Guten Tag, ich bin das Hausgespenst. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия: Hausgespenst
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711719633
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Bauernhof!“ meinte Peter. „So was muß zu kriegen sein. Wenn ein Bauer seinen Beruf aufgibt und in die Stadt zieht, kann er das Land leicht an einen größeren Bauern verkaufen … und das Haus bleibt dann übrig.“

      „Was du alles weißt“, staunte Monika.

      „Hab ich in der Zeitung gelesen.“

      „Zeitung!“ rief Monika. „Das ist das Stichwort! Stehen solche Sachen nicht immer in der Zeitung?“

      „Was habe ich doch für kluge Kinder“, stellte Herr Schmidt fest. „Her mit der Zeitung … sie liegt da drüben auf dem kleinen Tisch.“

      „Findet ihr nicht, daß wir erst abräumen sollten“, schlug seine Frau vor.

      „Gute Idee!“ Herr Schmidt stand auf und setzte sich die Brille auf die Nase. „Ihr räumt ab, und ich studiere den Immobilienmarkt.“

      „Den … was?“ fragte Monika.

      „Immobilien!“ wiederholte Liane betont. „Das sind Häuser und so etwas … es ist Latein und bedeutet in der Übersetzung:,Unverrückbare …‘ im Gegensatz zu den Mobilien, den beweglichen Dingen.“

      „Ach so.“

      Die jungen Leute halfen der Mutter schwatzend und gutgelaunt, den Tisch abzudecken, zu spülen und die Küche in Ordnung zu bringen, während der Vater es sich in seinem Sessel bequem machte und aufmerksam die Inserate las.

      Alle waren sich darin einig, daß es eine fabelhafte Idee sei, aufs Land zu ziehen. Nicht, daß es ihnen in München nicht mehr gefiel, aber es war nicht zu verleugnen, daß ihre schöne Wohnung in der Holbeinstraße wirklich zu klein geworden war. Dazu kam, daß die drei Geschwister, Monika, Liane und auch Peter, sich schon seit langem sehnlichst ein Haustier wünschten, einen Hund oder wenigstens eine Katze. Aber das duldete der Hausbesitzer nicht; er hatte seinen Willen im Mietvertrag ausdrücklich festgelegt. Außerdem fanden die Eltern, daß die Haltung eines Tieres im fünften Stock für die Menschen zumindest unbequem, für die Tiere aber noch schlimmer sei. Jetzt schien die Verwirklichung dieses Traumes plötzlich zum Greifen nahe.

      Die Mutter versuchte ihre Begeisterung ein wenig zu dämpfen. „Wird es euch nicht leid tun?“ fragte sie. „Wegen eurer Freunde und Freundinnen, meine ich.“

      „Ach was“, erwiderte Liane rasch, „die können uns doch auf dem Land besuchen!“

      „Wenn ich eine Couch in mein neues Zimmer kriege“, rief Monika, „dann kann Gaby sogar bei mir übernachten! Nicht wahr, Mutti, das darf sie doch?“

      Als sie ins Wohnzimmer zurückkamen, hatte der Vater schon einige, sehr verheißungsvoll klingende Angebote angestrichen. Sie rissen sich das Blatt gegenseitig aus den Händen, um sie zu lesen.

      „Morgen früh fahre ich los, um mir was anzusehen“, versprach Herr Schmidt.

      Alle waren sehr aufgekratzt. Monika gelang es, ihre Eltern zu überzeugen, daß sie heute auf keinen Fall um neun schlafen würde. So wurde denn doch die große Ausnahme gemacht: Monika durfte eine Stunde länger aufbleiben. Die ganze Familie sah sich gemütlich den alten Hollywoodfilm an, und alle waren nachher der Ansicht, daß es sich gelohnt hatte.

      Als die Schwestern dann endlich doch in ihren übereinanderstehenden Betten lagen, Monika oben und Liane unten, seufzte die Jüngere wohlig: „Das war ein schöner Tag!“

      „Kann man wohl sagen“, stimmte Liane zu, „auch wenn aus dem Haus auf dem Lande nichts wird … wenigstens haben wir Clark Gable gesehen!“

      „Sag doch so was nicht!“ widersprach Monika erschrocken. „Es wird was … es muß was daraus werden!“

      Große Erwartungen

      Tatsächlich sah es dann wochenlang so aus, als würde der Traum von dem Haus auf dem Lande sich doch nicht erfüllen. Es war viel schwerer, ein passendes Objekt zu finden, als die Schmidts es sich vorgestellt hatten.

      Das Haus mußte nämlich so nahe an der Stadt liegen, daß der Vater ohne Schwierigkeiten täglich zu der Firma kommen konnte, bei der er arbeitete. Liane und Peter, die beide ein neusprachliches Gymnasium besuchten, konnten nicht in eine Gegend ziehen, wo es keine höheren Schulen gab. Auch sie mußten täglich in die Stadt hinein. Während Herr Schmidt immerhin mit seinem Auto fahren konnte, waren sie auf eine Bus- oder Bahnverbindung angewiesen; der Vater brauchte erst eine Stunde später im Betrieb zu sein als sie in ihrem Gymnasium.

      Ihnen selber war dieses Problem anfangs winzig erschienen, aber als sie dann ernsthaft auf Häusersuche gingen, schien es geradezu unüberwindlich zu werden. Wenn sie ein Haus in „günstiger Verkehrslage“, wie es im Angebot hieß, fanden, dann war die Miete regelmäßig unerschwinglich. Im besten Fall handelte es sich auch um eine alte Schaluppe, die kaum noch bewohnbar war. Dann fuhren sie alle zusammen zur Besichtigung und überlegten, was mit Pinsel und Säge getan werden konnte, bis sie enttäuscht einsehen mußten, daß es ein Faß ohne Boden sein würde.

      Zuerst war Herr Schmidt noch jeden Samstag zu einem Makler oder einer Hausbesichtigung gefahren, aber allmählich legte sich sein Eifer.

      Jedesmal wieder enttäuscht zu werden war entmutigend. Es kam hinzu, daß die Zahl der Angebote, die in Frage kamen, immer geringer wurde, nachdem er sie ein paarmal gründlich durchgesiebt hatte.

      Auch die anderen waren nahe daran zu resignieren. Nur Monika war nicht bereit aufzugeben. Ihr ganzes Herz hing an der Vorstellung von einem eigenen Garten, vor allem aber von einem eigenen Pferd. So ließ sie es sich nicht nehmen, den Immobilienmarkt noch einmal zu durchforsten, wenn der Vater die Zeitung schon aus der Hand gelegt hatte.

      Eines Samstagnachmittags spielten Herr und Frau Schmidt, Liane und Peter zusammen Rommé. Monika hatte nicht mitspielen wollen, denn es schien ihr wichtiger, die Inserate durchzusehen. Sie hatte sich zu diesem Zweck bäuchlings auf den Teppichboden gelegt.

      „Ich werd verrückt!“ schrie sie plötzlich.

      „Das brauchst du doch gar nicht erst zu werden“, brummte ihr Bruder, der schlecht gelaunt war, weil seine Karten nicht zusammenpaßten.

      Moni beachtete seinen Einwurf gar nicht. „Wirklich und wahrhaftig, Vati, du hast das Schönste übersehen!“ Sie schwang sich in den Schneidersitz und tippte auf ein bestimmtes Inserat. „Da! Ich werd’s euch übersetzen!“ Mittlerweile hatte sie nämlich gelernt, die manchmal schwer verständlichen Abkürzungen zu entziffern und wußte auch, wozu sie benutzt wurden: um für ein Inserat so wenig wie möglich zahlen zu müssen. „Schönes altes Haus, acht Zimmer, im besten Zustand, an idyllischem Teich gelegen, beste Verbindungen zur Innenstadt …“ Moni unterbrach sich. „Warum hast du das nicht angekreuzt, Vati? Hast du es übersehen?“

      „Bestimmt viel zu teuer!“ behauptete ihr Vater und, um zu zeigen, wie wenig ihn Monikas Entdeckung interessierte, wandte er sich an die Mitspieler: „Ihr seid so verdächtig schweigsam, ich komme jetzt lieber raus!“ Er legte einen Teil seiner Karten auf den Tisch.

      „Aber das ist nicht wahr!“ rief Monika. „Es heißt doch ausdrücklich: ,preisgünstig zu vermieten‘.“

      „Was die schon unter preisgünstig verstehen!“ sagte Peter, und zu den anderen: „Ich kann noch gar nicht ablegen!“

      „Dein Pech.“ Auch Liane legte ab.

      „Aber wir können doch wenigstens fragen!“ bettelte Monika. „Bitte, bitte, ruf den Makler an!“

      „Immer mit der Ruhe“, mahnte die Mutter, „erstens sind wir gerade mitten im Spiel, und zweitens muß ich dich enttäuschen … dieses Haus mit dem Teich hat vor sechs Wochen schon mal dringestanden.“

      „Na und? Hat Vati es sich etwa schon angesehen?“

      „Nein.“

      „Dann ist es doch ganz egal …“

      „Moni, nun nimm doch mal Vernunft an! Wenn ein so verlockendes Angebot nicht weggeht wie ein frisch gebackener