neunten Jahre gelesen haben mag, schwerlich drei wiedererzählen könnte, es wäre denn in der Manier des Sultans in den
Vier Fakardins des Grafen Anton Hamilton. Herr M. hat sich mit einer spanischen Novelle aus der Sache gezogen; was bleibt mir also, um etwas Neues auf die Bahn zu bringen, als eine
Anekdote? Glücklicherweise liegt mir eine noch ganz frisch im Gedächtnisse, die sich mit zweien meiner vertrautesten Freundinnen zugetragen hat und die, wofern sie durch meine Erzählung nicht zu sehr verliert, sonderbar genug ist, um die Stelle eines Feenmärchens auszufüllen. Von der schönen Moral, die sich daraus abziehen läßt, will ich aus zwei Ursachen nichts sagen: erstens, weil sie nirgends weniger als in der Gesellschaft, deren Mitglied ich itzt zu sein die Ehre habe, anwendbar ist; und zweitens, weil ich die
moralischen Erzählungen
von Profession (wenn ich so sagen darf) ebensowenig liebe als die Komödien, worin es auf die Erbauung der Zuschauer abgesehen ist. Die einen und die andern können sehr moralisch, sehr erbaulich und doch sehr langweilig sein; sind sie hingegen, was ihr eigentlicher Zweck erfordert, unterhaltend und belustigend, so müßt es nicht natürlich zugehen, wenn die guten Lehren und Sittensprüche nicht zu Dutzenden daraus hervorsprängen. – Doch verzeihen Sie diese Abschweifung! Ich komme zur Sache.«