Swanns Vergeltung. Shira Anthony. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Shira Anthony
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238565
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meinst Dan?«, hakte sie mit einem kaum unterdrückten Grinsen auf den Lippen nach. Sie liebte es, ihm mehr Details zu entlocken. »Was hast du zu ihm gesagt?«

      Er lehnte den Kopf zurück und sah sie an. Er hatte sich wie ein Arschloch benommen. »Kann sein, dass ich angedeutet habe, er soll seinen Lebensstil ändern.«

      »Du… Was? Das hast du nicht wirklich gemacht, Graham.« Sie stach ihm die Daumen so fest in den Rücken, dass er zusammenzuckte.

      »Er ist an seinem ersten Tag zu spät gekommen, Terri.« Er mochte überreagiert haben, aber Unpünktlichkeit war nun einmal inakzeptabel.

      »Und wenn er einen guten Grund dafür hatte?«

      »Dann hat er ihn nicht erwähnt.« Allerdings hatte er sich entschuldigt.

      »Würdest du dich weniger ärgern, wenn er dir eine Entschuldigung geliefert hätte?«

      Er runzelte die Stirn.

      »Er ist erwachsen und ein Profi, und du hasst solchen Schwachsinn«, fuhr sie fort. »Warum nicht im Zweifel für den Angeklagten?«

      »Ich gebe mein Bestes.« Warum ließ er nur zu, dass Dan ihm so unter die Haut ging?

      Sie widmete sich wieder seinen Schultern. »Du solltest ihn besser kennenlernen. Warum lädst du ihn nicht mal nach der Arbeit auf einen Drink ein?«

      Seine Schultern verspannten sich erneut. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie eine Verabredung mit Dan auf ein paar Drinks wohl ausgehen würde.

      »Möchtest du darüber sprechen?« An der neu hinzugekommenen Anspannung hatte sie viel zu kneten.

      »Da gibt es nichts zu reden.« Sie hatte schon unzählige Male versucht, ihn dazu zu bringen, ihr gegenüber offener über sein Privatleben zu sprechen. So war es sicherer.

      »In Ordnung. Wie wäre es dann, wenn ich dich heute Abend auf einen Drink einlade? Das letzte Mal ist Wochen her. Ich zahle.«

      »Ich…«, setzte er an, änderte seine Meinung dann jedoch. »Klar.« Er vermisste ihre wöchentlichen Happy Hours in der Landmark Tavern. »Aber ich habe nicht viel Zeit.«

      »Heißes Date?«

      Er runzelte die Stirn. In all den Jahren, die sie sich kannten, hatte sie nie aufgegeben, ihn davon überzeugen zu wollen, dass er mehr vom Leben verlangen sollte.

      »In Ordnung. Schätze, das war's für heute.« Sie nahm die Hände von seinen Schultern und ging zur Tür.

      »Danke für die Massage.«

      Sie lachte und winkte ihm zu, als sie das Büro verließ. »Ich hole dich später ab.«

      Graham hatte gerade seine Anzugjacke angezogen, als Dan um kurz vor halb sieben den Kopf in sein Büro steckte. »Feierabend?«

      Dan nickte. »Dachte, ich bringe dir die hier vorher noch vorbei.« Er legte einen Stapel Unterlagen auf Grahams Sideboard ab.

      »Der Privatdetektiv hat etwas zutage gefördert.«

      »Jepp. Und ich habe selbst ein bisschen recherchiert.« Dan grinste und tippte auf den Stapel. Seine Augen erschienen plötzlich blauer.

      Schon auf der Highschool war er attraktiv gewesen, aber jetzt sah er noch viel besser aus. Leicht unordentlich gestuftes, rotbraunes Haar und ein Fünf-Uhr-Nachmittags-Bartschatten hatten den Bürstenhaarschnitt von damals ersetzt. Dans schlanker Körper hatte an all den richtigen Stellen Muskelmasse zugelegt, angefangen bei seinen muskulösen Oberschenkeln über seinen Arsch bis hin zu seinen starken Unterarmen.

      Graham verspürte einen plötzlichen Drang zur Flucht. Schlimm genug, dass er in der Nacht zuvor einen Albtraum davon gehabt hatte, zurück an der Highschool zu sein. Todsicher würde er jetzt nicht anfangen, sich in Fantasien über den Typen zu ergehen.

      »Können wir morgen besprechen, was der Privatdetektiv herausgefunden hat?«, erkundigte er sich. »Ich muss wirklich los.« Ich muss hier raus, bevor ich etwas tue oder sage, das ich bereuen werde.

      »Klar. Morgen ist in Ordnung. Hab einen schönen Abend.«

      Graham ging die drei Blocks zu Jay's, seiner bevorzugten Aufrissbar, zu Fuß. Die drei – oder waren es vier? – Drinks mit Terri hatten ihre Aufgabe erfüllt. Er fühlte sich gut. Sogar besser als gut.

      Sein Körper vibrierte im Rhythmus des Basses, als er sich an die Bar setzte. »Scotch. Pur.«

      Der Barkeeper, Jake, nickte und zwinkerte ihm zu. Kurz nachdem Graham nach Raleigh gezogen war, hatten sie eine Nacht miteinander verbracht. Danach hatte Jake sich mit ihm verabreden wollen, aber dafür war er zu sehr mit seiner aufstrebenden Anwaltskanzlei beschäftigt gewesen. Nun war Jake nicht mehr als ein freundliches Gesicht.

      Graham war es lieber so.

      Der Blonde zu seiner Linken beugte sich zu ihm herüber. »Tanzen?«

      Graham nahm einen großen Schluck von seinem Drink, erwiderte den Blick des Blonden und nickte. Zu Paradise by the Dashboard Light betraten sie die Tanzfläche. Früher war das einer der Lieblingssongs seiner Mutter gewesen.

      Ein paar Stammgäste beobachteten sie beim Tanzen. Graham konnte nicht nachvollziehen, was sie in ihm sahen, aber es kümmerte ihn auch nicht wirklich. Er kam aus einem einzigen Grund hierher – darüber log er sich nie etwas vor.

      »Zu dir oder zu mir?«, fragte der Blonde – Collin – eine Stunde später nach einer weiteren Runde Drinks.

      »Zu mir.«

      Ein Dunstschleier aus Hitze und Luftfeuchtigkeit erwartete sie, als sie den Club verließen. Grahams Shirt klebte ihm an der Brust. Egal. In ein paar Minuten wären sie in seiner Wohnung und er würde die Klamotten sowieso ausziehen.

      Collin war nicht sein Typ, aber seine blauen Augen hatten Graham an das nachmittägliche Gespräch mit Dan und einen Vorfall vor fünfzehn Jahren erinnert. Ein paar der gemeineren von den beliebten Mädchen hatten Laurie, die Neue, in die Ecke gedrängt. Sie hatten sich ihre Tasche geschnappt und den Inhalt quer durch den Flur verteilt. Und nachdem sie gackernd von dannen gezogen waren, hatte Danny sich neben Laurie hingekniet und gesagt: »Na komm, lass mich dir helfen.«

      Seine Augen waren so unglaublich blau gewesen. Und als er hinzufügte: »Mach dir nichts draus«, und dabei sein strahlendes, sorgloses Lächeln aufblitzen ließ, hatte Jimmy sich gewünscht, er wäre an Lauries Stelle.

      Graham verbannte das Bild von Dans Gesicht aus seinen Gedanken. Neben ihm ließ Collin sich über das Footballteam von Carolina aus und darüber, wie er Saisontickets abgestaubt hatte, weil sein Vater ein großzügiger Spender war.

      »Planänderung«, verkündete Graham.

      »Was?« Collin starrte ihn an.

      »Ich bin müde«, log Graham. »Ist einfach nicht meine Nacht.«

      »Ach, jetzt komm. Vor ein paar Minuten schienst du noch ganz bei der Sache zu sein.«

      »Tut mir leid.« Graham lächelte ihn ausdruckslos an. »Vielleicht ein andermal.«

      Collin schüttelte den Kopf und machte sich auf den Rückweg zur Bar. Graham griff in seine Hosentasche und zog den Schlüsselanhänger heraus, der ihm Zutritt zum Gebäude verschaffte. Er hatte keine Erklärung dafür, aber er war einfach nicht in der Stimmung.

      Kapitel 7

      »Sie haben was?«, knurrte Graham in den Hörer.

      »Sie haben eine einstweilige Verfügung beantragt«, erklärte Kara, Grahams Rechtsanwaltsgehilfin, in ihrem beruhigendsten Tonfall. »Sie behaupten, Ms. Carter wäre an eine Wettbewerbsklausel gebunden, und sie streben ein vorübergehendes Kontaktverbot an. Kam heute mit der Post.«

      Von der Wettbewerbsklausel hatte Graham gewusst. Zog man das Staatsgesetz heran, war sie wahrscheinlich nicht durchsetzbar – dafür waren Umfang und Geltungsbereich zu weit gefasst. Das hatte er mit Petra