Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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Geld«, versicherte er. »Keine Presse, keine Publicity, nichts in der Art. Es gab so viele kleine Unfälle, aber deinen musste ich miterleben. Ich wollte einfach nur wissen, wie du es überstanden hast. Ich trage zwar einen Zellaktivator ...« Er klopfte sich unters Schlüsselbein. »... aber ich bin immer noch ein Mensch. Mit Gefühlen. Und Interesse an anderen Menschen und ihrem Schicksal.«

      »Es geht mir gut. Und ich kann prima lügen.«

      Darüber musste er nachdenken.

      »Eigentlich fühle ich mich schrecklich«, ergänzte sie. »Ich schlucke tolle Schmerzmittel, und irgendein medizinisches Dingsda unterdrückt die Impulsweiterleitung der Nervenbahnen an mein Gehirn, sodass die Schmerzen erst gar nicht dort ankommen. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als ich nach dem Absturz im Gleiter lag. Mein Bein war ...« Sie winkte ab. »Ach, egal. Ich gebe zu, dein Besuch muntert mich auf. Darf ich dir eine Frage stellen?«

      »Nur zu!«

      »Es gibt etwas, das ich schon immer wissen wollte. Nicht nur diese Gruhna-Geschichte. Nämlich, wie es sich anfühlt, einen Zellaktivator im Körper zu tragen. Nicht, dass ich einen haben möchte – eine entsetzliche Vorstellung. Aber ... ich finde es interessant. Also erzähl mir davon, wenn es deine Zeit erlaubt.«

      Eigentlich blieb ihm die Zeit nicht. In einer Stunde stand eine Besprechung mit Gisso Appelles an, der Frau, der Adams zutraute, in dieser Krisenzeit die politische Führung der Menschheit zu übernehmen und sie hier – wo auch immer dieses Hier sein mochte – in die Zukunft zu führen.

      Aber Besprechungen, das lehrten ihn alle Erfahrungswerte als ältester lebender Terraner, konnten warten. »Gerne«, sagte er deshalb. »Lass mich nur vorher einen Tee für uns besorgen.«

      »Marsianische Fenchelminze, bitte, falls du es schaffst, welche aufzutreiben.«

      »Ich bevorzuge einen guten Earl Grey.«

      »Jeder hat seine Charakterschwächen. Geh nur, ich bleibe hier. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein, dass ich in der Zwischenzeit nicht weglaufe. Ich kann nicht.« Wieder deutete sie auf ihre Beine.

      Homer G. Adams verließ das Krankenzimmer und fragte sich, was soeben passiert war.

      *

      Adams stellte die Tasse ab. »Es ist Minze, immerhin. Als ich nach deinem speziellen Wunsch gefragt habe, teilte mir der Mesero – so heißen die hier tatsächlich, eine Abkürzung von Medo-Servo-Robot, nehme ich an – mit, dass dies kein Luxushotel sei. Und dass es keine Verbindung zum Mars mehr gäbe, um Nachschub zu ordern. Das Letzte sollte wohl ein Witz sein. Humor zu programmieren, ist schwierig.«

      »Ich wundere mich über dich«, sagte Amalia.

      »Ja?«

      »Es heißt, du wärst eher wortkarg.«

      »So?«

      »Über prominente Leute wie dich kursieren viele Behauptungen, und die meisten widersprechen einander.« Sie nahm das Getränk. »Danke, übrigens. Wahrscheinlich wurde dein Wunsch im Gegensatz zu meinem erfüllt?«

      Er roch an seiner Tasse. »Earl Grey. Aber nicht gerade herausragende Qualität.«

      »Tja«, sagte sie. »Ich glaube, ehe du mir erzählst, wie es sich anfühlt, einen Zellaktivator zu tragen, wäre ich froh, von dir ein paar Dinge aus erster Hand zu erfahren. Du hast ein gutes Stichwort gegeben: Es gibt keine Verbindung mehr zum Mars. Gershwin, was ist da draußen los?«

      Er dachte nach, weil ihm jede schnelle Antwort zu billig erschien. Hin und wieder musste er in den Medien Stellungnahmen abgeben, wobei er dabei den Wortlaut der offiziellen Regierungsverlautbarungen virtuos beherrschte. Aber diese Floskeln kannte diese erstaunliche Frau namens Amalia Serran aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls.

      Er nippte an seinem Tee. Er war zu heiß. »Eines vorweg: Ein Zellaktivator verhindert nicht, dass man sich die Lippen verbrennt.«

      »Du bist witzig«, sagte sie. »Und so viele Behauptungen über dich auch kursieren, von Humor als Eigenschaft des großen Homer G. Adams habe ich noch nie etwas gelesen.«

      »Ich fühle mich gar nicht, als wäre ich irgendein historischer Fakt«, meinte er. »Ich komme mir sehr gegenwärtig vor.« Und ziemlich lebendig, seit ich dieses Krankenzimmer betreten habe.

      »Wie gesagt, du bist witzig. Aber zurück zur Sache, Gershwin – was ist da draußen los?«

      »Terra befindet sich noch im Solsystem«, sagte Adams, »daran kann kein Zweifel bestehen. Allerdings ist ebenso sicher, dass es sich nicht um unser Solsystem handelt.«

      »Also ein Paralleluniversum?«

      Über diese naheliegende Vermutung zerbrachen sich die klügsten Leute der Menschheit – zumindest diejenigen, die sich noch auf Terra oder Luna aufhielten – seit zwei Wochen den Kopf. Seit dem CEE, dem Change-Everything-Event, das den Planeten und seinen Mond ... versetzt hatte. Ihr Ergebnis brachten sie überraschend einmütig vor.

      »Nein«, sagte Adams. »Kein Paralleluniversum.«

      »Aha«, machte Amalia. »Sondern?«

      »Wenn wir das nur wüssten.«

      Sie schwiegen kurz, tranken Tee, dachten nach. »Wieso kein Paralleluniversum?«, fragte sie. »Ich meine ... wie will jemand das entscheiden?«

      »Es gibt vor allem ein Anzeichen dafür. Einen Beweis. Kennst du dich aus mit der Theorie und Geschichte von Paralleluniversen?«

      Sie lächelte. »Du fragst mich Dinge, die nie zuvor jemand von mir wissen wollte.«

      »Und?«

      Sie verneinte. »Ich bin ein ganz normaler Mensch, weißt du? Nicht wie du.«

      Er fühlte den Drang zu widersprechen, verkniff es sich aber. »Wenn man in ein Paralleluniversum wechselt, kommt es zu Strangeness-Effekten. Es dreht sich dabei um eine veränderte Grundkonstante, die wir Strangeness nennen und die wir vor allem fühlen können – je fremder ein Universum, desto ...« Er überlegte, wie er es ausdrücken sollte; mit wissenschaftlich korrekten Termini könnte Amalia womöglich nicht viel anfangen.

      »Desto mehr haut es einen aus den Socken?«, schlug sie vor.

      »Gut ausgedrückt, ja.«

      »Und die erhöhte Hyperimpedanz weist nicht auf ein Paralleluniversum hin?«

      »Absolut nicht. Eine Erhöhung der Hyperimpedanz ist schließlich auch im Einstein-Universum aufgetreten, vor ein paar hundert Jahren.«

      »Klingt, als ob das für dich ein überschaubarer Zeitraum wäre. Für mich sind das Generationen. Ich kann meinen Familienstammbaum gar nicht so weit zurückverfolgen.«

      Er hob die Schultern. »Überschaubar würde ich es nicht nennen. Hör zu, obwohl wir nicht viel über den Bereich wissen, in dem wir uns nun befinden, steht fest, dass es keine von unserer eigenen abweichende Strangeness gibt. Wir halten uns nicht in einem Paralleluniversum auf. Aber die Wissenschaftler glauben auch nicht, dass dies nach wie vor unser angestammtes Universum ist, also das Einstein-Universum.«

      »Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Amalia. »Wir sind weder zu Hause noch irgendwo sonst?«

      »So sieht es aus, ja.«

      »Wenn es nur um mich ginge, würde ich sagen, ich bin tot und nun in einem anderen Gefilde. Aber hat man je gehört, dass ein ganzer Planet samt seines Mondes und der nicht gerade kleinen Bevölkerung stirbt, ohne es zu bemerken?«

      »Hat man nicht«, sagte Adams, »und daran glaube ich auch nicht.«

      »Also geht es um Glaube statt um Wissenschaft und Hyperphysik?«

      »Vielleicht ja um beides.« Er wunderte sich selbst über diesen Satz, der seinen Mund entschlüpft war, ohne dass er darüber nachgedacht hatte. »Wobei dem, was mit der Erde passiert ist, nichts Mystisches anhaftet, davon bin ich überzeugt. Wir brauchen keinen Parapsychologen, um Antworten zu