Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975739
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mit glasigen Augen an.

      »Meine Kathi?« entgegnete er mit schwerer Zunge. »Hat sich was! Das war einmal.«

      Georg Heppner war erstaunt.

      »Wie, seid ihr auseinander? Das hab’ ich ja gar net gewußt.«

      Er deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche, auf der Kathi und Tobias sich drehten.

      »Wegen dem etwa?«

      Florian stand schon eine ganze Weile am Tresen und ertränkte seinen Kummer in Obstler und Bier. Sein Versuch, wieder mit der hübschen Bauerntochter zusammenzukommen, war kläglich gescheitert. Dabei war er sicher gewesen, daß es gar nicht ernst gemeint war, als Kathi ihm den Laufpaß gegeben hatte. Frauen hatten eben manchmal ihre Launen, damit mußte man sich einfach abfinden und sie gewähren lassen. Es war ja auch nicht das erste Mal, daß es zwischen ihnen gekriselt hatte. Aber das mußte ja noch lange nicht heißen, daß die Beziehung endgültig zu Ende war.

      Hatte er jedenfalls angenommen.

      Dabei hatte es so schön angefangen. Genau hier, auf einem der Tanzabende, waren sie sich nähergekommen. Florian hatte schon lange ein Auge auf Kathi geworfen, und auch ein wenig Berechnung steckte dahinter. Als zweitgeborener Sohn kam er als Erbe nicht in Frage, den elterlichen Hof würde einmal sein älterer Bruder übernehmen. Ihm blieb nur, für Thomas zu arbeiten, oder sich nach einer Hoferbin umzusehen. Aber davon gab es im Wachnertal so viele nun auch wieder nicht. Da war die Aussicht, eines Tages Kathi Steingruber zu heiraten, schon so etwas wie ein Sechser im Lotto.

      Der Heppner-Georg stieß ihn an.

      »Willst’ dir das wirklich gefallen lassen?« stänkerte er weiter. »Stell’ dir doch mal vor, was dir da durch die Lappen geht.«

      »Das weiß ich selbst«, erwiderte Florian ungehalten. »Aber was soll ich denn machen?«

      »Ihm eins auf die Nase geben!« lachte der Knecht, der auf dem Brandnerhof arbeitete.

      Florian Waldner sah ihn stumm an. Er wußte, daß der Schorsch, wie Heppner allgemein gerufen wurde, immer dabei war, wenn es eine Rauferei gab. Allerdings nie als Beteiligter, sondern immer nur als johlender Zuschauer, der die Kontrahenten durch sein Geschrei noch weiter anzustacheln suchte.

      Außerdem hatte er selbst einmal versucht, mit Kathi anzubändeln, und natürlich hatte er dabei auch den Bauernhof im Auge gehabt. Indes waren seine Chancen bei ihr nie sehr groß gewesen.

      »Eins auf die Nase geben und ihm klarmachen, daß der Bursche sich net einfach ein Madl schnappen kann, wie’s ihm gefällt«, bohrte Heppner weiter. »Mensch, Florian, jetzt laß dir doch net den Schneid abkaufen. Zeig’s ihm!«

      Der Bauernsohn nahm einen weiteren Schluck aus dem Bierkrug und wischte sich hinterher über die Lippen.

      Recht hat er ja, der Schorsch, dachte er. Wahrscheinlich ist der Kerl der Grund, warum die Kathi mit mir Schluß gemacht hat.

      Aber die Gelegenheit war eigentlich ungünstig. Er selbst merkte, daß er zuviel getrunken hatte und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, und der Bursche da drüben, der so eng mit der Kathi tanzte, sah nicht gerade wie ein Schwächling aus.

      Dennoch, irgendwas mußte er unternehmen, bevor er vor aller Welt wie ein Depp dastand, weil ihm seine Verlobte wegen eines anderen fortgelaufen war.

      Wenn er sich nicht irrte, dann mußte es sich bei dem Kerl um diesen Rumtreiber handeln, von dem alle sprachen. Und da mußte sich doch vielleicht was machen lassen...

      Florians Hirn war nicht so sehr vom Alkohol umnebelt, daß er nicht noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Er beschloß, erst einmal abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten und den Rumtreiber nicht aus den Augen zu lassen.

      Georg Heppner spürte, daß er den Bauernsohn nicht weiter ›aufheizen‹ konnte, und verlor das Interesse. Er trollte sich davon, und Florian blieb alleine stehen. Nach einer Weile sah er, daß Kathi an den Tisch zurückging, an dem ihre Eltern saßen, während der Bursche nicht mehr zu sehen war.

      Er bestellte einen weiteren Obstler, doch die Saaltochter hinter dem Tresen schüttelte den Kopf.

      »Für heut’ ist’s genug, Flori’«, sagte Liesl. »Schau lieber, daß du sicher nach Haus’ kommst.«

      Eigentlich hätte sich Florian Waldner folgsam gefügt, und es war ja nur in seinem eigenen Interesse, wenn die Bedienung aufpaßte, daß er sich nicht sinnlos betrank. Doch heute wollte er nicht gehorchen. Er baute sich breitbeinig vor dem Tresen auf und stemmte die Fäuste in die Hüften.

      »Wenn ich was trinken will, dann wirst’ mich gefälligst bedienen!« brüllte er los.

      Sofort war Sepp Reisinger zur Stelle.

      »Laß gut sein«, sagte der Wirt. »Wenn meine Leute meinen, daß jemand genug hat, dann dürfen s’ ihm nix mehr ausschenken. Das ist eine Anweisung von mir.«

      Er legte dem Bauernsohn einen Arm um die Schultern und wollte ihn vor die Tür bringen. Doch Florian schüttelte ihn ab und hob drohend die Faust.

      »Keiner rührt mich an!« donnerte er.

      Sepp wich zur Seite, aber ein paar andere Gäste packten den Betrunkenen und beförderten ihn kurzerhand nach draußen.

      Dort schwankte Florian zu einer Bank auf der anderen Straßenseite und ließ sich darauf niedersinken.

      »Laß ihn seinen Rausch ausschlafen«, meinte einer der Burschen. »Wenn’s kalt wird, kommt er schon wieder zur Vernunft.«

      Also ließen sie ihn sitzen und gingen wieder hinein.

      *

      »Ich muß mich wohl mal wieder bei meinen Eltern sehen lassen«, sagte Kathi. »Aber lauf’ net fort, nachher möcht’ ich noch mal mit dir tanzen.«

      Tobias nickte schmunzelnd.

      »Keine Angst«, erwiderte er und sah ihr hinterher, wie sie zwischen den Tischen verschwand.

      Er schlenderte durch den Saal, an der Tanzfläche vorbei und schaute sich um. Die meisten Leute kannte er nicht, oder erkannte sie nicht wieder. Einmal glaubte er die Frau aus dem Nebenhaus zu sehen. Brunner hieß die Familie, aber sicher war er nicht, ob es wirklich die Nachbarin war. Schließlich ging er an den Tresen zurück und bestellte ein Wasser. Neben ihm stand eine Gruppe von vier Männern, die ihn auffällig musterten. Tobias beachtete sie nicht weiter, bis einer ihn ansprach.

      »Bist du net der Berghofer?« fragte der Mann.

      »Stimmt«, nickte er.

      »Bei uns gehört’s sich eigentlich, daß man sich vorstellt«, schnarrte der andere. »Hast’ es wohl net nötig, was?«

      Tobias bedachte ihn mit einem Blick, der den Mann unsicher werden ließ.

      »Warum sollte ich das tun?« fragte er. »Schließlich kennt ihr mich doch.«

      »Bist’ wohl nix geworden in der Fremde«, mischte sich ein anderer ein. »Bloß überheblich.«

      Tobias stellte sein Glas ab.

      »Was wollt ihr von mir?« sagte er. »Laßt mich einfach in Ruhe. Ich hab’ mit euch nix zu schaffen und ihr net mit mir.«

      Er wandte sich zum Gehen. Lust auf eine Rauferei hatte er nicht, und daß die Männer nicht mehr nüchtern waren, sah er. Einer packte ihn an der Schulter und wollte ihn zurückhalten. Tobias ergriff das Handgelenk und hielt es eisern fest. Der Mann verzog das Gesicht.

      »Aua!«

      »Laßt gut sein«, sagte Tobias friedlich und schüttelte die Hand ab.

      Dann ging er weiter, während die Männer ihm hinterher blickten.

      »So ein Angeber!« fluchte einer.

      »Dem gehören Manieren beigebracht!« sagte ein anderer.

      Und dann standen sie zusammen und schimpften über den eingebildeten Schnösel, der es nicht nötig