Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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rief einer der Tefroder und griff nach dem Mosaik.

      Sujete schob sich wie zufällig dazwischen. »Was habt ihr vor?«, fragte sie mühsam beherrscht.

      Telkoltar trat vor Sujete. »Wieso interessiert dich das? Geh aus dem Weg!«

      »Ataad ist mein Freund«, beharrte Sujete. »Ich unterstütze ihn.«

      Überrascht ruckte Ataads Blick zu ihr. Bisher hatte Sujete ihn noch nie als Freund bezeichnet, und sie musste selbst zugeben, dass es vielleicht übertrieben war. Sie hatten sich gerade erst kennengelernt, für eine echte Freundschaft fehlte die Zeit.

      »Dann solltest du dich von deinem Freund verabschieden«, sagte Telkoltar. »Er geht mit uns!«

      Voller Verzweiflung blickte Sujete erst zu Ataad, dann zu Telkoltar und am Ende zu dem Tefroder, der einen Strahler an der Hüfte trug. Im Moment hatte er ihn nicht gezogen, aber wenn sie weiter Widerstand leistete, würde er sicher seinen Worten Nachdruck verleihen.

      »Das geht alles ein wenig schnell, oder?«, mischte sich der Mann in der Borduniform ein.

      Sujete war verwirrt, was man ihr wohl ansah.

      »Prep Ykraus«, stellte er sich vor. »Sicherheitschef der STELLARIS.« Er wandte sich an Telkoltar. »Ihr seid eben erst angekommen, mit einem gerade ausgestellten Haftbefehl. Und ihr wollt einfach einen meiner Passagiere mitnehmen?«

      Telkoltar setzte eine übertrieben freundliche Miene auf. »Du hast gesehen, dass alles seine Richtigkeit hat. Bitte steh uns nicht weiter im Weg!«

      Ykraus atmete tief ein, behielt jedoch seine Beherrschung.

      Bevor der Sicherheitschef etwas sagen konnte, sprach Sujete Telkoltar an. »Ich will kurz mit ihm reden«, verlangte sie und zeigte auf den Mosaik.

      Nach einem Moment des Zögerns erlaubte der Gesandte des Barniters das Gespräch mit einer wegwerfenden Bewegung. Ohne sich noch einmal bitten zu lassen, ergriff Sujete Ataad am Arm und zog ihn mit sich.

      In einer Ecke beugte sie sich zu ihm. »Also, was machen wir?«

      »Ich will auf keinen Fall mitgehen!«

      »Das weiß ich, aber die beiden sehen nicht so aus, als würden sie zurückstecken. Der Barniter wird nicht auf deine Fähigkeiten verzichten. Du wirst weiter für ihn alles Mögliche berechnen müssen.«

      »Aber jeder Mosaik kann das«, sagte Ataad. »Ich bin ...«

      »Was?«, unterbrach Sujete ihn. Ataad hatte davon gesprochen, dass die Mosaik schon vor Jahrtausenden künstliche Bauteile in ihren Körper aufgenommen hatten. Aber bisher hatte Sujete nicht so richtig verstanden, was das bedeutete.

      »Jeder Mosaik hat einige positronische Bauteile in seinem Körper«, erläuterte Ataad. »Es ist nichts Besonderes.«

      »Dann könnte jeder Mosaik deine Aufgaben erledigen?«

      Ataad bestätigte.

      »Und wenn es nur ein paar deiner Glieder wären? Könnten sie dann dieselbe Aufgabe erfüllen? Wie das Plasma in einem Posbi?«

      Der Mosaik schüttelte den Kopf. »Je weniger Glieder verbunden sind, umso dümmer wird die Verbindung.« Er hob seine Hand. »Mein Arm wäre nur so klug wie ein Haustier. Das würde dem Barniter nicht helfen, egal wie leistungsfähig die Positronik auch wäre. Er braucht meine Kreativität mit seinen Geschäftszahlen.«

      Fieberhaft dachte Sujete nach. Sie spürte, dass sie einer Lösung des Problems ganz nahe war. Sie konnte sie nur nicht greifen. »Und wenn ein paar Mosaik einfach eine gewisse Menge ihrer Glieder abgeben würden?«

      Ataad schwieg. Erst einige Augenblicke später antwortete er. »Es ist nicht so einfach. Jedes Glied trägt einen Teil der Persönlichkeit, Erinnerungen an die alte Verbindung.«

      »Können sich Glieder zu einer neuen Verbindung zusammenschließen und deine Aufgabe bei Marlh-D4 erfüllen?«

      »Sicher, aber was hilft das?«

      Ein breites Lächeln erschien auf Sujetes Lippen. »Was wäre, wenn es nicht die Glieder von zwei Mosaik wären, sondern die winzigen Mengen von Hunderten von Mosaik? So gering, dass es die gegebenen Verbindungen gar nicht bemerken?«

      »Das könnte funktionieren«, flüsterte Ataad. »Es ist eine alte Tradition unter uns. Die Schuld. Wenn ein Mosaik einen Fehler begangen hat, kann er einen Teil seiner selbst als Wiedergutmachung abgeben. Heutzutage wenden wir diese Praxis nicht mehr sehr häufig an. In Legenden wird sie als ehrenvoll bezeichnet, weil ein Mosaik damit Erinnerungen und Erfahrungen mit einem anderen teilen kann. Man schenkt einem anderen einen Teil seiner selbst. Ein paar Habitate greifen noch darauf zurück.«

      »Dann ist der Austausch von Gliedern eine Möglichkeit?«

      Ataad blickte sie aus seinen strahlend blauen Augen an. »Es ist der Kern unserer größten Legende.«

      Neugierde meldete sich in Sujete. »Erzähl!«

      »Die Legende ist so alt, dass niemand weiß, ob sie noch auf unserer Heimatwelt geschah oder in einem der Habitate. Lamak und Tolherda waren zwei große Kämpfer. Sie bekämpften sich auf einer Insel und zerstörten so viele Glieder voneinander, dass sie ihre eigene Identität vergaßen. Die verbliebenen beiden Mosaik, die nicht viel intelligenter als Tiere waren, vereinigten sich zu einem neuen Mosaik, Laherda.«

      »Vielen Dank!« Sujete erinnerte sich an Legenden unter den Menschen, dass auch bei ihnen die Geschlechter vereint waren und von den Göttern getrennt wurden. Aber bei den Mosaik funktionierte diese Vereinigung immer noch.

      Was sie wohl empfinden bei so einer Vereinigung?, überlegte Sujete.

      »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte Ataad leise, nachdenklich.

      »Was meinst du?«

      Ataad regte sich nicht. Wie versteinert schaute der Mosaik an ihr vorbei. Dann erst antwortete er: »Ich gehöre einer der großen Vereinigungen meiner Heimat an. Der Vereinigung Xi. Viele Mosaik schulden uns ein paar Glieder.«

      »Du willst die Schulden eintreiben?«

      In einer menschlichen Geste nickte Ataad. »Es wäre eine Möglichkeit.«

      »Du hast ein schlechtes Gewissen dabei?«

      »Gewissen?« Ataad legte eine Pause ein. »Ich habe davon gehört, dass ihr Lemurerabkömmlinge so etwas habt. Ich verstehe eure Regeln, um zusammenzuleben. Eine solche Regel haben wir auch. Wir wollen nicht, dass es den neuen Mosaik schlecht geht. Ich bin mir nicht sicher, ob es dem neuen Mosaik bei Marlh-D4 nicht auch so geht wie mir.«

      »Er darf nicht zu lange da bleiben.«

      Ataad schwieg wieder. Dann endlich murmelte er ein »Ja«.

      Sujete drehte sich um. Zielstrebig ging sie auf Telkoltar zu. »Ich will mit Marlh-D4 sprechen!«

      Der Gesandte schnaubte verächtlich. »Ich bin nicht an Komplikationen interessiert. Mein Auftrag ist es, Ataad Xi zu Marlh-D4 zu bringen.«

      »Und wenn du dann schuld wärst, dass Marlh-D4 ein riesiger Gewinn durch die Lappen geht? Meinst du nicht, dass dein Auftraggeber mehr daran interessiert ist, Geld zu verdienen als an der Ausführung irgendwelcher Regeln?«

      Sinnierend blickte Telkoltar auf Ataad.

      Er muss darauf eingehen, dachte Sujete. Er hat gar keine andere Wahl.

      »Was ist dein Angebot?«, fragte Telkoltar.

      »Jemand anderes kann den Vertrag von Ataad übernehmen. Marlh-D4 sollte aber zustimmen. Und das ist nicht der einzige Vorteil. Es wird nicht zu seinem Nachteil sein.«

      »Und deshalb soll Marlh-D4 mit dir reden? Glaubst du, er hat so viel Zeit? Ataad soll seinen Vertrag einhalten!«

      »Wie gesagt, Marlh-D4 wird einen Vorteil davon haben. Und du hast ihm das Geschäft vermittelt!«

      In Telkoltars Gesicht arbeitete es. Sujete sah ihm an, dass er dem Barniter