Kapitel 1: Die Heimstatt des Todes
Kapitel 2: Die Residenz des Ermittlers
Kapitel 3: Die Stätte der Gebeine
Kapitel 5: Stadt der Engel und Teufel
Kapitel 6: Die Nacht des Grauens
Kapitel 8: Das Haus des Geldes
Kapitel 9: Der Hort der Wahrheit
Kapitel 10: Nekrotische Romanze
Kapitel 11: Erkenntnisse in Verwesung
Kapitel 12: Der Fürst der Knochen
Kapitel 13: Die Kathedrale des Untods
Sorrowville
Teil 1: Der Knochenfürst
Malcolm Darker
Impressum
Originalausgabe | © 2020
Verlag in Farbe und Bunt
Am Bokholt 9 | 24251 Osdorf
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Alle Rechte liegen beim Verlag.
Herausgeber: Björn Sülter
Lektorat & Korrektorat: Telma Vahey
Cover-Illustration: Terese Opitz
Cover-Gestaltung: EM Cedes
Satz & Innenseitengestaltung: EM Cedes
ISBN (Print): 978-3-95936-252-8
ISBN (Ebook): 978-3-95936-253-5
ISBN (Hörbuch): 978-3-95936-254-2
Vorwort
Die Goldenen Zwanziger in Amerika – Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft erblühen. Doch in manchen Städten sind selbst die Fassaden von Schmutz besudelt, und nicht einmal der Schein trügt.
An diesen Orten haben Verbrechen und Korruption die Herrschaft ergriffen. Verborgen in den Ruinen der Rechtschaffenheit lauern überdies unsagbare Schrecken, welche die Vorstellungskraft schwacher Geister und krimineller Gemüter sprengen. Kaskaden des Wahnsinns, geboren aus einem zerstörerischen Willen zu allumfassender Macht, zerren am Verstand einst braver Bürger.
Dagegen stellt sich Zacharias Zorn, Privatermittler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Er ist derjenige, der Licht in die Finsternis zu tragen imstande ist – unter Einsatz seines Lebens und seiner Seele.
Willkommen … in Sorrowville!
Kapitel 1: Die Heimstatt des Todes
Wolken verdeckten den Himmel und erlaubten keinen Blick auf die Sterne. Wo an anderen Orten die Augen in der Unendlichkeit des Kosmos schwelgten, manifestierte sich hier ein graues Wabern, das wie eine Glocke über der Stadt in der Black Hollow Bay hing.
Sorrowville ergab sich der Dunkelheit.
Das Licht des fast vollen Mondes drang nicht bis zum Boden durch, sodass die Schatten in den Parks und Avenues, in den Hinterhöfen der Lagerhäuser und Fabriken rund um den Hafen oder in den Winkeln der Main Street dunkler und bedrohlicher wirkten als gewöhnlich. Doch am finstersten war es auf dem Green Wood Cemetery am Rand von Sorrowville. Die Kleinstadt war weit entfernt, und ein dichter Tannenwald begrenzte das Feld der Toten an drei Seiten wie eine Mauer.
Ein einzelnes Licht durchdrang die Finsternis nahe der Tannen, eine Gaslampe, gehalten vom einzigen Menschen, der in der Nacht hier unterwegs war. Bernhard White, genannt Bernie, war Friedhofswärter auf dem Green Wood Cemetery und sorgte seit dreißig Jahren dafür, dass es niemand wagte, den schmiedeeisernen Zaun zu überklettern, um sich an den letzten Ruhestätten der Bürger von Sorrowville zu schaffen zu machen. Nicht wenige hatten es versucht, kaum einer hatte je Erfolg gehabt.
Bernie absolvierte wie jede Nacht eine seiner Runden entlang des Zauns. Mit routinierten Handgriffen überprüfte er hier und da den Halt der Eisenstreben und die Beschaffenheit des Bodens. Es gab wenige Stellen, die für eine Überkletterung geeignet waren, und Bernie kannte sie alle. An vielen hatte er Fußangeln ausgelegt, doch außer einigen unglücklichen Tieren war seit Jahren kein Grabschänder mehr in seine Fänge geraten. Egal, welch niedere Instinkte man besaß, selbst die vielen Unglücklichen in Sorrowville, die den Verstand an Absinth oder Opiate verloren hatten und dringend Geld benötigten, wagten sich nicht mehr in Bernies Reich.
Bernhard White war der Wächter der Toten, und sein Ruf glich dem Sensenmann selbst. Wer ihm nachts begegnete, sah sich einem jähen Ende gegenüber, und diejenigen, die die Gerüchte über ihn für übertrieben gehalten hatten, lagen nun nahe jenen, deren letzte Ruhe sie hatten stören wollen.
Die Familiengrüfte der Reichen hatten einst ein lohnendes Ziel für den Abschaum der Stadt dargestellt, doch sie waren noch nie so sicher wie in den vergangenen Jahrzehnten gewesen. Die Totenruhe von Eltern und Großeltern, von zu früh verstorbenen Geschwistern oder der in die Heimat überführten Gefallenen des Großen Krieges war niemals so tief gewesen wie unter der nächtlichen Herrschaft des Totenwächters Bernhard White. Vom Bürgermeister über die Industriellen und die Oberhäupter der Familienclans bis hinunter zu den verbliebenen gottesfürchtigen Bürgern und Arbeitern wusste man seine Wacht zu schätzen und vergalt sie dem bald Sechzigjährigen reichlich. Es gab wohl keinen anderen Friedhofswächter in Maine oder Neuengland, der durch ihre Zuwendungen über ein ähnliches Einkommen verfügte wie er.
Bernie war jeden Cent wert, und das wusste er. Trotz der Finsternis entging ihm wenig, denn er verfügte über ein außerordentlich gutes Gehör. Zudem begleitete ihn sein Hund Reiver, eine meist schlecht gelaunte Bulldogge von grotesker Größe. Diejenigen, die den Zaun überwanden, sahen sich mit seinen dolchartigen Reißzähnen konfrontiert, und mehr als ein