Im Nachhinein vermute ich, dass er noch nicht einmal schwimmen konnte – daher die Schwimmweste. Ich war auf einen Hochstapler hereingefallen. Damals lag ich eine ganze Nacht wach, wägte alles ab, zermarterte mir mein Hirn und konnte und wollte nicht wahrhaben, was geschehen war und vor allem, wie dumm ich gewesen war. Aber konnte ich das ahnen? Wenn mich jemand fragt, ob ich mit ihm auf einem Kamel durch eine Wüste reiten möchte, gehe ich doch nicht davon aus, dass der Kerl noch nie in seinem Leben auf einem Kamel gesessen hat und noch nie in einer Wüste war. Nach langem Grübeln war klar, dass ich diese Tour nicht allein fortsetzen wollte. Das Risiko war nicht kalkulierbar und meine Angst vor Krokodilen zu hoch. Es sollte nicht sein. Damals kam ich mir feige vor, wie ein Versager. Im Nachhinein war es mutig, die Tour abzubrechen. Für mich gehört ungeheure Größe dazu, Niederlagen einstecken zu können.
Zwei große Touren hintereinander waren also gescheitert, und ein drittes Scheitern hätte mich in ein ziemliches Tal geworfen. Zu häufiges Scheitern birgt die Gefahr in sich, wie ein Träumer, oder gar wie ein Idiot dazustehen. Dann schaltet irgendwann der Schalter um, die Angst vor dem Scheitern gewinnt die Oberhand und Träume werden nicht mehr zu Ende geträumt. Jeder Traum, jede Möglichkeit birgt immer auch das Risiko der Niederlage in sich. Gleichzeitig ist es immer leicht, Mut zu zeigen, wenn am Ende eine Belohnung wartet.
Und deshalb liege ich jetzt in meinem Zelt und bin unendlich dankbar, dass dieses Abenteuer – zumindest im Moment – einen phänomenal guten Verlauf nimmt, dass mich ein echter Freund begleitet, auf den Verlass ist, dessen Stimmung fast immer positiv und der ein echter Wassermensch ist. Wie wenig Raum unsere Bretter einnehmen, wenn wir über dieses gewaltige Meer SUPen. Und doch stünden uns Millionen von Biskaya-Quadratkilometern zur Verfügung.
Manchmal bin ich dem Meer unendlich dankbar, dass es uns passieren lässt, dass es uns trägt, erträgt. Wir hinterlassen keine Spur, müssen uns nicht einordnen, haben nur den Rhythmus unserer Paddelschläge. Alle drei Meter stechen wir zu, hinterlassen kurze Wirbel, wechseln alle paar Schläge die Seite und gleiten permanent einem fast heiligen Ziel entgegen. Noch 100.000-mal – dann sind wir da.
Anfangs empfand ich unsere Langsamkeit als resignierend. Ich tröstete mich damit, dass ich immerhin schneller bin als ein Spaziergänger. Aber langsamer als ein Jogger. Mittlerweile spüre ich, dass unser Schneckentempo hilft, präsent voranzukommen. Wir benötigen keine Eingewöhnungszeit wie nach langen Flügen oder Autofahrten. Wir steigen an Land und sind da. Als gehörten wir schon immer dorthin.
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