DIE MINE. Tim Curran. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tim Curran
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354159
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GEFALLEN!«

      Nichts als Stille. Im tiefsten Innern war er sich jedoch fast sicher, dass er ein dumpfes Lachen hörte, wie das eines Kindes, das einen Streich spielte. Aber das bildete er sich nur ein. Dann, hinten beim Frontlader, startete einer der Lastwagen.

      Kapitel 4

      »Also, wie lange, denkst du, lässt uns der alte Dippidi-Dew hier warten, während er die verdammten Kipplaster da unten abzählt?«, fragte Jerry und schaute sich die Unterlagen auf dem Schreibtisch an, bei welchen es sich hauptsächlich um Lohnabzüge handelte.

      Woody saß am Rand des Schreibtischs und seufzte. »Du kennst doch Dew. Er macht keine halbgewalkten Sachen. Er hat einen Anruf bekommen, hier hochzukommen, und niemanden angetroffen; der hört nicht auf, bis er nicht ganz genau herausgefunden hat, was los ist. Selbst, wenn die großen Jungs hier ankommen …«

      »Falls sie ankommen«, warf Jerry ein.

      »… wenn sie ankommen, wird er nicht davon ablassen. Er wird diesen Teppich ausklopfen, bis der ganze Schmutz herausgefallen ist.«

      Jerry pfiff durch die Zähne. »Mann, ich mag den Vergleich. Wenn es je einen Polizisten gegeben hat, der ein menschlicher Putzteufel war, dann der alte Dew.«

      »Ich meine, er ist gründlich. Wenn dir etwas passieren würde, würdest du nicht auch wollen, dass er deinen Fall übernimmt? Er gibt niemals auf.«

      »Ich bezweifle ja nicht, dass er ein guter Polizist ist«, sagte Jerry. »Was ich nicht an ihm mag, ist, dass er uns jedes Mal, wenn wir etwas entdecken, zurücklässt. Als wären wir Pfadfinder und er der Truppführer, der über uns wacht. Wir sind auch Polizisten. Es ist genauso unser Job, herumzuschnüffeln. Wir sollten mit ihm da unten sein, statt hier zum Fenster hinauszusehen.«

      Woody seufzte wieder. Jerry war schon manchmal ein vernünftiger Kerl, aber nicht jetzt. Wenn er unter Stress stand, fing er an zu jammern und zu stöhnen, zu nölen und zu mosern wie eine alte Frau.

      »Dew ist die Sorte Kerl, die von der Front führt«, erklärte er Jerry. »Er würde uns keiner Gefahr aussetzen, der er sich nicht zuerst gestellt hat.«

      »Junge, du verehrst den Kerl ja richtig.«

      »Es geht nicht um Verehrung, Jer. Man nennt das Respekt.«

      »Respekt, sagt er. Scheiße.«

      Woody ging nicht darauf ein. »Dew ist seit über dreißig Jahren Polizist, Mann. Er kennt den Mist. Warum lässt du nicht mal von ihm ab und lernst von ihm?«

      Jerry kicherte. »Das sollte ich wohl, denn es geht um R-E-S-P-E-K-T, nicht wahr?«

      Woody ignorierte auch das.

      Jerry dachte an sein Mädchen. An Frühstück im Bett mit Marianna. Woody dachte bei sich, dass er auch mies drauf wäre, wenn er hierfür darauf verzichten müsste, mit diesem Mädchen im Heu herumzutollen. Sie war groß und dunkelhäutig, Beine bis zum Hals. Diese dunklen Augen, die glatte, olivfarbene, italienische Haut. Und lasst uns nicht diese Titten vergessen. Gott, die waren echt etwas Besonderes. Wie kam es nur, dass Mistkerle wie Jerry immer die heißesten Freundinnen abbekamen?

      Wie erwartet, sagte Jerry: »Du bist ziemlich dicke mit dem alten Dew, oder?«

      »Klar, wir sind an der Hüfte zusammengewachsen.«

      »Darauf würde ich wetten. Würde mich nicht wundern, wenn er dich zum Untersheriff macht, jetzt, wo Frank in Pension geht.«

      »Oh, das bezweifle ich.«

      Jerry schnaubte und lachte hohl. »Oh, ich bezweifle es nicht. Du und Dew, ihr seid richtig eng. Verdammt eng. Nicht, dass das schlimm wäre. Wenn ich das könnte, würde ich ihm auch in den Arsch kriechen, aber darin bin ich nicht so gut.«

      Nein, bist du nicht, dachte Woody. Wenn man es genau nimmt, bist du in gar nichts gut.

      »Zwischen mir und Dew stimmt die Chemie einfach nicht. Absolut nicht. Außerdem bringe ich es nicht über mich, seinen Schwanz zu lutschen, nur um eine Beförderung zu bekommen.«

      Ah, jetzt wurde es klar: Eifersucht. Das war der Kern der Sache. Woody war sich bewusst, dass dies schnell in einem Streit enden konnte, aber das würde er nicht zulassen. Er musste ihn ablenken und das funktionierte bei Jerry nur auf eine Weise.

      »Ich mag Dew. Er ist in Ordnung und ich brauche ein Vorbild.« Woody zwinkerte ihm zu. »Aber ich habe auch keine Supermodelfreundin wie Marianna.«

      »Du hörst besser auf, dich um meine Freundin zu kümmern.«

      »Ich ziehe dich nur auf.«

      »Du erzählst immer Scheiße über sie.«

      Woody starrte ihn an. »Hör damit auf, Jerry, okay? Hör einfach auf. Ich habe noch nie irgendetwas Respektloses über deine Freundin gesagt und das weißt du ganz genau. Ich habe einen Witz gemacht. Also sei kein Arsch.«

      »Scheiße.«

      Jerry war nervös. Dieser Ort machte ihn fertig und er reagierte darauf auf die einzige Art und Weise, die er kannte: indem er ein Arschloch war. Woody wusste, dass er ihn ignorieren musste, denn sonst würde Jerry weiter Scheiße erzählen, bis er die Reaktion bekam, die er haben wollte; seinen Partner anpissen, damit er nicht mehr der Einzige war, dem es schlecht ging. Würde zu bewahren, wenn er unter Beschuss stand, war nicht Jerrys Stärke.

      »Warte einfach ab«, sagte er zu ihm.

      »Scheiße«, sagte Jerry noch einmal.

      Aber es ließ ihn dennoch verstummen. Immerhin. Es gab Dinge in der Welt, die sich einfach nicht mit Geld aufwiegen ließen.

      Aus irgendeinem Grund konnte Woody den Blick nicht von der verschlossenen Tür am anderen Ende des Raums abwenden. Als er das erste Mal versucht hatte, sie zu öffnen, hätte er schwören können, dass sich der Knauf hatte drehen lassen, und zwar einfach … kurz bevor er sich verklemmt hatte. Fast, als hätte ihn jemand auf der anderen Seite festgehalten.

      Oh, fang jetzt nicht auch noch mit diesem Mist an, mahnte er sich.

      Dennoch wollte er dort hinübergehen und es noch einmal probieren. Aber, wenn er das tat, würde Jerry bemerken, dass er sich deswegen Sorgen machte.

      Jerry stand auf. Er ging die paar Schritte bis zum Fenster und sah hinaus. »Wo zur Hölle ist er hin?«

      Woody sah hinaus. Die Laster standen in Reih und Glied, aber Dew war nicht zu sehen. Das hatte nichts zu bedeuten. Der Parkplatz da unten war riesig.

      »Vielleicht sollten wir nach ihm sehen«, sagte Jerry. »Vielleicht ist etwas passiert.«

      »Er ist erst seit zehn Minuten dort. Entspann dich.«

      Aber Jerry entspannte sich nicht und Woody auch nicht. Dew würde es nicht mögen, wenn sie nicht genau das taten, was er ihnen gesagt hatte … aber dennoch, was, wenn etwas passiert war? Woody schob den Gedanken beiseite. Oder versuchte es zumindest. Etwas war den Leuten hier zugestoßen. Und dieses mysteriöse Etwas könnte auch Dew zugestoßen sein. Er schüttelte den Kopf. Es brauchte schon einen höllischen Spuk, um diesen Kerl zu erwischen. Warum hatte er das gerade gedacht? Spuk? Warum dieses Wort? Er seufzte erneut und wartete weiter ab.

      Jerry konnte nicht still sitzen. »Dieser Ort macht mich fertig.« Er zog sein Motorola hervor. »Dew? Hier ist Jerry, bist du da?«, sagte er, seine Stimme so angespannt, als würde sie bald brechen. »Dew? Hörst du mich? Dew?« Es gab nur ein Rauschen und dann plötzlich ein lautes Quietschen. Fast ließ er das Funkgerät fallen. »Scheiße … hast du das gehört?«

      Woody schluckte, dann schluckte er noch einmal. Er hatte Schwierigkeiten, seine Lippen zu befeuchten. »Nur das … das Erz in den Hügeln, wie Dew gesagt hat. Dein Signal ist direkt zurückgeworfen worden.«

      »Meine Güte, Erz.« Jerry drückte seine Nase am Glas platt. »Das ist doch Scheiße und ich mag es ganz und gar nicht.«