mitbringen sollte.“ Er hob die Zwille, die er in seiner Hand hielt, in die Höhe. Das ein Meter lange Gummi war an einem gegabelten Stock befestigt, den Herr Samson eigenhändig aus einem dicken Ast geschnitzt hatte. Obwohl die Schleuder recht groß war, wirkte sie in der Pranke des Riesen wie ein Streichholz. „Dann lassen Sie uns nach draußen gehen, meine Herren. Wir müssen einen Platz finden, wo ich die Zwille so platzieren kann, dass ich das Gummi weit genug spannen kann. Am besten wäre ein Baum, durch deren Zweige ich den Stock so schieben kann, dass er nicht heruntergerissen wird."

      „Das ist eine sehr gute Idee“, sagte Amadeus Zwinkerle. „Im Park steht eine sehr große Kastanie. Lassen Sie uns diese aufsuchen.“

      Und so geschah es auch. Herr Samson schnappte sich die Leiter, die an einem der Stahlregale ruhte, und Professor Amadeus Zwinkerle und Doktor Karsten Schabernack hielten die noch immer vor Aufregung und Protest fiepsenden Mäuse fest in ihren Händen. Dann verließen die drei Männer das Labor, schlenderten über den langen Flur, vorbei an Besen- und Gerümpelkammer, durch die Glastür, die weiße Treppe herunter (auf der das Blatt wartete, dass der Wind wieder auffrischte und die Reise um die Welt weitergehen konnte), durch mehrere Straßen, wo sie die Spaziergänger, die sie ganz verwundert anschauten, mit einem „Wir starten ein spannendes Experiment“ informierten. „Aber es ist ganz geheim“, fügten sie noch hinzu. Dann zogen sie weiter, bis sie den Park und die Kastanie erreichten, die ihre vielen Arme gen Himmel streckte. Herr Samson lehnte die Leiter an den mächtigen Stamm des Baumes. Dann kletterte er sie Stufe um Stufe hinauf. Als er das Ende der Leiter erreicht hatte, hangelte er sich auf die Kastanie, suchte eine Stelle, in die er den Stock der Zwille schieben konnte, damit sie festen Halt hatte, fand sie, schob den Stock hinein, prüfte, ob er sich wirklich keinen Millimeter bewegen konnte und kletterte wieder herunter. Zufrieden betrachtete er seine Arbeit. „Meine Herren, wenn sie soweit wären, können Sie mit dem Countdown beginnen.“

      „Fiep?“ (Was meint er mit Countdown?)

      „Fiep."