Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783736428577
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Doch braucht auch jener seine Krallen gut.

       Und beide stürzten bald zu den Bepichten,

       Die sie bewachten, in die heiße Flut.

       Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten,

       Doch, ganz bepicht das rasche Flügelpaar,

       Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten.

       Und Sträubebart, der sehr betreten war,

       Ließ vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen.

       Die äußerst schnell mit ihren Haken zwar,

       Auf sein Geheiß zum Peche niederstiegen.

       Wo jeder den Besalbten Hilfe bot,

       Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen

       Und ließen sie in dieser großen Not.

      Dreiundzwanzigster Gesang

      Wir gingen einsam, schweigend, unbegleitet.

       Ich hinterdrein, der Meister mir voraus,

       Wie auf dem Weg ein Franziskaner schreitet.

       Mir mußte wohl der Teufel wilder Strauß

       Äsopens Fabel ins Gedächtnis bringen,

       Worin er spricht vom Frosch und von der Maus.

       Denn wer Beginn und Schluß von beiden Dingen

       Mit reiflicher Erwägung wohl verglich,

       Dem konnte Jetzt und Itzt nicht gleicher klingen.

       Und wie aus einem der Gedanken sich

       Der zweit entspinnt, so mußt ich weiterdenken,

       Und doppelt faßte Furcht und Schrecken mich.

       Ich dachte so: Die sind in ihren Ränken

       Durch uns gestört, beschädigt und geneckt

       Und müssen drob sich ärgern und sich kränken.

       Wenn dies zur Bosheit noch den Zorn erweckt,

       So werden sie uns nach im Fluge brausen,

       Wie wild ein Hund sich nach dem Hafen streckt.

       Schon fühlt ich mir das Haar gesträubt vor Grausen,

       Und rückwärts lauschend, rief ich: "Meister, flieh!

       Verbirg uns wo in diesen Felsenklausen.

       Die Grimmetatzen kommen schon. O sieh,

       Sie kommen schon mit einem ganzen Heere!

       So, wie ich sie mir denke, fühl ich sie!"

       Und er zu mir: "Wenn ich ein Spiegel wäre,

       Kaum faßt ich doch dein äußres Bild so klar.

       Als ich dein inneres mir leicht erkläre.

       Jetzt aber nimmst auch du mein Innres wahr

       Und kommst mir selber schon mit dem entgegen,

       Was für uns beid in mir beschlossen war.

       Und ist der Abhang rechts nur so gelegen,

       Daß man zum nächsten Schlund hinunter kann,

       So sollen sie umsonst die Flügel regen."

       Kaum sprach ers, als die Teufelsjagd begann,

       Und mit gespreizter Schwing, um uns zu fangen.

       Kam, nicht gar fern, der wilde Zug heran.

       Mein Führer eilte nun, mich zu umfangen,

       Der Mutter gleich, die aufwacht beim Getos

       Und nahe sieht die Flammen aufgegangen,

       Ihr Kind erfaßt und, nur um dessen Los

       Bekümmert, nicht um ihrs, enteilt ins Weite

       Entkleidet noch und bis aufs Hemde bloß.

       Daß er herab am harten Felsen gleite,

       Streckt er sich rücklings an den steilen Hang,

       Der jenen Sack verstopft von einer Seite.

       Nie hat ein Mühlbach sich mit schnellerm Drang

       Aufs Mühlenrad durch seine Rinn ergossen,

       Als jetzt mein Meister, vor Verfolgung bang,

       Von jenem Felsenhang herabgeschossen,

       Mich mit sich nehmend, an die Brust gepreßt

       Und fest umstrickt, als Kind, nicht als Genossen.

       Kaum stand sein Fuß am Rand der Tiefe fest,

       So hörten wir sie über jenem Grunde,

       Doch er blieb ohne Furcht; denn nimmer läßt

       Die ewge Vorsicht, die im fünften Runde

       Als Diener ihrer Macht sie eingesetzt,

       Sie wieder vor aus diesem schmalen Schlunde.

       Getünchte Leute sahn wir unten jetzt

       Im Kreise ziehn mit langsam-schweren Tritten,

       Matt und erschöpft, von Tränen ganz benetzt.

       Verhüllt die Augen von Kapuzen, schritten

       Sie träg dahin in Kutten, gleich der Tracht

       Der Mönch in Köln am Rheine zugeschnitten;

       Gold außen, blendend durch des Glanzes Pracht,

       Von innen Blei, schwer, daß von Stroh erscheinen,

       Die Friedrich für den Hochverrat erdacht.

       O Mantel, lastend unter ewgen Peinen!

       Wir gingen, folgend, zu der Rechten mit,

       Aufmerksam auf ihr jammervolles Weinen.

       Doch so erschwert war durch die Last ihr Tritt,

       Daß neben uns, so oft wir vorwärts traten,

       Ein neuer Sünder durch das Dunkel schritt.

       Ich sprach: "Oh sieh dich um! ist wohl durch Taten

       Und Namen mir von diesen wer bekannt?

       Und sage mirs, sobald wir einem nahten!"

       Und einer, der Toskanisch wohl verstand,

       Rief hinter uns: "Oh bleibt ein wenig stehen,

       Ihr, die ihr rennt durch dieses dunkle Land.

       Was du verlangst, kann wohl durch mich geschehen!"

       Da wandte sich mein Herr und sprach: "Halt an

       Und suche langsam, wie er selbst, zu gehen."

       Ich stand und sah nun zwei, die, um zu nahn,

       Sich sehr anstrengten und sich weidlich plagten.

       Gehemmt von schwerer Last und enger Bahn;

       Dann, angelangt, mit keinem Worte fragten,

       Vielmehr nach mir den scheelen Blick gedreht,

       Sich unter sich besprechend, dieses sagten:

       " Der lebt, wie ihr am Zug des Odems seht,

       Und welcher Freibrief dient zu ihrem Schilde,

       Daß der und jener ohne Bleirock geht?"

       Zu mir dann: "Tusker, der du zu der Gilde

       Der Heuchler kommst, zu ihrem trüben Leid,

       Wer bist du? Sag es uns mit Huld und Milde."

       Und ich: "Mich hat die Stadt voll Herrlichkeit

       Am Arnostrand geboren und erzogen,

       Und diesen Körper trug ich jederzeit.

       Doch wer seid ihr, von deren Wang in Wogen

       Ein Tränenstrom so schmerzlich niederrinnt?

       Und was hat euch solch Übel zugezogen?"

       Und einer sprach: "Die gelben Kutten sind

       Von Blei, so schwer, daß ihr Gewicht der Wage,