es wurde dir beschieden.
Du triumphierst und jubelst laut:
jetzt hab ich endlich Frieden!
Ach, Freundchen, rede nicht so wild,
Bezähme deine Zunge!
Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,
kriegt augenblicklich Junge.
Depression und Burnout durch die Entstehung eines Minusgeschäfts
Minusgeschäfte führen langfristig zu depressiven Reaktionen und sind oft der Auslöser für ein Burnout. Ein Burnout entsteht dabei selten allein durch eine chronische Überforderung. Viele Menschen sind in der Lage, über weite Strecken übermäßig viel zu arbeiten, solange die Arbeit einem sinnvollen Ziel dient. Geht dieses Ziel verloren oder zeigt sich, dass es unerreichbar wird, besteht die Gefahr, in eine Depression zu rauschen.
Der Patient, ein Mann Anfang vierzig, leidet unter schweren Depressionen. Er gilt als arbeitsunfähig und kann sich zu nichts aufraffen. Es ergibt sich die folgende Lebensgeschichte. Sein älterer Bruder hat zwölf Jahre zuvor ein Unternehmen gegründet. Nach kurzer Zeit wächst dem Älteren die Arbeit über den Kopf, und er bietet seinem jüngeren Bruder an, in den Betrieb einzusteigen und ihn mit ihm gemeinsam zu führen. Die Firma entwickelt sich zu einem größeren mittelständischen Unternehmen. Der Ältere kümmert sich um die Verwaltung und die Geschäftsführung, der Jüngere ist mit dem Überwachen der Produktion betraut. Der Patient berichtet, dass er über die zwölf Jahre bis zu 70 Stunden in der Woche gearbeitet und keinen einzigen Urlaub genommen hat. In seiner wenigen Freizeit hat er über viele Jahre stilvoll ein auf dem Firmengelände gelegenes altes Fachwerkhaus renoviert, in das er mit seiner Lebensgefährtin einziehen will. Als das Haus nahezu fertig ist und das Unternehmen gute Gewinne einfährt, er also die Früchte der Arbeit ernten könnte, verwüstet ein schwerer Brand große Teile der Firmengebäude. Auch das Fachwerkhaus des Patienten geht in Flammen auf. Wie sich nun herausstellt, sind die zerstörten Gebäude unterversichert, sodass der entstandene Schaden nicht ausreichend ausgeglichen wird. Die Firma steht vor der Pleite und das angesparte Vermögen hat sich in Rauch aufgelöst. Die mühsame Renovierung des Fachwerkhauses war umsonst.
Da die administrative Führung des Unternehmens und somit auch die Versicherung der Gebäude in der Verantwortung des älteren Bruders liegen und dieser es offenbar versäumt hat, die Versicherungssumme in Anpassung an den Wertzuwachs der Gebäude anzugleichen, macht der Jüngere dem Älteren nun schwere Vorwürfe. Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern. Während dieses Streits erinnert sich der Ältere, wer der eigentliche Besitzer der Firma ist. Tatsächlich ist der Jüngere kurz nach der Gründung des Unternehmens eingestiegen, die Rechts- und Besitzverhältnisse sind jedoch nicht entsprechend angepasst worden. Man war der Meinung, innerhalb der Familie wäre das nicht notwendig, und man könnte sich erst einmal die Notarkosten, die eine Anpassung mit sich brächte, sparen. Später wurde über das Thema nicht mehr geredet. Kurzerhand kündigt nun der Ältere dem Jüngeren die Zusammenarbeit.
Wenn man durch die Fehlhandlung eines anderen um den Lohn seiner jahrelangen Arbeit gebracht wird, entstehen verständlicherweise Aggressionen. Verweigert einem der andere den Ausgleich des Schadens, entwickeln sich Bestrafungswünsche. Wird man nun auch noch ungerecht behandelt, so als wäre man selbst der Schuldige, und von dem Schädiger erniedrigt, dadurch dass dieser einen hinauswirft, entwickeln sich die Aggressionen zu Gewaltfantasien. Kann man den anderen nicht haftbar machen, und kann sich die Aggression nicht ausleben, ist der Weg frei für die Depression.
In dem beschriebenen Fall spielt die Mutter der beiden Brüder eine wichtige Rolle. Während der Jüngere Impulse verspürt, dem Älteren an die Gurgel zu gehen, will die Mutter keinen Streit zwischen ihren Söhnen. Sie besteht darauf, dass beide wie bisher jeden zweiten Sonntag bei ihr zum Essen erscheinen sowie zu bestimmten Feiertagen und Familienfesten anwesend sind. Dieser Forderung fügt sich der jüngere Bruder. So sitzt er am Tisch der Mutter dem Älteren schräg gegenüber und versucht das Essen in sich hineinzuwürgen.
Typische Konstellationen in denen Minusgeschäfte entstehen
Es gibt mehrere Varianten, auf die oben beschriebene Weise ein Minusgeschäft zu machen. Die Mitarbeit in einem Unternehmen ohne gesicherte rechtliche Beteiligung gibt es in manchen Familienunternehmen. Der Sohn oder die Tochter wird animiert, sich in dem elterlichen Betrieb zu engagieren, ohne dass vertraglich garantiert ist, dass er ihm/ihr später einmal überschrieben wird. Kommt es nach jahrelangem Engagement dann zum Streit und zu einer Trennung, und der Betrieb wird an einen Dritten verkauft, ist der geleistete Einsatz verloren und das Minusgeschäft vollzogen.
Ähnliches kann sich zwischen Paaren und Freunden ereignen, die gemeinsam ein Geschäft betreiben. Die Partnerin, die ihrem Mann bei der Diplomarbeit hilft, ihn durch die Prüfung lotst, ihn dann zur Selbstständigkeit ermutigt und ihm die Buchführung macht, in der Firma einspringt, wenn Not am Mann ist, ihm den Rücken freihält und ihn versorgt, aber keine Beteiligung an dem Unternehmen erhält, stellt irgendwann fest, dass er sich aus der Beziehung löst, weil er eine andere hat. Da sie selbst keine Anteile an dem Unternehmen hält und der Mann einen für ihn günstigen Ehevertrag gemacht hat, sind ihre gesamten Investitionen verloren. Sie fühlt sich betrogen, kann aber ihre Rechte nicht durchsetzen und reagiert mit Verbitterung und Depression.
Wenn ein tatkräftiger Mann die Tochter einer verwitweten Bäuerin heiratet und den seit dem Tod des Bauern heruntergekommenen Hof wieder in Ordnung bringt, erwartet er eine angemessene Gegenleistung. Nach einigen Jahren trifft er eine Entscheidung, als wäre der Hof sein eigen, worauf die Schwiegermutter die Entscheidung wieder rückgängig macht und ihm damit signalisiert, dass ihm gar nichts gehört. Gibt es dann noch Probleme in der Ehe und der Ehemann muss feststellen, dass die Ehefrau nicht auf seiner Seite steht, droht die geleistete Investition verloren zu gehen. Der Mann kann seine Aggressionen gegen die Schwiegermutter schwer ausleben, denn dann würde das Minusgeschäft Realität werden. Die Aggressionen wenden sich dann oft gegen die eigene Person, und es beginnt zum Beispiel das Saufen.
Derartige Konstellationen finden wir auch da, wo ein Elternpaar der jüngsten Tochter verspricht, dass sie das Haus erben wird, wenn sie bereit ist, sie zu pflegen. Wenn sich nach Jahren Spannungen zwischen den Eltern und der Tochter und ihrer eigenen Familie ergeben, drohen die Investitionen verloren zu gehen, denn es besteht kein Vertragsverhältnis zwischen den Eltern und der Tochter, das die Übergabe des Hauses regelt. Oft vergrößert das die Spannungen zwischen den Parteien, da die Eltern das Erbe als Druckmittel einsetzen. Wenn sie dann versterben und die Tochter feststellen muss, dass das Haus anders vererbt oder der Kirche überschrieben wurde, entsteht das Bedürfnis, sich an den Eltern zu rächen. Da man sie aber schlecht wieder ausgraben kann, wird die Aggression gestaut und endet in Verbitterung und Depression.
Fehlende Selbstwirksamkeit und Minusgeschäfte
Das Konzept der Minusgeschäfte könnte da als unpassend gesehen werden, wo Personen ohne großes Zutun alles bekommen, was sie sich wünschen, wie es bei verwöhnten Kindern oder Kindern reicher Leute der Fall ist. Gerade bei diesen Kindern entwickeln sich im späteren Leben oft Depressionen.
Um dies zu verstehen, ist es hilfreich, sich noch einmal klarzumachen, was genau die Natur mit einem Gefühl der Befriedigung und Freude belohnt. Es ist die Erfahrung, dass eine Aktion, die wir vollziehen, einen positiven Effekt nach sich zieht. In diesem Fall empfindet man sich als selbstwirksam, mit anderen Worten in der Lage zu bewirken, dass eine Handlung ein positives Ergebnis zur Folge hat. Wie schon erwähnt, reagieren Kinder mit Aggression auf die Hilfe von Erwachsenen bei Aufgaben, die sie alleine bewältigen können. Das vom Vater zusammengebaute Lego-Haus oder die fertig gekaufte, schon angezogene Puppe besitzen weniger Wert als das selbstgebaute Haus oder die Puppe, die man selbst anziehen muss. Ein Kind möchte sich als wirksam erfahren, und sei es dadurch, dass es die Eltern nervt. Kinder, die alles bekommen,