Die Feuerinsel im Nordmeer. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711445747
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nach Reykjavik, der Hauptstadt der Insel.“

      „Und dann?“

      „Dann wird es so Vieles und Schönes geben, dass wir unmöglich jetzt alles voraussehen können. Wir werden wohl in diesem Wunderlande der Eddas und der Sagas, des Feuers und des Eises, zwei bis drei Monate bleiben. ... Und was werden wir dort nicht alles erleben in dieser Zeit! Zunächst die Althings-Jahrtausendfestlichkeiten, die mehrere Tage dauern werden. Nachher zahllose hochinteressante Fahrten und Ausflüge durch die feuergeborene Wunderinsel mit ihren rauchenden Vulkanen und lustig springenden kochenden Quellen, durch herrliche, grosszügige, wegen ihrer Schönheit weltberühmte Landschaften, bald zu Pferd, bald mit Auto, bald im Flugzeug....“

      Viktor freute sich nach all dem Gehörten unbändig auf die wundervolle Reise....

      Und in der Tat, welche goldene, bezaubernde Aussichten für einen 16jährigen Jungen!

      Wir sassen noch eine gute Weile auf meinem Zimmer im Hause Herder und plauderten über die bevorstehenden Abenteuer der Fahrt nach der „Ultima Thule“, der geheimnisvollen Sagainsel im hohen Norden.

      5. Jeremiah Ahern und seine Einladung.

      Ich genoss noch einige Tage weiter die vornehme Gastfreundschaft des Herrn Herder.

      Dann verliess ich Freiburg, um mich nach Bad Nauheim bei Frankfurt am Main zu begeben. Ich wollte dort die wenigen Wochen vor meiner Abreise nach Island verbringen.

      In Nauheim lernte ich einen liebenswürdigen irischen Geistlichen kennen. Er hiess Jeremiah Ahern.

      Wir wurden bald so gute Freunde, dass er mich dringend bat, ihn auf meiner Rückreise von Island in seinem schönen Vaterlande zu besuchen.

      Da ich mit dem Versprechen etwas zögerte, wurde er eifrig.

      „Sind Sie schon einmal in Irland gewesen?“ fragte er.

      „Nein, noch nie.“

      „Ja, aber dann müssen Sie doch unbedingt hingehen, denn von allen Ländern Europas ist Irland eins der schönsten. Die ‚Grüne Erin‘ müssen Sie unbedingt sehen.“

      Da ich trotz dieses Lobes mich immer noch nicht entschliessen konnte, ein bestimmtes Versprechen zu geben, fuhr mein neuer Freund fort:

      „Sie kommen und wohnen bei mir, und ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Besuch in Irland nicht bereuen werden.“

      „In welchem Teil des Landes wohnen Sie?“ fragte ich ihn.

      „Nicht weit von Cork, in der schönen Gegend von Ballinspittel, nahe bei Kinsale, wo die berühmte Schlacht zwischen Engländern und Irländern stattfand.“

      Und dann fügte er noch hinzu: „Das alles werden Sie sehen. Und dann führe ich Sie im Auto herum und zeige Ihnen die schönsten Gegenden des Landes.“

      Es war schwer, diesem keltisch-feurigen Drängen zu widerstehen.

      Der freundliche Ire setzte mir so kräftig zu, dass ich ihm schliesslich versprach, ihn auf der Rückreise von Island zu besuchen, wenn die Umstände es erlauben würden.

      Bald darauf verliess ich Bad Nauheim und fuhr über Emmerich nach Holland, wo ich in ’s Heerenberg die letzten Vorbereitungen zur Islandreise treffen wollte.

      Dieses nette holländische Städtchen liegt unfern Emmerich in unmittelbarer Nähe der deutsch-holländischen Grenze, wie schon bemerkt. Von dort aus wollten wir unsere Nordlandfahrt antreten.

      Einige Tage später kam mein Reisegefährte denn auch zur festgesetzten Zeit an. Er war selbstverständlich immer noch in begeisterter Stimmung.

      6. Aufbruch. — Mit Viktor in dunkler Nacht quer durch Holland.

      Ein paar Tage blieben wir noch in ’s Heerenberg. Am 14. Juni aber brachen wir auf.

      Spät am Abend stiegen wir in Emmerich in einen prächtigen deutschen Zug ein, der uns während der Nacht quer durch ganz Holland führen sollte.

      Es gelang uns, nach einigem Suchen in der langen Wagenreihe ein unbesetztes Abteil für uns allein zu erhaschen. „Ein gutes Zeichen für einen angenehmen Verlauf der Reise!“ meinte Viktor.

      Gleich darauf wurde dem frischen Jungen zu seiner grossen Freude eine Überraschung zuteil, welche er als ein noch besseres glückverheissendes Zeichen ansehen wollte. Als wir nämlich in dem engen, aber prächtig ausgestatteten Raum Platz genommen hatten, schaute sich Viktor in der kleinen Behausung ein wenig um. Da wurde er zuerst auf einige schöne, grosse Photographien aufmerksam, welche an den Wänden zu sehen waren.

      „O, sind das schöne Bilder“, bemerkte er, „die da an den Wänden hängen! Die muss ich mir ansehen!“

      Er stand auf und wollte anfangen, die Unterschriften der Bilder zu lesen. Kaum aber hatte er sich dem Bilde zugewandt, das gerade seinem Platz gegenüber angebracht war, da stiess er einen Freudenschrei aus und starrte mit einer Miene, die starke innere Erregung erkennen liess, auf das Bild hin.

      Ich schaute ihn verwundert an. „Aber was ist denn los, Viktor?“ rief ich ihm endlich zu.

      Als Antwort streckte er den Arm nach dem Bilde aus und sagte mir nur das eine Wort: „Horb!“

      „Wie! Horb? Ist es Horb?“ rief auch ich nun aus, indem ich aufsprang. „Vielleicht hast du dich getäuscht.“

      Nun sah aber auch ich die Unterschrift des Bildes. Da stand wirklich deutlich gedruckt das Wort: „Horb am Neckar“, das süddeutsche Heimatstädtchen des jungen Viktor!

      Wir betrachteten nun beide das reizende Bild: ein niedliches süddeutsches Städtchen an einem Berg hinauf gebaut.

      „Ja, das ist Horb ...“, belehrte mich Viktor, „da wohne ich. Und hier ist unser Haus. ... Sie können es sehen. Da steht es....“

      Ich betrachtete das Bild eine gute Weile genau.

      „Wir wollen hoffen, dass auch das ein glückverheissendes Vorzeichen ist“, erwiderte ich.

      Allmählich kam Viktor wieder zur Ruhe.

      Unterdessen sauste der lange D-Zug mit unheimlicher Schnelligkeit durch die holländische Landschaft, die, obwohl flach wie eine Tischplatte, doch in ihren grossen Linien und mit ihrer Staffage eigenartig schön aussah. Saftiggrüne Wiesen, von zahllosen Kanälen durchschnitten, — und darauf bewegten sich wie dunkle Schatten unzählige Kühe von dem berühmten holländischen Schlage und belebten die Landschaft, andere hatten sich gelegt und ruhten aus von den Anstrengungen des Tages.

      Doch es wurde nach und nach so dunkel, dass man sich kein klares Bild mehr von der Landschaft machen konnte, die sich vor unsern gespannten Blicken wie ein Riesenteppich aufrollte. Es dauerte nicht lange, da hatten sich die undurchdringlichen Schatten der Nacht über die ganze Natur herabgesenkt, und wenn wir durch die Fenster schauten, sahen wir nichts als die dunkle geheimnisvolle Nacht....

      Der Zug aber raste wie ein langgestrecktes leuchtendes Ungeheuer unermüdlich und sicher durch die Finsternis — seinem fernen Ziele zu.

      So ging es mehrere Stunden lang. Endlich, kurz vor Mitternacht, bemerkten wir einen schwachen goldenen Schein, der von aussen durch die Fenster zu uns hereindrang.

      Ich stand auf, öffnete ein Fenster und schaute nach vorn.

      Der ganze Horizont vor uns erschien hell erleuchtet.

      Ich hörte Schritte im Wagengang. Es war ein Schaffner, der sich durch den Gang bewegte.

      „Was ist das für ein Schein dort vorne?“ rief ich ihn an.

      „Rotterdam ...“, erwiderte er mit einer kräftigen Bassstimme, indem er weiterschritt.

      Der Schein wurde immer heller. Wir kamen seinem Ursprung immer näher.

      Auf einmal flutete blendend weisses Licht durch alle Fenster. ... Unser Zug rollte schnaubend in den taghell beleuchteten Bahnhof von Rotterdam.

      Doch