Die Feuerinsel im Nordmeer. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711445747
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hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu machen: Ich bin bereit, einen der Jungen, die hier im Verlage erzogen und ausgebildet werden, mit Ihnen reisen zu lassen. Wollen Sie einen solchen Begleiter haben?“

      Ich war so erstaunt über dieses grosszügige Anerbieten, dass ich zuerst nicht recht wusste, was ich antworten sollte.

      Herr Herder merkte es und fuhr fort: „Von unserer Seite ist die Sache leicht. Es hängt nur von Ihnen ab, ob der Plan zur Wirklichkeit wird oder nicht.“

      „Es ist ja ein ausserordentlich liebenswürdiges Angebot von Ihnen“, antwortete ich. „Es kommt mir aber so unerwartet, dass ich für den Augenblick nicht weiss, ob ich ja oder nein sagen soll. Ich muss jedenfalls etwas darüber nachdenken, bevor ich eine bestimmte Antwort geben kann.“

      „Gut“, sagte Herr Herder, „dann können wir ja nach ein paar Tagen darauf zurückkommen. — Ich habe Ihnen diesen Vorschlag gemacht, weil ich meine, dass es für Sie angenehm sein würde, einen geweckten, frischen jungen Gesellschafter bei sich zu haben, einen kräftigen Jungen, der Ihnen auf der Reise auch in vielen Fällen zu Diensten sein könnte.“

      Nach einer kleinen Pause zog er seine Uhr und sagte:

      „Gerade jetzt sind alle Zöglinge beim Studium in ihrem Heim versammelt. Wenn Sie wollen, können wir beide dorthin gehen zu einem kleinen Besuch.“

      Eine halbe Stunde später waren wir in dem Zöglingsheim. Alle Jungen waren da, die grossen und die kleinen — eine prächtige Schar.

      Nachdem Herr Herder mich ihnen vorgestellt hatte, plauderten wir zwanglos eine kleine Weile mit den munteren Jungen.

      „Ich reise bald nach Island. Möchte einer von euch mit?“ fragte ich sie auf einmal alle zusammen wie zum Scherz.

      Da hätte man die leuchtenden Augen sehen sollen! Alle wollten mit, und ich bedauerte es, dass man nicht allen die Freude einer Islandreise gestatten konnte.

      Auf dem Heimweg griff Herr Herder wieder auf die Frage der Reisebegleitung zurück:

      „Um nun auf Ihren zukünftigen Reisebegleiter zurückzukommen, möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen: Ich selber werde einen der Zöglinge auswählen und ihn zu Ihrer Verfügung stellen, solange Sie mein Gast sind. Er wird Sie begleiten und sonst zu Diensten sein, so oft Sie ausgehen. Sie werden dann selber sehen, ob er Ihnen auch auf Ihrer Islandreise als Begleiter passen würde. Wenn nicht, so könnten wir es mit einem andern versuchen.“

      Es schien mir unbescheiden zu sein, so etwas anzunehmen. Doch meine Einwände halfen mir nichts. Und so musste ich diese liebenswürdige Aufmerksamkeit meines Gastgebers über mich ergehen lassen.

      Ich hatte nun die Freude, solange ich mich im Hause Herder aufhielt, einen gut erzogenen, geweckten, intelligenten und liebenswürdigen kleinen Adjutanten bei meinen Ausgängen mitnehmen zu dürfen.

      Dieser Junge hiess Viktor und war aus Horb, einem idyllischen Städtchen in Schwaben — also ein echter süddeutscher Junge. Er war gerade 16 Jahre alt geworden.

      Wir kamen während meines Freiburger Aufenthaltes so gut miteinander aus, dass ich mir kaum einen geeigneteren Begleiter auf meiner Islandreise denken konnte.

      Ich meldete also bald meinem Gastgeber, dass ich mit Viktor als zukünftigem Reisegefährten sehr zufrieden sein würde.

      So wurde bestimmt, dass Viktor mich auf meiner grossen Reise nach Island begleiten sollte, wenn er selber nichts dagegen habe.

      Als er dann kurz darauf in aller Form von Herrn Herder gefragt wurde, ob er mit dieser Abmachung einverstanden sei, konnte er seine überschäumende Freude kaum verbergen.

      Auch Viktors Eltern gaben freudig ihre Zustimmung.

      So war nun alles in Ordnung, die Fahrt Viktors in die nordische Zauberwelt war eine abgemachte Sache.

      Die Begeisterung des Jungen wird man leicht verstehen: er war noch nie ausserhalb seines engeren Vaterlandes gewesen, und nun wird ihm auf einmal eine Reise angeboten, die man fast eine Weltreise nennen könnte.

      4. Die Reise wird mit Viktor besprochen.

      Viktor suchte mich bald in meinem Zimmer auf und bat mich, ihm den Verlauf der Reise in grossen Zügen auseinandersetzen zu wollen.

      „Zuerst“, sagte ich ihm, „wirst du allein, ohne mich, dein eigenes Vaterland, das grosse Deutschland, durchqueren müssen, vom äussersten Süden bis hinauf zum äussersten Norden. Das allein schon wird für dich eine bedeutende und interessante Reise werden. Sie wird ungefähr zwei Tage in Anspruch nehmen. Am ersten Abend wirst du am besten in Köln übernachten, und am folgenden Tag fährst du von Köln weiter nach Norden bis zur holländischen Grenze. Dort werde ich auf dich warten.“

      „Wo soll ich aussteigen, wenn ich zur holländischen Grenze komme?“

      „In Emmerich, am Niederrhein. — Wir fahren dann im Auto nach dem nahen holländischen Städtchen ’s Heerenberg. Dort bleiben wir ein paar Tage zusammen, und von dort aus beginnt dann die eigentliche Reise.

      Zunächst fahren wir nach Rotterdam, quer durch ganz Holland.“

      „Und von Rotterdam?“

      „Von Rotterdam geht es weiter bis Hoek van Holland.“

      „Das liegt doch schon am Meer?“

      „Ganz richtig.“

      „Da werde ich also zum ersten Mal in meinem Leben das Meer sehen! ... Wird das ein Erlebnis sein!“

      „In Hoek van Holland gehen wir an Bord eines englischen Dampfers und fahren über den Kanal nach Harwich an der englischen Küste.“

      „Die erste Seereise in meinem Leben!“

      „Von Harwich geht es dann mit der Eisenbahn nach London.“

      „Ich soll auch London sehen!“ rief Viktor jubelnd aus. ... „Wie lange bleiben wir in London?“

      „Jetzt auf der Hinreise nur ein paar Tage. Wenn wir aber von Island zurückkehren, können wir uns noch einmal in London aufhalten, wohl länger als jetzt. Von London aus können wir dann Ausflüge machen, nach Oxford, Cambridge, und wohin wir sonst noch wollen.“

      „Wohin fahren wir auf der Hinreise von London aus?“

      „Wir fahren mit dem sogenannten ‚Flying Scotchman‘, das heisst, dem ‚Fliegenden Schottländer‘, einem englischen Blitzzug, nach Edinburg.“

      „Edinburg! Das soll sehr schön sein!“

      „Das will ich meinen! Ich bin schon zweimal dort gewesen und war jedesmal voll Bewunderung über die Schönheit dieser Stadt. Wir bleiben nur einen Tag in Edinburg. Dort besteigen wir einen hochmodernen isländischen Dampfer, der uns direkt nach Island bringen wird!“

      „Wir fahren also hinaus auf den Atlantischen Ozean? — Dann aber kommen wohl die Beschwerden und Strapazen?“

      „O nein, Viktor, nicht die Spur! Unser Dampfer heisst ‚Brúarfoss‘. Er ist bequem und pickfein in jeder Beziehung eingerichtet. Wir werden es während der Überfahrt von England nach Island sehr wahrscheinlich ebenso bequem und ruhig haben wie hier in diesem Zimmer.“

      „Und die Stürme? Oder gibt es keine auf dem Atlantischen Meere zwischen England und Island?“

      „Es kann dort furchtbare Stürme geben. Das hängt aber von der Jahreszeit ab. Unsere Seereise findet im Juni statt. Während dieser Jahreszeit ist das Meer dort gewöhnlich ruhig und blank wie ein Spiegel.“

      „Wie wird es aber werden, wenn wir im Herbst zurückkehren?“

      „Wenn wir im Herbst von Island zurückkehren, können wir allerdings möglicherweise starke Stürme erleben....“

      „Und wie wickelt sich die Reise nun weiter ab?“

      „Wir fahren also nach Island. Die Überfahrt wird etwa vier oder